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Tosca, Giacomo Puccini
Staatsoper im Schiller Theater, Berlin, 18. September 2016
Die Musik der Oper Tosca von Giacomo Puccini, darin sind sich die meisten Opernliebhaber einig, ist traumhaft schön. Die Magie dieser Meisterkomposition, die erstmals am 14. Januar 1900 im Teatro Costanzi in Rom erklang, war auch bei der Aufführung in der Staatsoper im Schiller Theater am Sonntag zu spüren. Die Staatskapelle Berlin unter Domingo Hindoyan, der Staatsopernchor und der Kinderchor der Staatsoper sowie mitunter phantastische Solisten sorgten für einen sehr gelungenen Abend in der kleineren, provisorischen Oper an der Bismarckstraße.
„Mit prägnanter Schlagkraft treibt Puccini die Handlung von den schroffen Akkordblöcken des Anfangs bis zu den explodierenden Orchestermassen, die zu Toscas Selbstmord nochmals Cavaradossis Abschiedsarie intonieren, voran“, sagt der Musikkritiker Rolf Fath. „Dazwischen stehen Szenen von überwältigender Kraft und monströser Schönheit.“
Über die Inszenierung von Alvis Hermanis lässt sich streiten. Vielen Besuchern passten die naiv wirkenden Bildnisse auf der Bühne nicht zur Atmosphäre und dramaturgischen Spannung des Geschehens. Die Süddeutsche Zeitung hingegen war voll des Lobes: „Alvis Hermanis hat für Puccinis Tosca eine faszinierende Lösung gefunden, indem er das Geschehen gleich doppelt erzählt. Erstaunlich, wie makellos beide Ebenen einander durchdringen, wie wechselseitige Assoziationsräume entstehen, ohne dass die Sänger an Aufmerksamkeit einbüßen.“
Überragende Darstellerin des Abends war zweifelsohne die rumänische Sopranistin Angela Gheorghiu als Floria Tosca – sie ist die ideale Besetzung für diese Rolle. Technisch wie immer sehr raffiniert, elegant und leicht sang sie vielleicht ein wenig zurückhaltend im Vergleich zu den beiden anderen Hauptrollen Mario Cavaradossi und Scarpia. Aber sie betonte ganz wunderbar das weiblich Klangschöne und sang überaus innig.
„Angela Gheorghiu war zweifelsohne das Highlight des Abends“, sagte Wilfried Feldhusen, 53, aus Wingst (Niedersachsen). „Sie singt leicht und duftig und immer tonal perfekt auf Weltklasseniveau.“ Auch Herr Schlegel, 76, aus Berlin lobte „die sehr innige Darbietung“ der Rumänin.
Eine ganz wunderbare Leistung bot auch der Bariton Michael Volle. Er hatte schon im November 2015 als Holländer in Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ an der Staatsoper brilliert und im Juni 2016 als Wotan und Wanderer im „Ring des Nibelungen“. Als Polizeichef Scarpia sang er prachtvoll und mit großer Stimmintensität – „man hört die ganze Wagnerische Stimmqualität, seine Stimme hat etwas Diabolisches“, sagte der Berliner Kai Thede. „Michael Volle singt fast wie ein Heldenbariton, nicht wie ein typischer italienischer Bariton“, bilanzierte Herr Schlegel.
„Umwerfend, wie Michael Volle als Scarpia voll exzessiver Verächtlichkeit den Polizeichef mimt, mit vor Gier fast entgleisenden Gesichtszügen und einer Stimme, die seine Brutalität und Kälte, aber auch seine Einsamkeit durchblitzen lässt“, analysiert der Rundfunk Berlin-Brandenburg zur Premiere.
Über die Leistung von Teodor Ilincai als Mario Cavaradossi schieden sich an diesem Abend die Geister. „Er singt sehr klar, sicher, hell und beeindruckend kräftig“, sagte Kai Thede. „Man hat den Eindruck, das Schiller Theater sei fast etwas zu klein für ihn.“ Wilfried Feldhusen hingegen empfand den Tenor „drei Klassen schlechter als die Sopranistin Angela Gheorghiu. Es fehlt Teodor Ilincai die strahlende Leichtigkeit, er bringt zu wenig Einfühlungsvermögen für die Rolle mit.“
Deutlich wurde, dass die Duette von Tosca und Cavaradossi an diesem Abend stimmlich nicht ausgewogen waren. Der Gesang der Sopranistin und des Tenors bildeten keine Einheit – die Chemie stimmte einfach nicht, die Stimmen harmonierten nicht. Und das war nicht der einzige Wermutstropfen an diesem Abend: Der Dirigent Domingo Hindoyan hätte die Staatskapelle Berlin bei den bezaubernden piano- und pianissimo-Stellen der Angela Gheorghiu deutlich weiter zurücknehmen müssen. Da spielten die Musiker einfach zu laut – und der wunderbare Weltstar war leider kaum zu hören.
Andreas Schmidt, 19. September 2016
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