THE MAGIC FLUTE – Matthew Kellett © Bill Knight
Die englische „Charles Court Opera“ hat in der historischen und skurrilen, weit über 150 Jahre alten „Wilton’s Music Hall“ einmal mehr eine höchst originelle Opernproduktion zum Besten gegeben. Dieser Rezensent hatte bereits vor einiger Zeit das Vergnügen über deren „Barber of Seville“ – konsequent und umwerfend komisch in den Wilden Westen transponiert – zu berichten.
Jetzt ist der peruanische Dschungel der Schauplatz, und zwar für Mozarts „Zauberflöte“. Und erneut ist der Versuch gelungen: musikalisch beeindruckend – obwohl das Orchester durch ein einziges Piano ersetzt wurde – darstellerisch urkomisch, sängerisch durchwegs exzellent.
Wolfgang Amadeus Mozart, The Magic Flute (in englischer Übersetzung)
Regie: John Savournin
Musikalische Leitung: David Eaton
Choreographie: Merry Holden
Charles Court Opera in Wilton’s Music Hall, 27. März 2025
von Dr. Charles E. Ritterband
Ein besonderes Kompliment gebührt dem Bühnenbild: In den tristen Londoner Dockwelten eine überzeugende Urwaldlandschaft samt archaischen Kultstätten auf die Bühne zu bringen ist eine beachtliche kreative Leistung.
Sarastro und seine Priester tauchen zwischen Lianen und üppig-tropischer Vegetation aus dem Urwald auf und seine Kultstätte (Tausende Kilometer vom ursprünglich gemeinten Freimaurertempel entfernt) besteht aus einer geheimnisvollen, „steinernen“ Götterfigur. Der „böse“ Monostatos ist hier nicht ein lüsterner Mohr, sondern ein englischer Kolonialsoldat (Joe Ashmore) komplett mit Tropenhelm und perfektem Khaki-Outfit – eine durch und durch englisch-humorvolle Parodie des englischen Kolonialismus: Geschickt (und durchaus politisch korrekt) werden hier die Verhältnisse umgekehrt – nicht der dunkelhäutige „Wilde“ ist hier der Übeltäter, sondern der englische Kolonialsoldat, der seine Befugnisse überschreitet und versucht, seine Macht spielen zu lassen.
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Die Papagena (Sarah Prestwidge), vermeintlich eine (18-jährige!) Greisin mit hoher Greisinnenstimme kommt hier als spektakuläre Riesenpuppe, mit Geschick geführt von drei Darstellerinnen, auf die Bühne.
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Und die gefährliche Schlange, mit der sonst die Oper beginnt und die von den drei Damen unschädlich gemacht wird bevor sie Tamino gefährlich werden kann – die gibt es in dieser Inszenierung nicht: stattdessen ist es Tamino selbst, der, von der Dschungelvegetation überwachsen, in einer Ecke kauert und von den drei Damen für ein gefährliches Untier gehalten wird, bevor er sich als schöner und von den Ladies gebührend umschwärmter junger Prinz entpuppt.
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Dieser Tamino (Martins Smaukstelis) ist denn auch ein Tenor, wie man ihn sich in dieser Rolle nur wünschen kann: glatte, edel timbrierte Stimme und ebenso bescheiden wie unprätentiös.
Die Königin der Nacht, Eleri Gwilym, brilliert mit präzisen, harmonischen Koloraturen.
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Die Pamina der Alison Langer glänzt mit lyrischem Schmelz.
Der pfiffige Papageno (Matthew Kellett) erobert die Herzen mit Witz, Temperament und stimmlicher Souveränität.
Und der wunderbar sonore Bass dieses Sarastro (Peter Lidbetter) dröhnt mit unwiderstehlicher stimmlicher Autorität und doch humaner Wärme durch den Urwald, bevor ein fürchterliches Gewitter mit Strobo-Blitzen und Theaterdonner über dem Regenwald niedergeht: Taminos und Paminas Feuer- und Wasserprobe kombiniert.
Dr. Charles E. Ritterband, 1. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Besetzung:
Tamino: Martins Smaukstelis
Pamina: Alison Langer
Sarastro: Peter Lidbetter
Königin der Nacht: Eleri Gwilym
Papageno: Matthew Kellett
Erste Dame/Papagena: Sarah Prestwidge
Zweite Dame: Martha Jones
Dritte Dame: Meriel Cunningham
Monostatos: Joe Ashmore
Gioachino Rossini, Der Barbier von Sevilla Royal Opera Covent Garden, 2. Februar 2023 PREMIERE
Richard Wagner, Rheingold Regents Opera, York Hall, Bethnal Green, London, 23. Februar 2025