Zwei Leben für die Musik

CD-Rezension: Fanny & Felix Mendelssohn. Zwei Leben für die Musik Eine Hörbiografie von Jörg Handstein

CD-Rezension: Fanny & Felix Mendelssohn. Zwei Leben für die Musik
Eine Hörbiografie von Jörg Handstein (BR media 900925)

von Peter Sommeregger

Das Leben der hoch begabten Geschwister Mendelssohn eignet sich besonders gut für diese Art von akustischer Biographie. Handelt es sich doch um zwei letztlich unterschiedliche Lebensläufe, deren Gemeinsamkeit allerdings die tiefe Liebe zur Musik und die Komposition eigener Werke ist.

Detailreich wird im gut recherchierten Manuskript Jörg Handsteins vom Werdegang der Geschwister berichtet, die in großbürgerlichen Verhältnissen in einer assimilierten jüdischen Familie in Berlin aufwuchsen. Das musikalische Talent scheint in Teilen auf die Mutter zurückzuführen sein, aber bereits frühzeitig erhielten sie Unterricht von herausragenden musikalischen Größen Berlins.

Für eine Frau war allerdings die Veröffentlichung von Kompositionen im 19. Jahrhundert nicht üblich, auch öffentliche Konzertauftritte blieben eine Ausnahme. Unter dieser künstlichen Unterdrückung ihres Talents litt Fanny Mendelssohn Zeit ihres Lebens, obwohl sie bei ihrem Ehemann, dem Maler Wilhelm Hensel großes Verständnis und Förderung ihrer künstlerischen Ambitionen fand.

Eng blieb das geschwisterliche Verhältnis zu ihrem früh erfolgreichen Bruder Felix aber trotz der verschieden Lebensentwürfe. Fannys einziges Kind, der Sohn Sebastian wurde in späteren Jahren zum Chronisten der Familie Mendelssohn, ihm verdanken wir authentische Zeugnisse in direkter Überlieferung, die diese Lebensbilder äußerst plastisch und glaubwürdig machen.

Als Erzähler ist wie in der gesamten Hörbuchreihe Udo Wachtveitl mit sonorer Stimme zu erleben. Prominent besetzt ist Fanny Mendelssohn mit Martina Gedeck, die ihre unverwechselbare Stimme nuancenreich einsetzt. Ihrem Bruder Felix leiht Sabin Tambrea seine Stimme, auch er nähert sich seiner Aufgabe sehr sensibel und stimmig an.

Die zahlreichen in Ausschnitten eingeblendeten Hörbeispiele beinhalten auch Lieder aus der Feder Fannys, die leider viel zu selten zu hören sind, wie überhaupt ihr gar nicht kleines musikalisches Oeuvre bis heute viel zu wenig erschlossen ist.

Die vierte und letzte CD dieses Albums ist wieder fast ausschließlich Musikbeispielen vorbehalten. Man wählte dafür fast ausschließlich so genannte Streichersymphonien aus Felix‘ früher Schaffensperiode, gespielt vom Münchner Rundfunkorchester unter Henry Raudales. Gerne hätte man auch noch eine komplette Komposition Fannys gehört, aber die zahlreichen im Text angespielten Stücke entschädigen dafür.

Wieder eine sehr gelungene und viele Wissenslücken schließende Publikation aus der Feder Jörg Handsteins!

Peter Sommeregger, 12. Dezember 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-beistert.at

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