Fotos © Simon Redel
Laeiszhalle Hamburg, 21. Mai 2023
Symphonischer Chor Hamburg
Elbipolis Barockorchester Hamburg
Elisabeth Breuer, Sopran
Sophie Harmsen, Mezzosopran
Ilker Arcayürek, Tenor
Sönke Tams Freier, Bass
Matthias Janz, Dirigent
Arienapplaus in einer Messe, das ist etwa wie Szenenapplaus bei Wagner: Eigentlich strengstens verboten. Doch dieser zuckersüße, federleichte Gesang der Ausnahme-Sopranistin Elisabeth Breuer hält alle völlig in Atem.
von Johannes Karl Fischer
Völlig mühelos schwebt ihre Stimme wie auf Wolke sieben und streichelt mit sanften Melodien die Ohren des Publikums – da würden selbst die konservativsten aller Priester inmitten der Messe in jubelnden Applaus ausbrechen. Vom Charakter her hätte das auch die vor ihrem Tristan in Liebe versunkene Isolde sein können.
So rührend kann eine Mozartliche Messe sein. Auch der Symphonische Chor Hamburg bringt die Magie dieser Musik zauberhaft zum Klingen, die Schallwellen dieses Klangkörpers segeln durch den Konzertsaal wie die heiligen Gesänge durch das grandiose Kirchenschiff des Wiener Stephansdoms. Ein zutiefst innerliches Kyrie Eleison zerfließt in Tränen, das Sanctus jubelt, als hätte Gott der Menschheit soeben den ewigen Frieden gegeben.
Und erst das Gratias, als hätten diese SängerInnen all ihr Leben dieser Musik zu verdanken! Mozart hat eben die emotionalsten Seiten seines Gesangs nicht in der Oper, sondern in seinen Messen untergebracht. Selbst der eher für seine leichten, luftigen Melodien bekannte Meisterkomponist bricht hier mal in so richtig passionierte Klangepisoden aus. Ein ganz großer Verdienst auch für die Sänger und Sängerinnen dieses herausragenden Klangkörpers, da sollte sich der Staatsopernchor am Gänsemarkt mal eine Scheibe von abschneiden!
Diese c-Moll Messe war eine absolute musikalische Sternstunde der hohen Mozartkunst in all ihrer Mühelosigkeit und Monumentalität zugleich! Doch vor diesem sehr deftigen Meisterwerk wurden noch fünf Raritäten des Salzburger Jahrhundertkomponisten als musikalische Vorspeisen serviert.
Und wenn dieser Spitzentenor Ilker Arcayürek seine stimmlichen Mozartbögen völlig mühelos durch die Laeiszhalle segeln lässt, werden selbst die scheinbar unspektakulärsten aller Konzertarien zur Sternstunde des Abends. Mit heller Stimme beseelt er die magische Musik dieser Melodien, singt ihre Emotionalität aus tiefster Leidenschaft voll und ganz aus. Als würde er sich gerade für einen Tamino einsingen…
Bärenstark geriet auch Sophie Harmsens Mezzosopran, mit ihrer kleinen doch feinen Partie konnte sie die Sopranistin bestens komplettieren. Im Duett „Rex celestis“ erhob sich ihre mächtige Stimme nahezu selbst zur Herrscherin des musikalischen Himmels.
Auch Sönke Tams Freiers Bass-Rolle war zwar nicht allzu umfangreich, doch umso königlicher und majestätischer seine Stimme. Die Messe dient dem Lobe Gottes, nun hat auch der allmächtige Herr selbst seine Nummer.
Vor all den allesamt herausragenden Gesangsleistungen musizierte auch das Elbipolis Barockorchester Hamburg in bester luftiger Mozartbegleitung. Mozart hat die spieltechnischen Fähigkeiten der damaligen Instrumente immer bis auf den letzten Meter ausgereizt und gestreckt, das war vor allem im Kontrabasssolo recht gut zu hören.
Die vier überragenden Gesangssoli und ein höchst emotional singender Chor unter der sehr feinfühligen Leitung von Professor Matthias Janz trugen die Mozart’sche Vokalmusik wie in einer Sänfte auf ihren verdienten Thron. So krönt sich der Salzburger Klassikmeister auch zum König der Messen.
Johannes Karl Fischer, 23. Mai 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at