„Die kroatische Sopranistin Mathilde Mallinger wurde während ihres Gesangsstudiums in Wien von Richard Wagner entdeckt: Nachdem der Meister sie gehört hatte, empfahl er sie an die Bayerische Staatsoper in München, die sie auch engagierte.“
Ein Gastbeitrag von Luc-Henri Roger
Es war Wagner, der Mathilde Mallingers Talent in Wien entdeckte und sie an das Münchner Hoftheater engagierte:
Hier ist ein Zeitungsausschnitt aus dem Münchener Tages-Anzeiger vom 7. Juli 1867. Wie die Münchner Tageszeitung berichtet, überreichte S.M. König Ludwig II. von Bayern nach einer bemerkenswerten Lohengrin-Aufführung, in der die junge Sopranistin Mathilde Mallinger eine bemerkenswerte und einfühlsame Elsa spielte, ein Brillantarmband. Die im Februar 1847 geborene Mathilde Mallinger war damals erst 20 Jahre alt, ein außergewöhnlich junges Alter, um Wagner-Rollen zu übernehmen, aber auch die Norma, die sie bereits in München etabliert hatte. Ein rührendes Detail: Die Brillanten auf dem Armband bilden den Namen Elsa. Eine rührende Note im Stil des Königs.
Der König muss von der Kunst der jungen Mallinger sehr angetan gewesen sein. Ein paar Tage zuvor hatte er ihr einen Strauß Alpenblumen mit einem Gruß aus seiner königlichen Feder überreicht. Dies wurde in der Fränkischen Zeitung (Ansbacher Morgenblatt) vom 25. Juni 1867 berichtet.
Müssen wir Sie daran erinnern, dass der Mallinger die Rolle der Eva (Meistersinger) 1868 in München geschaffen wurde? Viel später wurde in einer Ausgabe der Illustrirters Zeitung von 1905 ein Foto des Gemäldes von Alfred von Keller auf dem Titelblatt abgebildet.
Mathilde MALLINGER inspirierte die Figur der Walpurga MALWINGER, Heldin des Romans König Ludwig und sein Schützling von Hedwig Courths-Mahler
Die Protagonistin Walpurga Malwinger, genannt Burgerl, erinnert an die berühmte Wagner-Sängerin Mathilde Mallinger (1847-1920), die sowohl am Hoftheater in München als auch am Theater Unter den Linden in Berlin für Furore sorgte, schon allein wegen ihres Beinahe-Homonyms. Die kroatische Sopranistin Mathilde Mallinger wurde während ihres Gesangsstudiums in Wien von Richard Wagner entdeckt: Nachdem der Meister sie gehört hatte, empfahl er sie an die Bayerische Staatsoper in München, die sie, wohl auf Befehl des Königs, auch engagierte. Dort debütierte sie 1866 in der Titelrolle von Vincenzo Bellinis Norma und wurde von Publikum und Kritikern sofort einhellig gefeiert. Die nächsten drei Jahre verbrachte sie auf derselben Bühne und sang hauptsächlich Wagner-Rollen wie Elsa in Lohengrin und Elisabeth in Tannhäuser. Ebenfalls in München kreierte sie die Rolle der Eva in der Uraufführung von Die Meistersinger von Nürnberg am 21. Juni 1868. Erwähnenswert ist, dass König Ludwig II. ihr nach einer Lohengrin-Aufführung einen kostbaren Brillantarmreif schenkte, den er für sie bestellt hatte. Das Zentrum dieses nominellen Armbands trug Elsas Namen in Diamanten. Von Wagner seinerseits wurde sie mit einem riesigen Blumenstrauß und Komplimenten beschenkt, die nach einer Münchner Probe des Lohengrins verteilt wurden.
Mathilde Mallinger verließ daraufhin München und schloss sich 1869 dem Ensemble des Opernhauses Unter den Linden in Berlin an, wo sie bis 1882 auftrat. Sie sang 1869 die Elsa in der Berliner Uraufführung des Lohengrins und 1870 die Eva in Die Meistersinger. Auch ihre Sieglinde wurde in Berlin hochgelobt.
Mallinger und Malwinger teilen die Eigenschaft außergewöhnlicher stimmlicher Schönheit, bemerkenswerter dramatischer Qualitäten und extremer Jugend, als sie die Rollen der großen Wagner-Heldinnen übernahmen: Elsa oder Eva mit 19 oder 20 Jahren zu interpretieren, setzt eine außerordentliche stimmliche Reife voraus. Aber abgesehen von den üppigen königlichen Geschenken und der Beinahe-Homonymität hört die Parallele hier auf. So, im Gegensatz zu anderen Sängern, die vergeblich versuchten, den König zu verführen, verließ Mathilde Mallinger München und ging nach Berlin, wo sie später einen Schauspieler und Theaterdirektor, den Baron Schimmelpfennig von der Oye, heiratete. Walpurga Malwinger hingegen blieb keusch und rein und hielt dem König die Treue, den sie auch nach seinem Tod weiter anbetete. Die Heldin des Romans hat nie geheiratet.
Luc-Henri Roger, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
https://luc-henri-roger.blogspot.com/
LUC-HENRI ROGER ist ein adoptierter Bayer, der sich für die Geschichte der Literatur des 19. Jahrhunderts begeistert. Seine Forschung konzentriert sich auf König Ludwig II. von Bayern und auf das Werk des Komponisten Richard Wagner. Luc-Henri Roger interessiert sich besonders für die Rezeption von Briefen und für die französische Presse, wie aus den ersten drei veröffentlichten Büchern hervorgeht: „Les fleurs pour le roi Louis II de Bavière“ (Blumen für König Ludwig II. von Bayern), „Louis II de Bavière. Le cygne des Wittelsbach“ (Ludwig II. von Bayern. Der Wittelsbacher Schwan), „Les voyageurs de l’Or du Rhin. La réception francaise de la création munichoise du Rheingold“ (Die Reisenden des Rheingoldes. Der französische Empfang der Münchner Schöpfung des Rheingolds) und „Maria Kalergis-Mouchanoff, née Comtesse Nesselrode. Itinéraires et correspondence de la Fée blanche“.