von Peter Sommeregger
Fotos: wikipedia.com (c)
Vor genau 100 Jahren, am 31. Januar 1921, kam in Philadelphia Alfredo Arnold Cocozza als Sohn italienischer Einwanderer zur Welt. Früh zeigte sich ein musikalisches Talent, die Schallplatten Enrico Carusos aus dem Besitz seines Vaters inspirierten „Freddy“, wie er damals genannt wurde, zum mitsingen.
Seine Eltern förderten das offensichtlich vorhandene Talent, seine Mutter nahm sogar einen zweiten Job an, um den Gesangsunterricht des Sohnes zu finanzieren. Als der berühmte Dirigent Serge Koussewitsky auf ihn aufmerksam wurde und ihm einen ersten Auftritt in Tanglewood verschaffte, waren die Weichen für den gut aussehenden jungen Mann gestellt, der als Künstlernamen den Mädchennamen seiner Mutter führte: Mari(a)o Lanza.
Während des Zweiten Weltkrieges diente Lanza in der US Army, vom Fronteinsatz in Europa bewahrte ihn ein Augenleiden. Nach der Entlassung aus der Army 1945 heiratete er seine Jugendliebe Betty, aus dieser Ehe sollten vier Kinder hervorgehen.
Nach Abschluss seiner Gesangsstudien wurde er für eine Tournee verpflichtet, bei der er zusammen mit der Sopranistin Frances Yeend und dem Bariton George London das so genannte „Belcanto-Trio“ bildete, das 1947 erfolgreich in vielen Städten der USA auftrat. Im Gegensatz zu Yeend und London schloss sich für Lanza danach aber keine Bühnenkarriere an. Lediglich zwei Mal in seinem Leben stand Lanza auf einer Opernbühne: in New Orleans sang er in zwei Vorstellungen den Pinkerton in Puccinis „Madama Butterfly“.
Bei einem Auftritt des Trios in der Hollywood Bowl wurde der mächtige Filmproduzent Louis B. Mayer, Chef des Studios MGM, auf Lanza aufmerksam. Nach Probeaufnahmen erhielt der junge Sänger einen Kontrakt für mehrere Musikfilme. Sechs Monate im Jahr blieben ihm darüber hinaus, um seine Karriere auch auf anderen Wegen voran zu treiben.
Seine Filmkarriere verlief zunächst äußerst erfolgreich, als gut aussehender Latin Lover mit strahlender Tenorstimme war der Erfolg programmiert. In dem Film „The great Caruso“ verkörperte er 1951 sein Idol Enrico Caruso. Der die Biographie des echten Caruso stark verfremdende Film, der unter den Argusaugen von Carusos Witwe entstand, war Marios Lieblingsfilm. In gewisser Weise sah er sich als Wiedergänger des großen Neapolitaners,in dessen Todesjahr er geboren wurde, was allerdings eine deutliche Selbstüberschätzung war.
Nach den ersten Jahren der großen Erfolge traten künstlerische und menschliche Schwächen Lanzas immer deutlicher zutage. Seine Ehefrau Betty, die stets unter Marios starker Mutterbindung gelitten hatte, wurde zusehends abhängig von Alkohol und Tabletten. Letzterem und gutem Essen nicht abgeneigt, machten sich beim Sänger Gewichtsprobleme bemerkbar, die ihn 1954 die Hauptrolle in „The Student Prince“ kosteten. Seine Gesangsaufnahmen wurden für den Film aber verwendet.
Ein Mangel an Disziplin und Stabilität beeinträchtigte seine Karriere immer stärker, trotz großer, auch kommerzieller Erfolge seiner Filme und Schallplatten geriet seine Karriere ins Stocken. Nach dem Ende seines Kontrakts mit MGM konzentrierte Lanza sich auf Fernsehshows und Konzertauftritte. Schließlich versuchte er, seine Popularität in Italien zu nutzen und übersiedelte mit seiner ganzen Familie 1957 nach Rom. Dort entstanden noch zwei Musikfilme in Coproduktion zwischen amerikanischen und italienischen Studios.
Immer stärker machten sich aber gesundheitliche Probleme bei Lanza bemerkbar, auch seine wachsende Körperfülle drohte die Fortsetzung seiner Filmkarriere zu gefährden. Erneut unterzog er sich einer Abmagerungskur, die möglicherweise zu seinem plötzlichen Herztod am 7. Oktober 1959 führte. Lanza wurde nur 38 Jahre alt. Das Unglück blieb seiner Familie treu: nur fünf Monate nach Mario starb seine Witwe Betty an den Folgen ihrer Alkohol-und Tablettensucht. Die vier gemeinsamen Kinder waren mit einem Schlag Waisenkinder. Dreien von ihnen war ebenfalls kein langes Leben vergönnt, heute lebt nur noch seine zweitälteste Tochter.
So sehr ein gewisser Nachruhm Lanzas noch heute zu verzeichnen ist, hält der Vergleich seiner Stimme mit den großen seiner Zunft nicht stand. Man darf nie vergessen, dass, da Lanza eigentlich immer nur in Mikrofone gesungen hat, das wirkliche Volumen und die räumliche Wirkung seines Gesangs nicht zu beurteilen sind. Es wird Gründe gegeben haben, die eine Bühnenkarriere Lanzas verhinderten. Im Vergleich mit seinem Idol Enrico Caruso ist er eben doch nur der kleine Caruso, mehr Stimmbesitzer als Künstlerpersönlichkeit.
Peter Sommeregger, 2. Februar 2021, für
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Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Barcelona, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen.‘ Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.
Oh je, dieser Artikel strotzt ja nur so von abschätzigen Bemerkungen des Autors – das fängt ja schon mit dem Titel „der kleine Caruso“ an. Wenn man dem Talent eines Sängers so wenig Positives und so wenig Wertschätzung abgewinnen kann, sollte man vielleicht doch lieber davon Abstand nehmen, etwas über diesen Künstler zu schreiben. Was die Bemerkung des Autors betrifft, Mario Lanza habe quasi nur eine Mikrofonstimme gehabt, so würde ich gerne auf Dame Joan Sutherland und Richard Bonynge verweisen, die Lanza am 16.Januar 1958 live im Konzert in der Londoner Royal Albert Hall sahen und hörten, wo er in diesem riesigen Saal ohne Mikrofon sang: „We were both surprised by the size of the voice. We were also impressed by Lanzas innate musicality. No doubt he could have had an outstanding operatic career.“ Und Bassbaritone George London, Mitglied des Bel Canto Trio, hat einmal bemerkt: „Mario has the greatest singing instrument ever bestowed on a human being.“
Stefanie Walzinger