Mit dem Pianisten, Komponisten und Dirigenten Leon Gurvitch entsteht für mich ein Herzensprojekt

Leon Gurvitch; Foto Henriette Mielke

Auf den Spuren eines ganz besonderen Künstlers

von  Patrik Klein

Leon Gurvitch begegnete mir zum ersten Mal im Sommer 2020 während der Pandemie bei einem Terrassenkonzert des befreundeten Musikers Christian Seibold aus dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg. Weil alle Kunst und Kultur zum Erliegen kam, aber man draußen an der freien Luft zusammenkommen konnte, traf man sich vor seinem Haus und lauschte über Garten und Terrasse hinweg den musikalischen Darbietungen von Freunden und Bekannten aus der Hamburger Musikszene. An diesem besagten Abend gab es Jazz mit Klavier, Klarinette und Kontrabass. An die 50 Nachbarn und informierte Gäste ließen sich mit coronabedingten Abständen bei herrlichem Wetter von der Musik anziehen.

Terrassenkonzert während der Pandemie im Sommer 2020 mit Leon Gurvitch, Omar Rodríguez Calvo und Christian Seibold; Foto Patrik Klein

Zufällig las ich Leon Gurvitchs Namen dann später, als Konzerte wieder stattfinden konnten, auf der Ankündigung einer Lesung des bekannten Schriftstellers Sebastian Fitzek, der in der Elbphilharmonie Hamburg seinen neuesten Roman vorstellte. „Portrait: Leon Gurvitch
klassik-begeistert.de, 22. November 2022“
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Die Camerata Louis Spohr: Wie aus einem Ensemble eine kulturelle Instanz wurde

Foto: Gründer Bernd Peter Fugelsang © www.camerata-duesseldorf.de

von Daniel Janz

Will ein Orchester bestehen, muss es begeistern und mitreißen. Denn mit Mozart, Haydn und Beethoven lässt sich (besonders in Coronazeiten) nur schwer noch neues Publikum generieren. Es braucht die ganz Großen, die Bombasten unter den Komponisten: Mahler, Strauss, Strawinsky, Schostakowitsch… die Popstars und Publikumsmagneten der Klassik! Und gleichzeitig diejenigen, die so herausfordernd komponiert haben, dass sie selbst für gestandene Berufsorchester stets eine Herausforderung darstellen. Nicht nur setzt ihre Musik höchstes Können voraus. Auch die Wahl und Anzahl der Instrumente stellt bisweilen seltene bis einzigartige Ausmaße dar. Wohl auch deshalb wird man diese kaum im Programm von nicht-Berufsorchestern finden. Mit wenigen Ausnahmen, von denen heute eine betrachtet werden soll: Die Camerata Louis Spohr, deren Gründer und Chefdirigent Bernd Peter Fugelsang klassik-begeistert Rede und Antwort stand. „Ein Porträt über die Camerata Louis Spohr
klassik-begeistert.de“
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Lebendiges Musizieren für Gojim und anderes Getier

“Im Konzert”, Deutschlandradio Kultur, 6. Dezember 2021, 20.03 Uhr

Daniel Kahn: Gesang, Akkordeon, Klavier sowie Transkription und Übersetzung ins Jiddische
Christian David: Blasinstrumente

Foto: Daniel Kahn 2013 in Luxemburg (wikipedia.de)

von Teresa Grodzinska

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

heute gebe ich Ihnen was auf die Ohren. Es ist kein live-Konzert im üblichen Sinn; es ist auch keine Besprechung eines Video-Gigs zweier junger jüdisch-amerikanischer Musiker.

Es ist ein ausschließlich übers Funk übertragenes Konzert aus dem Funkhaus Dresden. Und wie lebendig es dort zuging an diesem Abend!

Warum verzichtet ein junger Musiker auf Videoaufnahmen? Ich hab mir während der anderthalbstündigen Sendung diese Frage gar nicht gestellt. Eindeutig frei gesprochene Kommentare Kahns, seine virtuose Beherrschung des Klaviers und Akkordeons (teilweise beide Instrumente gleichzeitig) plus Gesang waren so selbstverständlich, so rund. Da fehlte nix. Kein Bild. Ein Ohrenschmaus. „Daniel Kahn, Christian David, „Im Konzert“
Deutschlandradio Kultur, 6. Dezember 2021, 20.03 Uhr“
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Mathilde Mallinger, Richard Wagner und König Ludwig II.

„Die kroatische Sopranistin Mathilde Mallinger wurde während ihres Gesangsstudiums in Wien von Richard Wagner entdeckt: Nachdem der Meister sie gehört hatte, empfahl er sie an die Bayerische Staatsoper in München, die sie auch engagierte.“

Ein Gastbeitrag von Luc-Henri Roger

Es war Wagner, der Mathilde Mallingers Talent in Wien entdeckte und sie an das Münchner Hoftheater engagierte:

Mathilde Mallinger, Richard Wagner und König Ludwig II.

