Sommereggers Klassikwelt 278: War Montserrat Caballé die letzte große Primadonna?

Sommereggers Klassikwelt 278: Montserrat Caballé  klassik-begeistert.de, 25. März 2025

Foto: Montserrat Caballé 1971 wikipedia.org

von Peter Sommeregger

In jeder Generation von Sängerinnen findet ein inoffizieller Wettkampf um den Ruf statt, die beste, die glamouröseste zu sein. Nicht immer ist sich darin das internationale Opernpublikum einig, nur im Fall von Maria Callas verständigte man sich sogar auf „Primadonna assoluta“. Callas soll nach dem Ende ihrer Karriere geäußert haben, sie betrachte die Spanierin Montserrat Caballé als ihre legitime Nachfolgerin.

Montserrat Caballé, am 12. April 1933 in Barcelona geboren, studierte am Konservatorium Liceu ihrer Heimatstadt Gesang, und wurde bei ihrem Abschluss 1954 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Erste Engagements führten sie nach Basel und Bremen, wo sie sich ein vielfältiges Repertoire erarbeitete, das sowohl das deutsche als auch das italienische Fach umfasste.

Ab 1962 war sie regelmäßig am Teatro Liceu ihrer Heimatstadt Barcelona in verschiedenen Rollen eingesetzt. Ihren internationalen Durchbruch erlebte sie 1965 in New York, wo sie bei einer konzertanten Aufführung von Donizettis Oper „Lucrezia Borgia“ kurzfristig einsprang. Von da an entwickelte sich ihre Karriere rasant, kaum ein großes Opernhaus wollte auf die Künstlerin verzichten. Mehr und mehr setzte man sie in Belcanto-Opern von Rossini, Donizetti und Bellini ein, auch für Schallplattenaufnahmen wurde sie häufig herangezogen.

Ihre Vielseitigkeit kam in der öffentlichen Wahrnehmung ein wenig zu kurz, es ist wenig bekannt, dass sie sogar Auftritte als Richard Wagners Isolde hatte, und auch Rollen in Opern von Mozart und Richard Strauss im Repertoire hatte.

Im Jahr 1987 nahm sie mit der Popband Queen und ihrem Lead-Sänger Freddie Mercury den Titel „Barcelona“ auf, die Hommage an ihre Stadt wurde zu einem internationalen Hit.

Schon während ihres Studiums lernte sie den Tenor Bernabé Martí kennen, den sie 1964 heiratete. Aus der Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor. Verschiedentlich hat die Sängerin versucht, erst ihren Ehemann, später ihre Tochter durch gemeinsame Auftritte zu protegieren, was aber nicht dauerhaft gelang.

Der Abschied von Bühne und Konzertpodium fiel der Sängerin schwer, sie tourte noch im hohen Alter durch verschiedene Länder und zehrte dabei von ihrem einstigen Ruhm. Im Alter von 85 Jahren starb Montserrat Caballé am 6. Oktober 2018 in Barcelona, vier Jahre später folgte ihr der Ehemann.

Die große Stärke der Künstlerin lag in ihrer Phrasierungskunst, ihrem cremigen, traumhaft schönen Piano, ihrer sicheren Höhe und gleichzeitig in ihrer Vielseitigkeit. Neben ihren Belcantopartien sang sie Strauss, Mozart, Wagner, auch als Konzertsängerin war sie erfolgreich. Eine große Zahl von Schallplatten-Aufnahmen haben ihre Stimme konserviert. Es sind Dokumente, die ihren Rang als Ausnahmesängerin unterstreichen. Trotz einiger neuer Sterne am Opernhimmel ist noch keine ernsthafte Nachfolgerin für Montserrat Caballé gefunden.

Peter Sommeregger, 25. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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