„In meiner internationalen Trompetenklasse an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg sind auch zwei russische und ein ukrainischer Student, die wie Brüder zusammen musizieren und ihre Freizeit gestalten. Wir sind eine große Familie, die zusammensteht und sich gegenseitig unterstützt.“
Foto: https://matthiashoefs.de ©
Die Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) und die Hauptkirche St. Michaelis veranstalten ein gemeinsames Spendenkonzert für die Ukraine:
Am Samstag, 19. März 2022, um 18 Uhr (Einlass ab 17.15 Uhr).
Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten an den Nothilfefond der HfMT für ukrainische Studierende und/oder an die Diakonie Katastrophenhilfe für die Ukraine (Spendenkonten siehe unten).
klassik-begeistert-Herausgeber Andreas Schmidt stellte dem Startrompeter und Hamburger Hochschulprofessor Matthias Höfs fünf Fragen.
klassik-begeistert: Was ist für Sie persönlich das Besondere an einem Auftritt im Hamburger Michel?
Matthias Höfs: Die St. Michaelis Kirche in Hamburg ist für viele Menschen ein Kraftort. Seit meiner Kindheit darf ich dort regelmäßig konzertieren und bin jedesmal aufs Neue überwältigt von der Energie und Atmosphäre dieses besonderen Kirchenraumes.
Sie haben ja mit Ihrem Ensemble (Luisa Höfs, Paula Heidecker, Phillip Wentrup) und Ihrer Trompetenklasse schon verschiedene Benefizaktionen für die Ukraine gemacht. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig? Welche Rolle spielen Musik und Kultur in Zeiten des Krieges, was kann ihre Aufgabe sein?
Matthias Höfs: Gerade in diesen Krisenzeiten kann uns die Musik helfen, Kraft, Zuversicht und Lebensmut zu erlangen. Das Trompetenkonzert von Giuseppe Tartini, das ich in St. Michaelis gemeinsam mit meinem Kollegen Wolfgang Zerer musizieren werde, soll mit dem strahlenden D-Dur Trost und Kraft spenden. Musik sendet natürlich auch eine Botschaft. Unter dem Motto „Unity for Peace“ haben sich binnen 48 Stunden weltweit über 200 Blechbläser meinem Aufruf angeschlossen, einen Bach-Choral auf Video aufzunehmen, den ich zuvor ins Netz gestellt hatte. Meine Verantwortlichen für Ton und Bild haben diese vielen Einsendungen dann zu einem Gesamtvideo verarbeitet, das inzwischen auf Social Media und YouTube veröffentlicht wurde. Diese Power, die dieser Choral aussendet in Verbindung mit den Bildern, hat bereits nach einem Tag über 10.000 Menschen erreicht. Wir Musiker stehen weltweit zusammen. An jeder Musikhochschule und in jedem Orchester musizieren selbstverständlich zahlreiche Nationalitäten in größter Homogenität gemeinsam. Das kann und sollte einen Vorbildcharakter haben.
Bereits in der vergangenen Zeit habe ich einige Musikvideos produziert und mit einem Spendenaufruf versehen. Gerade in Coronazeiten, in denen keine Konzerte möglich waren, hatten wir zahlreiche Zuschauer und Hörer, die dann auch sehr gerne bereit waren, statt dem Kauf einer üblichen Konzerteintrittskarte unserem Spendenaufruf zu folgen.
Haben Sie Kontakt zu ukrainischen Betroffenen und Studenten?
Matthias Höfs: In meiner internationalen Trompetenklasse an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg sind auch zwei russische und ein ukrainischer Student, die wie Brüder zusammen musizieren und ihre Freizeit gestalten. Wir sind eine große Familie, die zusammensteht und sich gegenseitig unterstützt.
Sie waren auch Gastdozent am Tschaikowski-Konservatorium in Moskau.
Matthias Höfs: Seit 1983 gebe ich regelmäßig Konzerte und Masterclasses in Russland und habe dort viele Freunde gefunden. In diesem Jahr am 15. Januar hatte ich ein besonderes Konzert in Moskau gemeinsam mit 11 namhaften Trompetensolisten, ehemaligen Studenten und dem Moskauer Nationalorchester. Die derzeitige Kriegssituation hätte damals niemand für möglich gehalten. Meine dortigen Freunde sind nun für mich nicht erreichbar – unerträglich.
Sie sind musikalisch ja sehr vielseitig aufgestellt: Klassik, German Brass, Jazz, Arrangeur. Bieten Ihrer Meinung nach die Hochschule für Musik und Theater und die Hamburger Kulturszene Raum für all diese Richtungen? Findet viel interdisziplinäre Zusammenarbeit der Genres statt?
Matthias Höfs: Die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen und Kolleginnen an der HfMT Hamburg empfinde ich als sehr inspirierend. Es entstehen immer wieder neue Projekte mit nahezu allen Abteilungen. Das ist für alle Beteiligten sehr sehr positiv und wird von allen unterstützt.
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Spenden:
Spendenkonto Nothilfefond der HfMT:
Deutsche Bundesbank
IBAN: DE63 2000 0000 0020 1015 24
Stichwort/Verwendungszweck: Ukraine-Hilfe
(Spendenbescheinigungen können ausgestellt werden)
Hintergrund: Die HfMT konnte durch die Unterstützung von privaten Förderern einen Nothilfefond auflegen. Sie unterstützt die Studierenden in finanzieller Notlage, bei der Durchführung von Solidaritätsveranstaltungen und schafft unbürokratisch Studienmöglichkeiten für ukrainische Studierende, die sich auf der Flucht befinden.
Diakonie Katastrophenhilfe für die Ukraine
Spendenkonto:
Evangelische Bank
IBAN: DE68520604100000502502
BIC: GENODEF1EK1
Betreff: Ukraine – Krise
Kurzbiografie
Mit sechs Jahren erklärt Matthias Höfs (* 1965 in Lübeck) die Trompete zu „seinem Instrument, weil sie so schön glänzt“. Seine Ausbildung erhält er bei Professor Peter Kallensee an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und Professor Konradin Groth an der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker. Gerade 18 Jahre alt wird er Solotrompeter des Philharmonischen Staatsorchester Hamburg. Die faszinierende Welt der Oper genießt er 16 Jahre lang.
Höfs wird zur gleichen Zeit Mitglied des Ensembles GERMAN BRASS, mit dem er weltweit erfolgreich ist. Seit dem ersten Konzert des Ensembles 1985 schreibt er sich und seinen Kollegen Arrangements „auf den Leib“, die innovativ, nachhaltig und genreübergreifend die Brasswelt inspirieren.
Mit musikalischem Pioniergeist erweitert Matthias Höfs kontinuierlich den Horizont seines Instruments – sei es durch die enge Zusammenarbeit mit Komponisten, die sich durch seine unvergleichliche Virtuosität und Experimentierfreude inspirieren lassen, sei es als „Botschafter der Trompete“ in seiner Heimat Schleswig-Holstein oder durch die langjährige Kooperation mit den Instrumentenbauern Max und Heinrich Thein. Die Leidenschaft für sein Instrument vermittelt Matthias Höfs auch seinen Studenten, die er seit 2000 als Professor an der Hochschule für Musik und Theater mit großem Engagement unterrichtet.
Neben seiner ausgedehnten Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker hat Höfs bislang zahlreiche Solo-CDs produziert. Mit GERMAN BRASS gibt es darüber hinaus mehr als 20 CD Aufnahmen.
Im Oktober 2016 wurde GERMAN BRASS der Deutsche ECHO Klassik verliehen – eine der höchsten Auszeichnungen für nationale und internationale Musiker.