Frauenpower: In Freiburgs 5. Kammerkonzert verschaffen sich Musikerinnen Gehör

Frauenpower: In Freiburgs 5. Kammerkonzert verschaffen sich Musikerinnen Gehör

Theater Freiburg, Sonntag, 15. April 2018
Fanny Hensel                      Klaviertrio d-Moll op.11
Albéric Magnard                Cellosonate A-Dur op.20
Dragana Jovanović            Balkantino
Cécile Chaminade              Klaviertrio Nr.1 g-Moll op.11
Violine                                     Jelena Wilke
Violoncello                            Dina Fortuna-Bollon
Klavier                                     Rada Pecanac

von Leah Biebert

Starke Frauenpersönlichkeiten standen beim 5. Kammerkonzert des Theaters Freiburg im Vordergrund. Das rein weiblich besetzte Klaviertrio spielte ausgewählte Stücke von Komponistinnen, die sich in der von Männern dominierten Musikbranche behaupten mussten.

Rada Pecanac, Jelena Wilke und Dina Fortuna-Bollon stolperten ein wenig in den ersten Satz von Fanny Hensels Klaviertrio hinein, doch dann entfaltete sich die süß-melancholische Melodie des Stücks im Winterer-Foyer des Theaters. Fast ausschließlich in den Sonntagskonzerten der Familie Mendelssohn hatte man zu ihrer Zeit den Kompositionen von Felix‘ Schwester Fanny lauschen können. Die expressiven Qualitäten des Stücks offenbarte das Freiburger Klaviertrio entsprechend; eine vor Kraft strotzende Atmosphäre spann sich um die drei Musikerinnen.

Dabei waren die einzelnen Sätze keinesfalls stur durchgetaktet. Im Klavier mal ein ritardando, mal ein accelerando; durch eigene Interpretation gaben die Damen dem Stück Kontur. Sie selbst ließen sich wenig Zeit zwischen den Sätzen. So war das Ende doch manchmal etwas abrupt: Kaum hatten sie abgesetzt, blätterten sie auch schon um und legten wieder los. Gerne hätte man dem gerade Verklungenen noch ein bisschen länger nachgehört.

Albéric Magnard hatte es als einziger Mann in das Programm geschafft. Pecanac und Fortuna-Bollon schafften fließende Wechsel zwischen den mal schnellen, aufbrausenden und den langsamen, sanften Passagen seiner Cellosonate. Die unterschiedlichen Eigenschaften ihrer Instrumente, dem rauchigen Cello und dem hart klingenden Klavier, nutzten sie dabei zu ihren Gunsten. Das Cello, in den Höhen kraftvoll und bezaubernd zugleich, ging in den Tiefen teilweise unter.

Ein Zusammenspiel zwischen Klavier und Violine bildete den Charakter von Dragana Jovanovićs zeitgenössischem Stück Balkantino. Wie eine Unterhaltung, eine erhitzte Diskussion wirkte das sich abwechselnde Spiel der beiden Instrumente. Mal energisch, mal verhalten gab sich Wilke ausdrucksstark an der Violine.

Das Klaviertrio der französischen Komponistin Cécile Chaminade ist so vielseitig, dass die Musikerinnen zum Abschluss des Kammerkonzertes noch einmal alle Facetten ihres Spiels zum Besten geben durften. Verspielt, aufgewühlt, getragen erklang das Stück, dem allerdings eine stärkere Akzentsetzung in den einzelnen Sätzen gut getan hätte: So dominant war Pecanac am Klavier, dass Wilke und Fortuna-Bollon mit ihrer Darstellung kaum hinterherkamen.

Ein Sonntagskonzert voll weiblicher Energie; gerne möchte man dem Theater Freiburg vorschlagen, jedes seiner Kammerkonzerte unter ein thematisches Motto zu fassen. Die drei Solistinnen vermochten es jedenfalls, die Musik ihrer Kolleginnen ausdrucksstark zu vermitteln – ganz ohne Gender-Diskurs.

Leah Biebert, 15. April 2018, für
klassik-begeistert.de

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