Theater an der Wien, 29. Februar 2020
Foto: © Rupert Steiner
Ludwig van Beethoven:
Ouvertüre zur Oper „Fidelio“ (1814)
Symphonie Nr. 6 in F-Dur op. 68; 1. Satz
Symphonie Nr. 5 in c-moll op. 67, 3. und 4. Satz
„Christus am Ölberge“
Solisten: Rainer Trost, Ilse Eerens, Johannes Seokhoon Moon
Chor und Extrachor des Theaters Bonn
Beethoven Orchester Bonn
Dirk Kaftan, Dirigent
von Herbert Hiess
Der Ordnung halber gesagt, besuchte der Rezensent eine Woche zuvor die konzertante Aufführung von Lullys „Isis“, die aber absichtlich hier nicht besprochen wird. Hauptgrund ist die Besetzungspolitik bei den Solisten. Denn wenn außer der Hauptrolle und den beiden Tenören die Sänger gerade noch bei einer Schulaufführung durchgingen, dann war etwas faul.
Man hatte das Gefühl, dass diese jüngeren Leute noch in der Ausbildung stecken und man da nur eher belanglose Stimmen hörte, die eher langweilen oder sogar Ärger hervorrufen. Deswegen ist es besser, über die Leute zu schweigen und sie nicht zu beurteilen – das haben sie sich auch nicht verdient.
Großes Atout war an dem Abend der Choeur de Chambre de Namur, der gemeinsam mit dem an diesem Abend nicht spitzenmäßig disponierten Orchester einen passablen Abend lieferte.
Schade darum; vielleicht sollte der Dirigent Christophe Rousset bezüglich der Besetzungspolitik das Ganze doch einmal hinterfragen.
Superb war auch eine Woche später der Chor des Theaters Bonn bei Beethovens Oratorium „Christus am Ölberge“. Erfreulich war es auch zu sehen, dass man das Vorurteil Lügen strafte, dass nur jüngere Leute gut singen. Größtenteils sah man ältere Herrschaften, die mit Inbrunst und guten Stimmen den gewaltigen Chorpart mit Bravour bewältigten.
Die Solisten waren auch hervorragend – vor allem Rainer Trosts noch immer strahlender Tenor und Ilse Eerens sicherer Koloratursopran. Und auch Herr Moon war schön in seiner kleinen Rolle zu hören.
Interessant wäre auch das Beethoven Orchester unter seinem Chef Dirk Kaftan gewesen, wenn da nicht größere Unsicherheiten bei manchen Musikern gewesen wären (leider vor allem bei den Hörnern). Und Maestro Kaftan hatte oft sehr spannende Ansätze bei der Interpretation, die er leider nicht perfekt durchhielt. So gab es im ersten Satz der „Pastorale“ fast einen veritablen Schmiss, den das Orchester beherzt auffing.
Aber man muss den Musikern zugute halten, dass der Teil vor der Pause fast improvisiert war, weil aufgrund der Erkrankung des Solisten Manfred Trojahns Kurzoper „Ein Brief“ ausfiel und man kurzerhand eine Mini-„Beethoven-Akademie“ ansetzte. Da konnte nicht wirklich perfekt geprobt werden, und da sind dann solche Schnitzer wieder erlaubt.
Herbert Hiess, 2. März 2020 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at