Budapest bietet ein facettenreiches Musikvergnügen, Teil I

Zwei stimmungsvolle Abende in Budapest Teil 1  klassik-begeistert.de, 23. Februar 2023

Franz-Liszt-Musikakademie © https://de.wikipedia.org/wiki/Franz-Liszt-

Zwei stimmungsvolle Abende in Budapest

W.A. Mozart: Serenade in B-Dur „Gran Partita“, KV 361

Schönberg: Verklärte Nacht, op. 4, Version für Streichorchester

Danubia Zenekar
Máté Hámori, Dirigent

Georg-Solti-Saal der Franz-Liszt-Musikakademie, 17. Februar 2023

von Dr. Rudi Frühwirth

Das Danubia Zenekar (Donau-Orchester), sesshaft im Stadtteil Óbuda, mag international nicht sehr bekannt sein, kann sich aber durchaus hören lassen. Die „Gran Partita“ für zwölf Bläser und Kontrabass erfordert viel Feingefühl in der Intonation, in der Phrasierung und im Zusammenspiel. Der Charakter der Sätze schwankt zwischen Ruhe, Beschwingtheit und Ausgelassenheit – hier muss der Dirigent für die notwendige Balance sorgen. Die Interpretation ließ in all diesen Punkten wenig zu wünschen übrig. Die erste Oboe war ausgezeichnet, die erste Klarinette im hohen Register leider nicht immer klangschön, an den Fagotten und den Bassetthörnern war nichts zu tadeln. Bei den Hörnern gab es ab und zu kleine Unsauberkeiten, aber das soll in Wien sogar bei den besten Orchestern vorkommen. Der Kontrabass legte ein solides Fundament.

Nach der Pause stand die „Verklärte Nacht“ von Arnold Schönberg auf dem Programm. Die Komposition beruht auf dem gleichnamigen Gedicht von Richard Dehmel, bezwingt aber auch die des Texts unkundigen Hörer und Hörerinnen durch die emotionale Wucht und die raffinierte Instrumentation. Es fasziniert mich immer wieder, welche Klänge Schönberg einem reinen Streichorchester entlockt. Erfreulicherweise hat das Orchester hier mich nicht enttäuscht. Langgezogene Melodien wird man in Schönbergs Opus 4 nicht finden, das Stück lebt in und von der permanenten Verarbeitung kleiner Motive und Themen. Hier muss der Dirigent die große Linie finden und die wiederholten Steigerungen in Intensität und Komplexität sorgfältig abstufen. Auch in diesem Punkt war an Máté Hámoris Leitung nichts zu bemängeln. Die Begeisterung am Ende war zu Recht groß.

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J.S. Bach: Sonate D-Dur für Viola da gamba und Cembalo, BWV 1028
Schumann: Frauenliebe und -leben, nach Gedichten von A. von Chamisso, op. 42
Schumann: Dichterliebe (Auswahl), nach Gedichten von H. Heine, op. 48
Schubert: Licht und Liebe, D 352
Brahms: Zwei Gesänge, op. 91

Katalin Hegedűs, Klavier; Levente Fülöp, Viola; Bernadett Nagy, Mezzosopran; Péter Mészáros, Tenor

Vojnovich-Huszár Villa, 18. Februar 2023

Das Benefizkonzert für die Familie des im Vorjahr verstorbenen Musiker Fodor Tamás fand im intimen Rahmen der hübschen Vojnovich-Huszár Villa am südlichen Stadtrand von Budapest statt. Nach der Einleitung mit der Bachsonate, hier mit Klavier und Bratsche, kam schon der Glanzpunkt des Programms, der Liederzyklus „Frauenliebe und -leben“ von Robert Schumann. Die Interpretin steht hier vor der Aufgabe, die Entwicklung einer Frau vom schüchternen Mädchen über die stolze Braut und die liebevolle Mutter bis zur trauernden Witwe innerhalb von nur acht Liedern glaubhaft zu machen. Mit ihrer warmen, technisch makellosen Stimme hat Bernadett Nagy diese Aufgabe glänzend gemeistert. Besonders das vorletzte Lied, der musikalische Ausdruck grenzenloser Mutterliebe, hat mich zutiefst berührt. Bernadett ist übrigens Mitglied der Niederländischen Bachgesellschaft und hat schon in zahlreichen Produktionen des Projekts „All of Bach“ mitgewirkt. Doch davon ein anderes Mal!

Bernadett Nagy © Bán Gergely

Der Tenor Péter Mészáros sang anschließend ausgewählte Lieder aus dem Zyklus „Dichterliebe“. Er hat eine klare, wenn auch nicht sehr große, Tenorstimme, die er gut zur Geltung zu bringen wusste. Er verstand es auch, die Texte, in denen ironische und sentimentale Aspekte untrennbar verbunden sind, geistreich zu interpretieren.

Foto © Bán Gergely

Das Duett von Franz Schubert mit Bernadett Nagy war mir unbekannt, da es offenbar sehr selten aufgeführt wird. Ich konnte mir nach einmaligem Hören noch kein Urteil über das Werk bilden, an der Interpretation war nichts auszusetzen.

Für die abschließenden „Zwei Gesänge“ hat Johannes Brahms leider recht uninspirierte Vorlagen gewählt, die meiner Meinung nach mit den Gedichten von Adelbert von Chamisso und insbesonders Heinrich Heine nicht mithalten können, und denen auch die Vertonung nicht viel Leben hinzufügen kann. Die Klavierbegleitung durch Katalin Hegedűs war in allen Programmpunkten kompetent, aber selten mehr.

Das gesamte Programm wurde vom Publikum, vorwiegend Freunden des Verstorbenen und seiner Familie, mit viel Beifall aufgenommen. Im anschließenden Gespräch mit den Künstlern und Künstlerinnen erzählte mir Bernadett Nagy, dass Máté Hámori, der Leiter des Danubia Zenekar, einige interessante Projekte verfolge. In einem bringt er zum Beispiel benachteiligten Kindern aus armen Dörfern in Ostungarn die Welt der klassischen und Volksmusik nahe; in einem anderen lässt er gehörlose Menschen die Schwingungen von gespielten Instrumenten oder singenden Personen fühlen. Es wäre zu wünschen, dass solches Beispiel Schule macht!

Dr. Rudi Frühwirth, 23. Februar 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Gaetano Donizetti, Lucia di Lammermoor, Erkel Theater, Budapest, 3. März 2018

Gioachino Rossini, L’Italiana in Algeri, Erkel-Theater, Budapest

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