Hier ist ein Zeitungsausschnitt aus dem Münchener Tages-Anzeiger vom 7. Juli 1867. Wie die Münchner Tageszeitung berichtet, überreichte S.M. König Ludwig II. von Bayern nach einer bemerkenswerten Lohengrin-Aufführung, in der die junge Sopranistin Mathilde Mallinger eine bemerkenswerte und einfühlsame Elsa spielte, ein Brillantarmband. Die im Februar 1847 geborene Mathilde Mallinger war damals erst 20 Jahre alt, ein außergewöhnlich junges Alter, um Wagner-Rollen zu übernehmen, aber auch die Norma, die sie bereits in München etabliert hatte. Ein rührendes Detail: Die Brillanten auf dem Armband bilden den Namen Elsa. Eine rührende Note im Stil des Königs. „Mathilde Mallinger, Richard Wagner und König Ludwig II.“ weiterlesen

Maria Kouba: „Die Nachtigall aus dem Kohlenpott“ starb im 100. Lebensjahr

Gastspiele führten Maria Kouba unter vielen anderen an die MET, an die Covent Garden London, nach Paris  und ins Teatro San Carlo Napoli, dreimal an die Wiener Staatsoper (Jenůfa, Salome). Sie sang 1962 die Titelrolle in der französischen Erstaufführung von „Jenůfa“ in Strasbourg.

von Lothar und Sylvia Schweitzer

Foto: http://www.mariakouba.at ©

„Wie du warst! Wie du bist!“ Das waren die ersten Töne einer menschlichen Stimme der neuen Saison 1965/66 in der Frankfurter Oper. Zwar nicht so dunkel volltönend, wie ich sie von der Altistin Hertha Töpper auf ewig in Erinnerung behalten werde. Ich habe damals nicht gewusst, dass der „Octavian“ im selben Jahr an der MET unter Karl Böhm alternierend mit Birgit Nilsson die Salome sang und tanzte. Der nordslawische Name Kouba  fiel mir als Wiener neben den deutschen Namen Schlemm, Jungwirth, Gutstein und dem Kunstnamen Rebroff in der Besetzungsliste nicht weiter auf.

Noch etwas war mir unbekannt, nämlich dass Maria Kouba wie übrigens auch ihre Kollegin Töpper Steirerin ist. Sie hieß mit Geburtsnamen Strobl, wurde 1922  im Sternzeichen Wassermann in Altenmarkt geboren,  entstammte einem musikalischen Elternhaus und verbrachte ihre Kindheit eine Zeit in Wörgl in Tirol, was ihr sicher nicht schwer fiel, besteht doch zwischen Tirolern und Steirern eine gewisse Seelenverwandtschaft. „Zum Tode von Maria Kouba, der „Nachtigall aus dem Kohlenpott“
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Über sämtliche Köpfe hinweg: Christian Thielemanns Vertrag in Dresden nicht verlängert

Ein Kommentar

Foto: Christian Thielemann © Matthias Creutziger

von Kirsten Liese

„Es ist schade um die Menschen“, schrieb August Strindberg in seinem „Traumspiel“, ein Satz aktueller denn je, dies auch im Hinblick auf die jüngsten Geschehnisse im Dresdner Musikleben: Über das Orchester hinweg entscheidet eine Kulturministerin den Vertrag seines Chefdirigenten auslaufen zu lassen. Es geht dabei nicht um irgendwen, sondern  einen der genialsten Dirigenten unserer Zeit. Bis zur Verbannung aus der Semperoper wegen Corona-Restriktionen reiste das Publikum aus allen Himmelsrichtungen an, um Christian Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle zu erleben. „Christian Thielemann, Kommentar,
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AURIO Verlag erweitert sein Angebot

Mit AURIO CHROMA ermöglicht der Musikverlag seinen Abonnentinnen und Abonnenten den Zugang zu einer der weltweit größten Noten-Privatsammlungen

90.000 Werke für Soloinstrumente und Kammermusikensembles. Das ist die enorme Zahl, die ein privater Sammler aus der ganzen Welt zusammengetragen hat. Fündig wurde er in Bibliotheken, Nachlässen, Archiven und Sammlungen. Das Ergebnis dieser umfassenden Sammlertätigkeit, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte, steht jetzt exklusiv den AURIO-Nutzern zur Verfügung.

Unter den Noten finden sich allerlei Raritäten – nicht nur aus verschiedenen Ländern wie Brasilien, den USA, Georgien, Italien und Russland, sondern auch aus verschiedenen Jahrhunderten und Stilepochen. Der Schwerpunkt des Archivs liegt auf Klaviermusik, die Sammlung enthält aber auch seltene Werke für Kammermusik sowie für Streicher und Bläser.

