Foto: Dittus (c)
Laeiszhalle Hamburg, 1. Januar 2018
Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125
Symphoniker Hamburg
Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg
Claudia Barainsky Sopran
Ulrike Helzel Alt
Brenden Gunnell Tenor
Egils Silins Bass
Stefan Soltesz, Dirigent
von Leon Battran
Mit der traditionellen Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie haben die Symphoniker Hamburg und der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor dem Jahr 2018 in der Laeiszhalle einen prachtvollen Empfang bereitet. Schillers Ode An die Freude ist ein Appell an die Menschlichkeit, Beethovens Musik ein Ohrenschmaus.
Unsere Zeiten seien bewegte, unübersichtliche Zeiten, findet Daniel Kühnel, Intendant der Symphoniker Hamburg. Zeiten, in denen Menschen sich auf „alternative Fakten“ berufen und sich die Moral nicht von selbst zu verstehen scheint. Der Konzertbesuch sei da auch eine politische Demonstration. Und Musik vermag Großes: Mit Beethoven gehe man „per aspera ad astra“ – durch das Rauhe zu den Sternen.
Der Dirigent Stefan Soltesz führte die Symphoniker mit Gewandtheit und Hingabe durch die kompositorischen Raffinessen Beethovens. Die überbordende Bewegung und rastlose Spannung des Kopfsatzes vermochten nur von der dramatischen Strenge und den dynamischen Höhepunkten gezähmt zu werden. Das Vivace erstaunte und bezauberte mit eng verzahnten Fugati und farbenreicher Harmonik im Mittelteil. Der langsame Satz mit seiner ruhigen Verträumtheit und Sanftheit steht an dritter Stelle der Sinfonie, ein retardierendes Moment vor dem allumfassenden Schlussjubel.
Und es erscheint schier unmöglich, sich dem Bann dieses Jubels zu entziehen. Die Symphoniker Hamburg musizierten mit vollem Körpereinsatz und ansteckender Leidenschaft. Kraftvoll und beseelt erklangen dazu die Stimmen des Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chores. Sie machten den gewaltigen Schlusssatz zu einem Musikerlebnis, das unter die Haut ging. Leider klatschten im Publikum ein paar Deppen in die Pause zwischen Presto und Allegro assai.
Nicht ganz ohne Makel blieb die Leistung der Gesangssolisten. Claudia Barainsky sang ihren Sopran auf den Punkt. Brenden Gunnell gelang es dagegen nicht, bei seinem Tenorsolo das Tempo zu halten und Ulrike Helzels Mezzosopranpartie war stellenweise kaum zu hören, vor allem neben ihrem Kollegen Egils Silins. Der Lette überdeckte stellenweise seine Sängerkollegen mit seinem kraftvoll-vitalen Bass.
Die Freude des Publikums blieb ungetrübt. Es gab geschlossene Standing Ovations. Am Schluss bleibt eine Aufführung, die Funken versprüht hat, alle alternativen Fakten vergessen macht und die Herzen öffnet. Frohes neues Jahr!
Leon Battran, 2. Januar 2018, für
klassik-begeistert.de
Foto: Raetzke