Bild: Wolfgang Amadeus and Maria Anna Mozart 1780
von Peter Sommeregger
Maria Anna Mozart, fünf Jahre vor ihrem Bruder Wolfgang geboren, zeigte ähnlich wie dieser musikalisches Talent und spielte mit ihm 4-händig Klavier, die Perfektion der beiden begründeten ihren Ruf als Wunderkinder.
Der Vater Leopold vermarktete seine begabten Kinder auf Konzerttourneen durch halb Europa, das Interesse des Vaters fokussierte aber hauptsächlich auf die Ausbildung des Sohnes. Maria Anna blieb aber Zeit ihres Lebens eine virtuose Klavierspielerin und unterrichtete auch zahlreiche Schüler.
Eine Laufbahn als Konzertpianistin war ihr aber aus gesellschaftlichen und familiären Gründen nicht möglich. Nachdem die Mutter 1877 in Paris auf einer Reise mit dem Sohn Wolfgang verstorben war, übernahm „Nannerl“ die Führung des Haushaltes für den Vater in Salzburg.
Die Verbindung mit einem ersten Heiratskandidaten, Franz d’Ippold, zerschlug sich, im Jahr 1784 heiratete sie schließlich den adeligen zweifachen Witwer Johann Baptist Freiherrn von Berchtold zu Sonnenburg, der fünf unmündige Kinder in die Ehe mitbrachte. Mit ihm lebte sie in St. Gilgen, etwa 30 km von Salzburg entfernt. Neben ihrer Rolle als liebevolle Stiefmutter brachte Nannerl aber auch noch drei eigene Kinder zur Welt, von denen allerdings nur der Sohn Leopold das Erwachsenenalter erreichte.
Es ist überliefert, dass sie auch als verheiratete Frau täglich mindestens drei Stunden am Klavier übte, und sich so ihre Meisterschaft bewahrte. Obwohl sie durch die Ehe materiell unabhängig geworden war, unterrichtete sie weiterhin ausgewählte Schüler.
Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1801 übersiedelte sie zurück nach Salzburg. Dort setzte sie sich weiterhin für das Werk ihres 1791 verstorbenen Bruders ein, führte Korrespondenzen mit Musikverlegern und den ersten Biographen W.A. Mozarts. Auch als Konzertpianistin trat sie immer wieder in Erscheinung. 1820 traf sie wieder mit ihrer Schwägerin Constanze zusammen, die inzwischen mit dem Freiherrn von Nissen verheiratet war, dem sie wichtige Briefe und Dokumente für seine geplante Mozart-Biographie zur Verfügung stellte. Zu ihrer großen Freude erhielt sie 1821 Besuch von ihrem Neffen Franz Xaver Wolfgang Mozart, den sie zuvor noch nie gesehen hatte.
Einige Jahre vor ihrem Tod erblindete sie, nach längerer Krankheit starb sie am 29. Oktober 1829. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Salzburger Petersfriedhof in der kommunalen Gruft der Stadt Salzburg, in der u.a. auch der Komponist Michael Haydn bestattet ist.
Ihr Leben war sicherlich ein eher glückliches, aber man muss bedauern, dass ihr durch den übergroßen Schatten ihres Bruders keine eigenständige Laufbahn als Musikerin vergönnt war. Offenbar gab es von ihr kleinere Kompositionen, die der Bruder in Briefen lobte, erhalten sind diese aber leider nicht. So bleibt sie in der Geschichte der Familie Mozart auf das begabte Nannerl reduziert.
Peter Sommeregger, 24. Oktober 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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