Laeiszhalle © Thies Rätzke
Mit einem musikalisch angenehmen Klaviernachmittag überzeugte Mikhail Kambarov beim Teatime-Konzert im Kleinen Saal der Hamburger Laeiszhalle. Diese wunderbare Konzertreihe gehört dringend auf den Kalender der Hamburger Klassikliebhaber!
Mikhail Kambarov, Klavier
Werke von Robert Schumann, Ludwig van Beethoven und Frédéric Chopin
Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal, 13. Dezember 2025
von Johannes Karl Fischer
Schmackhaft begann dieser Konzertnachmittag schon lang vor der musikalischen Darbietung; passend zum Titel „Teatime Classics“ eröffnete das Brahms-Foyer gut eine Stunde vor Konzertbeginn seine Gastronomie. Ein guter Apfelkuchen und ein bisschen Nachmittagsgeplauder in den stilvollen Räumlichkeiten der traditionsreichen Musikhalle, das perfekte Rahmenprogramm zum Wohlfühlen für diesen wunderbaren Musiknachmittag. Ach ja, die Joseph-Joachim-Büste guckt auch noch über die Schulter…
Im Konzert spielte dann der Pianist Mikhail Kambarov zwar weder Brahms noch Joachim, dafür ein wunderbar ausgewogenes Klavierprogramm, nicht zu kurz und nicht zu lang. Für einen angenehmen musikalischen Auftakt sorgte er mit Robert Schumanns C-Dur-Arabeske op. 18. Die runden Melodien schwebten elegant in den Saal, der Glanz der Hochromantik segelte in die Ohren des Publikums. Herr Kambarov ließ die Musik mühelos über die Tasten gleiten, die Musik ließ sich genauso genussvoll genießen wie der Kaffee ein paar Minütchen zuvor. So klingt guter Schumann!
Gefühlvolle Beethoven-Appassionata
Das alles war aber nur ein kleiner Auftakt zu den zwei Hauptwerken des Abends. Nahtlos leitete der Pianist in Beethovens Appassionata-Sonate über, als würde er hier ein pianistisches Gesamtkunstwerk ansetzen. Auch diese deutlich dramatischeren Klänge ließ er gefühlvoll in den Saal schweben, sparte dennoch nicht an pianistischer Kraft inmitten der wuchtigen Akkorde. In diesem sehr fordernden Stück brachte er auch seine makellose Technik zum Vorschein, die zahlreichen Läufe des Werks rollten mit viel Ausdruck aus den Saiten. Im zweiten Satz füllte der Solist die Luft mit den zauberhaften Melodien des Andantes, ehe er sich furios in das Finale stürzte. Aufnahmen von dieser Sonate gibt es wie Sand am Meer, kaum eine lässt diese Musik so berührend in die musikalische Seele eindringen wie in der wunderbaren Akustik dieses deutlich unterbewerteten Konzertsaals.
Chopin perlt wie die Kaffeestunde
Zum Highlight des Konzerts wurde allerdings Chopins h-Moll-Klaviersonate. Wie ein Stück fein schmeckende Sahnetorte perlten die Noten von den Tasten, Herr Kambarov ließ einen mit Eifer in das schwungvolle Werk eintauchen. Seine Liebe zu dieser Musik drang in die musikalischen Herzen des Publikums ein, mühelos perlten die Melodien ins Parkett. Hier glänzte besonders der edle, warme Klang des Shigeru Kawai Flügels, mit dem der Solist die Musik glanzvoll im Saal schwingen ließ. „Ist das nicht ein Steinway?“ meinte meine Platznachbarin leicht verblüfft nach dem Schlussapplaus. Offenbar hatte der Klang des Instruments sie überzeugt!
Zum Glück war das nicht das Ende des Programms, als Zugabe gab es noch Chopins berühmte Es-Dur-Nocturne. Auch diesen Klassiker brachte der Solist wunderbar glanzvoll zum Klingen. Ein Blick in das Programmheft zeigt, Herr Kambarov hat trotz seiner sehr jungen Karriere schon zahlreiche prestigeträchtige Preise auf dem Konto. Hoffentlich steht diesem Pianisten noch eine große Karriere bevor!
Trotz Demo und Fußball: Laeiszhalle gut ausgelastet
Eine fünftausend Menschen starke Demo gegen Polizeigewalt und gleichzeitig spielte noch St. Pauli… an Großveranstaltungen mangelte es heute nicht in der Hansestadt. Trotzdem fanden die Gäste sehr zahlreich ihren Weg in die Laeiszhalle, die fabelhafte musikalische Darbietung hatte die für diesen Saal ungewöhnlich starke Auslastung mehr als verdient.
Johannes Karl Fischer, 14. Dezember 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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