Symphonischer Chor Hamburg © Simon Redel
Laeiszhalle Hamburg, 21. April 2024
Symphonischer Chor Hamburg
Neue Philharmonie Hamburg
Bogna Bernagiewicz, Sopran
Jasmin Delfs, Sopran
Ilker Arcayürek, Tenor
Matthias Janz, Dirigent
Werke von Lili Boulanger, Frank Martin, Francis Poulenc und Felix Mendelssohn Bartholdy
Mit diesen vier brillanten Werken feiert der Symphonische Chor Hamburg ein opulentes musikalisches Fest, die Stimmung am Ende glich jener einer majestätischen Kaiserkrönung. Gemeinsam mit dem souverän singenden Chor füllen die drei SolistInnen die Laeiszhalle mit vier brillanten Lobgesängen. Besonders prächtig geriet Mendelssohns am Schluss stehende Sinfoniekantate „Lobgesang“.
von Johannes Karl Fischer
Gleich vier Werke der verschiedensten Art waren an diesem Abend in der Laeiszhalle zu hören, alle auf allerhöchstem Niveau musiziert. Nach einer Einleitung mit Lili Boulangers „Vieille prière bouddhique“, Frank Martins „Notre Père“ und Francis Poulencs „Gloria“ folgte in der zweiten Hälfte Felix Mendelssohns monumentale Sinfoniekantate „Lobgesang.“ Mit jedem weiteren Werk schien mir die Kraft der Musik sich aufs Neue zu steigern und sich stets selbst zu übertreffen.
Zum absoluten Highlight des Abends wurden vor allem Ilker Arcayüreks souveräne Tenor-Soli, mit denen er seine Partien in Mendelssohns wie in Lili Boulangers Werk sattelfest im Griff hatte. Seine brillante und ganz leicht bissige Stimme erhob sich klar und deutlich über Chor und Orchester und bewahrte stets den kirchlich-frommen Charakter der beiden Stücke. Er lobte, er preiste, er sang sich klar und stark an die Spitze, und das ganz ohne die Partien übermäßig heldenhaft runterzudonnern. Meine erste Reaktion: Der müsste mal Tamino singen. Steht zum Glück schon auf seinem Spielplan…
Auch Jasmin Delfs meisterte ihre beiden Sopran-Rollen – neben Mendelssohns Lobgesang auch in Francis Poulencs Gloria – mit Bravour. Wie eine Gesangsgöttin strahlte ihre Stimme sonnenhell durch den großen Saal der Laeiszhalle und reichte dem Publikum viel brillante Freude. Gemeinsam mit ihrem Tenor-Kollegen hielt sie die Fahne des Oratorien-Gesangs weit hoch, der gepriesene Gott dürfte regelrecht aus allen Wolken fallen, würde er diese Stimmen singen hören. Die zweite Sopranistin, Bogna Bernagiewicz, hatte zwar nicht allzu viel zu singen, konnte aber auch in ihrem Duett mit Frau Delfs mehr denn ordentlich überzeugen.
Als Orchester war die Neue Philharmonie Hamburg zu hören, die mir vor allem mit Poulenc recht gut gefordert schien. Doch spätestens mit Mendelssohn hatten sie sich gänzlich in ihrer Spur zurechtgefunden und brachten die volle Expression dieser Kunst zum Schein. Die Motive tönten rund doch kräftig in den Posaunen, die Streicher spielen nicht nur ihre Läufe mit präzisem Feingespür. Ein herausragendes Klarinettensolo zwischen den ersten beiden Sätzen schwebte wie eine vierte Gesangsstimme ausdrucksvoll im Raum, diese wenigen Moment drangen tief in die musikalische Seele ein.
Eine musikalische Darbietung auf diesem Niveau wäre ohne einen prächtig singenden Chor nicht möglich. Der Symphonische Chor Hamburg unter der Leitung von Matthias Janz bildete das musikalische Rückgrat der Aufführung und war von Anfang bis Ende sehr präsent wie auch brillant am Ort. Mit Frank Martins „Notre Père“ brachten die Sänger ein den Ohren wohltuendes, seliges Zwischenspiel auf die Bühne, ehe sie in der Mendelssohn-Kantate die sehr kunstvoll und kräftig komponierten Chöre fabelhaft mit ganzer Seele sangen. Das war ein haushoch krönender Schlusschor, ein musikalisches Feuerwerk, am Ende dieses wunderbaren Konzerts!
Mit diesen vier kostbaren Kompositionen feiert der Symphonische Chor Hamburg ein opulentes musikalisches Fest, die Stimmung am Ende glich jener einer majestätischen Kaiserkrönung.
Johannes Karl Fischer, 22. April 2024 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at