Foto: Patzak in der Garderobe des Salzburger Festspielhauses (1947) de.wikipedia.org
von Peter Sommeregger
Der am 9. April 1898 in Wien geborene Julius Patzak begann frühzeitig eine musikalische Ausbildung, strebte ursprünglich eine Laufbahn als Dirigent und Kirchenmusiker an. Ab dem Jahr 1926 bildete er sich aber autodidaktisch zum Sänger aus. Erste Engagements führten ihn ins böhmische Reichenberg (Liberec) und nach Brünn. Bereits 1928 wurde er an das Nationaltheater in München engagiert.
In München feierte er vor allem mit seinen Mozart-Partien große Erfolge und rückte schnell zu den wichtigsten Sängern der Bayerischen Staatsoper auf. Der Sänger zeichnete sich durch die Vielfalt seiner Rollen aus, neben seinen Mozart-Partien sang er auch Rollen von Richard Strauss und Richard Wagner. In der Uraufführung der Oper „Friedenstag“ von Richard Strauss sang er 1938 die Rolle des Schützen, 1939 wirkte er an der Uraufführung von Carl Orffs „Der Mond“ mit.
Nach dem Krieg wurde Patzak bereits 1945 an die Staatsoper seiner Heimatstadt Wien berufen. Regelmäßig trat er auch bei den Salzburger Festspielen auf, so wirkte er 1947 an der Uraufführung von Gottfried von Einems Oper „Dantons Tod“ mit. Unter Wilhelm Furtwängler sang er in Salzburg über mehrere Jahre den Florestan in Beethovens „Fidelio“. Eine seiner Glanzrollen war auch der Palestrina in Hans Pfitzners gleichnamiger Oper.
Neben der Opernbühne war Julius Patzak auch auf dem Konzertpodium erfolgreich. Die Evangelisten in den Passionen von Bach gehörten ebenso zu seinem Repertoire, wie Händels Messias, Schönbergs Gurrelieder oder das Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“ seines einstigen Lehrers Franz Schmidt. Aber auch als Sänger von Liedern war Julius Patzak gerne im Konzertsaal gesehen.
Bis 1966 konnte man Patzak auf der Bühne der Wiener Staatsoper erleben, parallel dazu unterrichtete er an der Wiener Musikakademie Gesang. Nachdem er sich auch davon zurückgezogen hatte, verbrachte er seine letzten Jahre am Tegernsee, wo er am 26. Januar 1974 in Rottach-Egern verstarb.
Die Karriere Patzaks fand noch vor den Blütejahren der Schallplatte statt, aber glücklicherweise sind zahlreiche Mitschnitte von Auftritten des Sängers erhalten und bis heute zugänglich. So existieren gleich mehrere Fidelio-Mitschnitte unter Wilhelm Furtwängler, Palestrina-Einspielungen für den Rundfunk, Mitschnitte der Friedenstag- und Danton- Uraufführungen, Schmidts „Buch mit sieben Siegeln“, Mahlers „Lied von der Erde“ unter Bruno Walter, eine Studio-Aufnahme der „Salome“ unter Clemens Krauss, in der er seine späte Glanzrolle, den Herodes, singt.
Auch die großen Liederzyklen Schuberts existieren in Plattenaufnahmen, wie eine „Fledermaus“-Einspielung unter Krauss. Auch dem Wienerlied galt Patzaks Liebe, Aufnahmen davon erschienen bei Preiser. Seinen wienerischer Tonfall konnte er dabei kultivieren, der in Opernpartien manchmal ein wenig befremdend wirkte.
Julius Patzak gehörte jener Generation der Uraufführungssänger und universell einsetzbarer Beherrscher eines großen Repertoires an, wie man sie heute, in der Zeit der Spezialisierung, nicht mehr findet. Eine Beschäftigung mit seiner Stimme und Interpretationskunst ist lohnend, und sei der jüngeren Generation von Musikliebhabern empfohlen!
Peter Sommeregger, 24. Januar 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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