CD-Rezension: MOZART. Schatten und Licht – Eine Hörbiografie von Jörg Handstein
BR media 900 906
von Peter Sommeregger
Die Hörbücher des Bayerischen Rundfunks mit den Biografien berühmter Komponisten, sämtlich von Jörg Handstein zusammengestellt, genießen bereits Kultstatus. Die Mischung aus verbalen und musikalischen Zitaten, die sorgfältige Auswahl der Sprecher stehen für einen hohen Grad von Qualität und Authentizität.
Im Falle dieses Hörbuches über das Genie Mozart kann der Autor auf die erfreulich vielen Briefe zurückgreifen, die von Mozarts Hand erhalten sind, und dass auch die Gegenbriefe zahlreich noch erhalten sind, macht diese Hörspieltexte besonders lebendig. Fast will es einem scheinen, dass Wolfgang Amadeus seine Lebensgeschichte selbst erzählt.
Ein großes Plus für die Umsetzung ist der Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister, der Mozart den authentischen österreichischen Tonfall und damit große Glaubwürdigkeit verleiht. Am Rande sei erwähnt, dass Teichtmeister in einer Berliner Produktion der „Zauberflöte“ als Schauspieler die Rolle des Papageno übernommen hatte, damit der Tradition eines Emanuel Schikaneder folgend, der nicht nur der Librettist des Werkes war, sondern in der Uraufführung auch die Rolle des Papageno gegeben hatte.
Als Erzähler begegnet man wieder der sonoren Stimme Udo Wachtveitls, auch die kleineren Sprechrollen sind adäquat besetzt. Was an diesem Hörbuch besonders besticht, ist die Behandlung einiger biographischer Details, die von vielen Biographen Mozarts nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Handstein arbeitet deutlich heraus, dass der junge Mozart durch die unmittelbare Tuchfühlung mit nicht wenigen Monarchen und hoch gestellten Persönlichkeiten seiner Zeit ein mehr als gesundes Selbstbewusstsein entwickelt hatte. Das verwundert nicht, hatte er doch sozusagen an den Tischen der Reichen und Mächtigen gegessen und war von ihnen bewundert worden.
Sein daher durchaus berechtigtes Selbstwertgefühl stand dem Komponisten später häufig im Wege, und ließ ihn arrogant erscheinen. Auch eine gewisse Prunksucht, die in keinem Verhältnis zu seiner gesellschaftlichen Stellung stand, bleibt nicht unerwähnt. Wer einmal von goldenen Tellern gegessen hat, will einen hohen Standard beibehalten. Nicht bedient werden dafür erfreulicherweise Klischees, die sich aus dem verkitschten Mozartbild des 19. Jahrhunderts zum Teil hartnäckig gehalten haben. Man lernt viel Unbekanntes über Mozart, womit der Zweck dieser Edition mehr als erfüllt ist.
Als kostbares Anhängsel sind noch zwei Klavierkonzerte Mozarts in fast schon historischen Aufnahmen mit den noch jungen Pianisten Martha Argerich und Daniel Barenboim in der Box enthalten. Ein Gesamtpaket, das reine Freude bereitet!
Peter Sommeregger, 1. Februar 2021, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at