New York, Manhattan, Foto: Lothar Schweitzer
2024 war ein sehr schweres Jahr für diesen wunderschönen Planeten, aber ein herausragendes für klassik begeistert. Unser Klassik-Blog konnte im Laufe des Jahres die Zugriffszahlen verdoppeln. Ich danke allen Leserinnen und Lesern für ihre Treue, für ihren Zuspruch und für ihre Kritik. Bitte bleiben Sie, bleibt uns gewogen und greift, so oft es geht, aktiv in die Redaktions-Läufte ein. Jeder Kommentar, jede Anregung ist allzeit willkommen.
Für den Heiligen Abend, für die Weihnachtstage und für die Zeit zwischen den Jahren wünsche ich allen Leserinnen und Lesern Glück, Gesundheit, Gelassenheit und einen wohlgesonnenen Erdenbürgerfrieden. Wir schenken Ihnen und Euch an diesem besonderen Tag eine Geschichte von Lothar und Sylvia Schweitzer. Die waschechten Wiener Lothar, 81, und Sylvia , 78, sind die senior writers in unserem kb-Team. Ich danke beiden für ihre beschwingte Geschichte aus New York City, wo ich auch als Korrespondent tätig war. Allein, wenn ich Lothars Bilder sehe, bekomme ich Gänsehaut.
Ihnen und Euch alles Liebe und ein Lachen vom Jesuskind wünscht
Ihr / Euer
Andreas Schmidt, Herausgeber
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Etwas bange war uns schon. New York ist berüchtigt wegen seines weihnachtlichen Schneechaos. Manchmal können die Flugzeuge auf dem John F. Kennedy International Airport (JFK) witterungsbedingt nicht landen. Aber Santa Claus war milde gestimmt und die Temperaturen lagen sicher über dem Gefrierpunkt.
Die Maschine ein paar Tage vor Christmas Eve war voll besetzt, denn es war Ausverkauf angesagt und das Verhältnis Dollar zum Euro stand noch dazu sehr günstig. Viele unsrer Mitreisenden werden am 24. Dezember wieder daheim sein. Wir bleiben sogar noch über die ersten Tage des Neuen Jahrs in der Stadt, in die wir uns während eines Indian Summers verliebt hatten.
von Lothar und Sylvia Schweitzer
Das Kind Cio-Cio-Sans wurde 2006 in der MET mit einer Puppe und mit einem Puppenspieler inszeniert – „Madama Butterfly“ in New York…
Museums- und Opernbesuche schmückten eines unserer schönsten Weihnachten. New York ist reich an Sammlungen. Ob im MoMA (Museum of Modern Art), im Jewish Museum, im Solomon R. Guggenheim Museum, im Metropolitan Museum of Art, in der Frick Collection, im National Museum of the American Indian oder in der Morgan Library. Die Liste könnte man noch erweitern. Wir beobachteten, dass Afro-Amerikaner ein besonderes Talent für Ordnerdienste besitzen und mit großer Gewissenhaftigkeit im Einsatz sind. In Sälen mit dem Zeichen ist es nahezu unmöglich, sie zu überlisten. Was wir eh nicht wollten….
Pars pro toto: „Exodus“, Carrara Marmor und Granit im Jüdischen Museum:
Der ausgestreckte Arm und die Faust verkörpern einerseits die körperlichen Plagen der Sklaverei, andrerseits Gottes mächtige Hand als Sinnbild der Befreiung. Die Wasserwand stellt die wunderbare Teilung des Wassers dar und bildet einen Vogelkopf als Zeichen der Freiheit. Gleichzeitig fühlen wir Gottes Hand die Mauer durchbrechen, um seine Kinder zu retten.
An der MET sahen wir am 20. Dezember 2007 Gounods „Roméo et Juliette“ mit Anna Netrebko. Es dirigierte Plácido Domingo. Den Roméo sang Joseph Kaiser, den wir acht Jahre später im Theater an der Wien in einer grundverschiedenen Rolle als Peter Grimes in guter Erinnerung behielten. Den Stéphano sang Kate Lindsey. Über ein Jahrzehnt später sang sie den „Orlando“ in der gleichnamigen Oper von Olga Neuwirth an der Wiener Staatsoper. Dieses Werk ausgehend von Virginia Woolfs Roman und weitergesponnen bis in die Gegenwart wurde Olga Neuwirth vonseiten der Staatsoper aufgetragen und erlebte an dem Haus seine Welturaufführung. Orlando auf der Suche nach seiner Identität wird vom Mann (Alt) zur Frau (Mezzosopran).
Es folgte am 26. Dezember „War and Peace“ von Sergei Prokofiev. Wir sahen unsre erste szenische Aufführung dieser Oper. Unsere Erwartungen waren, was Bühnengestaltung betrifft, zu groß. Drei Tage darauf folgte „Hansel and Gretel“.
1996 hatten wir Christine Schäfer in Glyndebourne als Lulu gehört, jetzt war sie die Gretel. Rosalind Plowright sang die Mutter Gertrude. 2015 und 2021 gab sie am Theater an der Wien die Charakterpartie der Witwe Sedley in „Peter Grimes“. Wir ahnten nicht, dass wir das Taumännchen (The Dew Fairy) Lisette Oropesa zuhause an der Wiener Staatsoper dreizehn Jahre später mit raumfüllendem, rundem und betörendem Klang und vollendeten Koloraturen als unsre bisher beste Konstanze erleben würden.
Weihnachten hat bei uns einen Hauch von Melancholie bekommen. In New York herrschte der amerikanische Optimismus und eine dementsprechende Atmosphäre war spürbar. Neugierig standen Passanten in kurzen Schlangen vor den weihnachtlichen Schaufenstern.
Die Kaufhäuser enttäuschten, denn nur das Erdgeschoß erstrahlt in weihnachtlichem Glanz, vielleicht noch der letzte Stock, wenn es sich um eine Kinderabteilung handelt.
Überhaupt wirkt auf den Straßen die Wiener Innere Stadt im Vergleich eleganter.
Der US-Amerikaner ist in der Regel begeisterungsfähig. Darauf beruht auch seine Religiosität. Die Oberflächlichkeit von American X-Mas trügt. Dies haben wir bei einer X-Mas-Show in der Radio City Music Hall erfahren. (Fotos: Lothar Schweitzer)
Zuerst die typischen kunstvollen Gags.
Auch die Weihnachts„frauen“ dürfen nicht fehlen:
Aber das Finale schwenkt dann mit dem Gang zur Krippe auf die biblische Botschaft um:
We wish you, dear readers and fans of klassik begeistert, a Merry Christmas and „God bless you“, wie unser amerikanischer Tischnachbar zum Jahreswechsel nach Mitternacht uns zuprostete.
Lothar und Sylvia Schweitzer, Heiligabend 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at