Sommereggers Klassikwelt 275: Der Pianist und Komponist Eugen d’Albert brachte es auf 21 Opern, sechs Ehefrauen und acht Kinder

Sommereggers Klassikwelt 275: Eugen d’Albert  klassik-begeistert.de, 5. März 2025

Eugen d’Albert in 1904 © en.wikipedia.org

 von Peter Sommeregger

Schon durch seine Familiengeschichte war der spätere Komponist
Eugen d’Albert, der am 10. April 1864 im schottischen Glasgow geboren wurde, ein Wanderer zwischen den Welten. Ein französischer Vater und eine englische Mutter, gleichzeitig eine große Affinität zur deutschen Sprache und Kultur prägten den Musiker.

Seine musikalische Ausbildung begann er nach erstem Unterricht durch seinen Vater in London. Der Gewinn eines Stipendiums führte ihn nach Wien, wo er einige musikalische Größen der Zeit, darunter Johannes Brahms, kennenlernte. Schon früh konnte er sich als Pianist etablieren, mit 17 Jahren wurde er Schüler Franz Liszts in Weimar.

Mehr und mehr orientierte er sich nach Deutschland und zog zunächst mit seiner ersten Ehefrau nach Eisenach. Anfangs war er mit Kompositionen für Klavier erfolgreich, sein erstes Klavierkonzert wurde u.a. von den Wiener Philharmonikern aufgeführt.

Ab 1893  entstanden aber auch Vokalwerke, zunächst eine Komposition für Chor, am 12. Oktober 1893 wurde d’Alberts erste Oper „Der Rubin“ am Karlsruher Hoftheater uraufgeführt. Diesem Erstling sollten noch zwanzig weitere Bühnenwerke folgen, die fast ausschließlich an bedeutenden Opernhäusern herauskamen.

Eugen d’Albert, Foto: Ferdinand Schmutzer
© de.wikipedia.org

Wien, Dresden, Leipzig, Hamburg und Frankfurt waren die Schauplätze der Uraufführungen. Fast alle seine Opern konnten sich nicht dauerhaft auf den Spielplänen etablieren, einzige Ausnahme ist „Tiefland“, ein veristisches Musikdrama im Stil der italienischen Oper jener Zeit. 1903 in Prag uraufgeführt, wurde es weltweit gespielt und taucht vereinzelt noch immer auf den Spielplänen auf.

Seine vorletzte Oper „Die Witwe von Ephesos“ wurde aus nicht bekannten Gründen niemals aufgeführt. Die letzte, „Mister Wu“, die d’Albert unvollendet hinterließ, wurde von Leo Blech komplettiert und
am 29. September 1932, gut sechs Monate nach d’Alberts Tod, in Dresden uraufgeführt.

Das Privatleben des Komponisten war geprägt von Unstetigkeit. Sechs Mal hat d’Albert geheiratet, seine Ehefrauen stammten hauptsächlich aus seinem künstlerischen Umfeld. Sie waren Sängerinnen oder Pianistinnen, ihn dauerhaft an sich zu binden gelang keiner.

Ab 1914 lebte d’Albert in der Schweiz, wo er den politischen Turbulenzen und dem ersten Weltkrieg entging, er nahm auch die Schweizerische Staatsbürgerschaft an. Anfang 1932 reiste er nach Riga, um dort die Scheidung von seiner sechsten Ehefrau voranzutreiben, eine Kandidatin für die siebte Ehefrau stand bereits fest.

In Riga ereilte ihn am 3. März 1932 ein unerwarteter Tod. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof von Morcote in der Schweiz, hoch über dem Luganer See. Sein Werk ist in großen Teilen in Vergessenheit geraten.

Peter Sommeregger, 5. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.

Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen’. Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.

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