CD-Rezension:
None but the lonely Heart
Tchaikovskys Songs staged by Christof Loy
Naxos NBDO 181V
von Peter Sommeregger
Die Idee, Lieder Tchaikovskys in szenischer Form zu zeigen, trug der Regisseur Christof Loy schon längere Zeit im Hinterkopf. Als die Corona-Pandemie begann, die Theaterarbeit massiv einzuschränken, machte er aus der Not eine Tugend. Für das Opernhaus von Frankfurt erarbeitete er eine Collage aus 24 Liedern und zusätzlichen Instrumentalwerken Tchaikovskys, die er durch eine erfundene Rahmenhandlung thematisch verband.
Im Ambiente eines bürgerlichen Salons mit einem Flügel werden die komplizierten Gefühle und Beziehungen eines Mannes thematisiert, der sich im Dialog mit zwei Freunden, seiner Ehefrau, und einer Jugendliebe befindet. Die dafür ausgewählten Lieder nehmen in ihren Texten Bezug auf das fragile Beziehungsgeflecht.
In einer raffinierten Mischung aus Pantomime und Tanz werden die komplexen Beziehungen der Protagonisten untereinander thematisiert und ausgelebt. Die zentrale Figur des Ehemannes wird vom Bariton Vladislav Sulimsky mit schmerzlicher Intensität erfüllt, als seine beiden Freunde erleben wir den Tenor Andrea Carè und den Bariton Mikołaj Trąbka. Die Ehefrau wird von der Sopranistin Olesya Golovneva nicht nur vokal, sondern auch tänzerisch gestaltet. In der Rolle der früheren Geliebten fällt Kelsey Lauritano positiv mit einem fülligen Mezzosopran auf.
Gerade dadurch, dass viel Unausgesprochenes in der Musik und der Pantomime mitschwingt, regt die Aufführung die Fantasie des Zuschauers an. Die beiden Pianisten Mariusz Kłubczuk und Nikolai Petersen sind mehr als nur kompetente Begleiter für die Sänger, es gelingt ihnen, den speziell melancholischen Grundton der Musik Tchaikovskys zu treffen.
Etwa in der Mitte der Aufführung wird als Kontrast Tchaikovskys Sextett d-moll „Souvenir de Florence“ eingefügt, ausgeführt von Mitgliedern des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters.
Mit der atmosphärischen Dichte der fiktiven Handlung gelingt dem Regisseur Christof Loy erneut eine faszinierende Theaterarbeit. In dieser Form und Qualität macht Musiktheater Freude!
Peter Sommeregger, 27. Februar 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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