„AURIO Verlag erweitert sein Angebot
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75 Jahre Chor des Bayerischen Rundfunks – eine Hommage

München, 2. Mai 2021

Bildquelle: Johannes Rodach ©

von Frank Heublein

Ich beginne mit dem mir nächstliegenden, dem 6. März 2021. Da zeigte mir der Chor des Bayerischen Rundfunks seine ganze Bandbreite. Henry Purcells Funeral Music for Queen Mary von 1695 kombiniert mit Georg Friedrich Haas in vain aus dem Jahr 2000. In der Reihe musica viva, die sich der zeitgenössischen Musik widmet. Mit Sir Simon Rattle am Pult zeigt der Chor, dass Purcell auch im 21. Jahrhundert nichts von seiner emotionalen Aktualität verloren hat. Genauso wie das Stück das einen Titel trägt, der dem Chor so gar nicht entspricht. Vergebens (in vain), so mag sich die Expression des Stücks anfühlen. Wie der Chor – und das Orchester – diese Expression erzeugen, das hat mich sehr beeindruckt, wie Sie hier nachlesen können. Nachsehen können Sie diesen Konzertabend hier.

Die Reihe musica viva ist noch ein Jahr älter als der Chor des Bayerischen Rundfunks. Die Reihe wurde 1945 von Karl Amadeus Hartmann ins Leben gerufen und ist bis heute eines der weltweit bedeutendsten Foren der Gegenwartsmusik. Der Chor des Bayerischen Rundfunks hat ein großes Stück Bedeutung beigetragen.

Der 6. März 2021 zeigt einmal mehr: dieser Chor singt alles, nimmt sich die volle musikalische Bandbreite vor. Genau daraus erwächst aus meiner Sicht seine Stärke: variabel zu sein. Sich auf alles einstellen zu können. „75 Jahre Chor des Bayerischen Rundfunks – eine Hommage
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Sommereggers Klassikwelt 85: Christa Ludwig – die Königin ist tot

Unter Otto Klemperer spielte Christa Ludwig mit Fritz Wunderlich das „Lied von der Erde“ ein, eine Aufnahme, für die allein sich schon die Erfindung der Schallplatte gelohnt hätte.

von Peter Sommeregger

Mit Superlativen sollte man sparsam umgehen, aber wenn es eine Sängerin gibt, die gleich mehrere von ihnen verdient, so ist es Christa Ludwig. Bandbreite, Dauer und Qualität ihrer etwa fünfzigjährigen Karriere konnten und können wohl schwerlich jemals übertroffen werden, das Holz, aus dem man solche Ausnahmekünstler schnitzt, wächst nicht mehr nach.

Für Christa Ludwig war der Weg auf die Bühne bereits durch die Eltern vorgezeichnet, ihre Mutter Eugenie Besalla war selbst erfolgreiche Sängerin und blieb die zeitlebens einzige Gesangslehrerin ihrer Tochter. Schon früh holte Karl Böhm sie an die Wiener Staatsoper, die trotz ihrer Erfolge auch an anderen Häusern ihre künstlerische Heimat blieb. Als Stehplatzbesucher der Sechzigerjahre hatte ich ausgiebig Gelegenheit, Christa Ludwig in einem breiten Rollenspektrum zu erleben. Besonders spannend war es, wenn sie die Fachgrenzen ihres Mezzosoprans zu sprengen versuchte, aber ihre künstlerische Klugheit, vielleicht auch der Rat ihrer erfahrenen Mutter hielt sie von allzu gefährlichen Experimenten ab. „Sommereggers Klassikwelt 85: Christa Ludwig – die Königin ist tot
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Österreich will Lockdown am 19. Mai beenden

Foto: Wiener Staatsoper, M. Pöhn ©

von Jürgen Pathy

Endlich ist es soweit: Am 19. Mai können in Österreich wieder Veranstaltungen stattfinden. Das gab die Regierung am Freitagnachmittag in einer Pressekonferenz bekannt. Das heißt, nicht nur Gastronomie, Sport und Tourismus sollen wieder öffnen, sondern auch die Theater, Opernhäuser und Konzertsäle des Landes. Erstmal mit beschränkter Zuschauerzahl, aber egal:

Endlich wieder das Orchester der Wiener Staatsoper live hören. Endlich wieder die weltbesten Sänger und Sängerinnen hautnah spüren und fühlen. Zumindest, wenn die Ankündigungen umgesetzt werden, die Bundeskanzler Sebastian Kurz und sein Regierungsteam am Freitag veröffentlicht haben. „Das Licht am Ende des Tunnels wird heller“, sagte Kurz zu Beginn der Pressekonferenz im Wiener Weltmuseum. „Österreich will Lockdown am 19. Mai beenden
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