Foto: © Peter Rigaud, Yutaka Sado
Jahrespressekonferenz, Tonkünstler-Orchester Niederösterreich,
20. März 2019
von Jürgen Pathy
„Das Verhältnis zwischen einem Orchester und seinem Dirigenten, ihr gegenseitiges Verständnis, geht weit über Worte hinaus. Je öfter sie miteinander arbeiten und je länger, desto intensiver wird diese Beziehung“, steht auf dem ausführlichen Booklet einer Tonkünstler-CD, die man zur Präsentation des Programms der Saison 2019/20 im „Ludwig & Adele“ in Wien als Pressevertreter erhält.
In diesem Sinne dürfen sich alle Freunde der Tonkünstler auch in Zukunft über eine erfolgreiche Zusammenarbeit des Orchesters und seines Chefdirigenten Yutaka Sado freuen. Vor laufender Kamera signiert der Japaner, der seit Sommer 2015 den Posten des Chefdirigenten innehat, seine Vertragsverlängerung bis zur Saison 2024/25.
Zu verkünden gibt es auch weitere erfreuliche Nachrichten. Die Konzertsaison 2019/20 ist gespickt mit Highlights, die man nicht versäumen sollte. Im Musikverein Wien zählen dazu vor allem Anton Bruckners achte Sinfonie, am 26. und 27. Oktober 2019, und Giuseppe Verdis epochales Requiem, am 16. und 18. Februar 2020, das laut Yutaka Sado ein Stück ist, das „aus der Kirche hinausfliegt in den Konzertsaal“ und „wie eine Oper aufzuführen ist“. Dafür konnten auch große Namen der Opernwelt gewonnen werden: Sopranistin Emily Magee, Mezzosopranistin Elena Zhidkova, Tenor Wookyung Kim und Bass Yasushi Hirano.
Ein weiteres Highlight findet anlässlich des Beethoven-Jahres 2020 statt. Für das Tonkünstler-Chorprojekt „Seid umschlungen, Millionen“ werden 500 Sängerinnen und Sänger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz am 10. Mai 2020 im Musikverein Wien am Ende der Beethoven‘ schen Neunten die Ode An die Freude zelebrieren.
Auch eine Uraufführung findet man im reichhaltigen Programm. Das von den Tonkünstlern und dem Hessischen Rundfunk in Auftrag gegebene Cellokonzert des Wiener Komponisten Bernd Richard Deutsch erblickt unter Yutaka Sados Leitung am 6. März 2020 im Musikverein Wien das Licht der Welt.
Weitere Termine im Goldenen Saal des Musikvereins Wien: Antonin Dvořáks Requiem, am 22. und 24. September 2019; Sergei Prokofjews Romeo & Julia, am 12. und 13. Oktober 2019; Tschaikowskys Nussknacker-Suite & Dvořáks Cellokonzert mit dem deutschen Solisten Daniel Müller-Schott, am 18. und 19. Januar 2020.
Es folgen die erste Sinfonie von Jean Sibelius und Tschaikowskys Violinkonzert mit der Solistin Alena Baeva, am 14. und 15. März 2020; Bruckners vierte Sinfonie, am 19. und 20. April 2020; und als krönender Abschluss der Musikverein-Serie mit Schumanns zweiter Sinfonie & Beethovens viertem Klavierkonzert zwei Klassiker der Musikliteratur, am 15. und 17. Mai 2020.
Wie bereits die Jahre zuvor werden die Tonkünstler nicht nur den Musikverein Wien beschallen, auch das Festspielhaus St. Pölten & Grafenegg zählen weiterhin zu den Hauptresidenzen des niederösterreichischen Symphonieorchesters. Gemeinsam mit dem Wiener Singverein eröffnen die Tonkünstler unter Yutaka Sado am 16. August 2019 das 13. Grafenegg Festival.
Highlights in Niederösterreich sind außerdem die Weihnachtskonzerte am 7. und 8. Dezember, bei denen unter der Leitung Stefan Gottfrieds unter anderem Händels Oratorium Messiah auf dem Programm stehen – unter den hochrangigen Solisten die Sopranistin Regula Mühlemann und Mezzosopranistin Elisabeth Kulman.
Unter Großmeister Alfred Eschwé, 69, finden wieder die Neujahrskonzerte in St. Pölten und im Musikverein Wien statt. Am Pult des Orchesters debütieren in der neuen Spielzeit einige vielversprechende Namen wie der Finne Hannu Lintu, 51, Marek Šedivý und der junge Franzose Lionel Bringuier, 32.
Und was die Wiener Philharmoniker können, können die Tonkünstler auch. Um den berühmtem Wiener Klang der nachfolgenden Generation hautnah weiter zu vermitteln, bietet die neue Tonkünstler-Orchesterakademie ab dem Jahresbeginn 2020 Nachwuchsmusikern aus aller Welt eine große Chance. Musiker und Musikerinnen, die am Beginn ihrer künstlerischen Karriere stehen, erhalten die Möglichkeit in einer 2-jährigen Ausbildung die Komplexität des Orchestermusikerberufs zu erlernen und zu erproben. Auch Chefdirigent Yutaka Sado möchte dabei seine Erfahrungen an die junge Generation weitergeben.
Eine weitere Herzensangelegenheit des Japaners ist die Vervollständigung der Gesamteinspielung der Symphonien Leonard Bernsteins, dessen Schüler und Asssitent er gewesen ist. Außerdem planen Yutaka Sado und die Tonkünstler bis 2025 die CD-Einspielung aller Mahler Symphonien. Im hauseigenen CD-Label des Tonkünstler-Orchesters erscheint in Kürze auch der Live-Mitschnitt aus der Elbphilharmonie Hamburg, in der es für Mahlers Fünfte am 16. März 2019 Standing-Ovations gab. Bereits auf CD erhältlich sind Olivier Messiaens Turangalîla-Symphonie als auch Leonard Bernsteins Kaddish und Serenade.
Weitere Deutschland-Tournee ist noch keine fixiert. Sicher hingegen ist eine große Japan-Tournee im Jahr 2021, eine weitere für 2023 ist in Vorbereitung. Eine Großbritannien-Tournee im November/Dezember 2020 schwebt noch in der Luft. Immerhin ist auch alles eine Frage der Finanzen und je nachdem wie die Brexit-Verhandlungen ausfallen werden, „könnten zusätzliche Zollkosten für Instrumente anfallen und Hotelpreise steigen“, lässt Geschäftsführer Frank Druschel wissen.
Apropos Finanzen. Ein paar Fakten und Zahlen zur Budgetierung des Symphonieorchesters des Landes Niederösterreich: 2019 beträgt das Gesamtbudget € 15,2 Millionen. Rund € 12,5 Millionen werden vom Land Niederösterreich getragen, €130.000 vom Bund subventioniert. Die Eigendeckung beträgt rund 17 %.
Der allgemeine Ticketverkauf für die Saison 2019/20 für Veranstaltungen in Wien und Grafenegg startet am 27. August 2019. Einzelkartenverkauf für alle Konzerte der Reihe „Tonkünstler-Orchester“ im Festspielhaus St. Pölten startet ab 22. Mai 2019. Abonnements für Wien und Grafenegg können ab sofort im Kartenbüro in der Herrengasse 10 in Wien erworben werden. Abonnements für die Tonkünstler-Zyklen der Saison 2019/20 im Festspielhaus St. Pölten sind ab sofort im Kartenbüro in St. Pölten erhältlich.
Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 20. März 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at