Für Sie und Euch in den Zeitungen gefunden
DIE SAMSTAG-PRESSE – 24. DEZEMBER 2022
Bamberg
Andris Nelsons dirigiert Mahler 7 – und lächelt die Zerrissenheit Mahlers weg
Und dafür bekam es wiederum den Respekt des großartigen Dirigenten, der unter minutenlangem Applaus die einzelnen Musiker, von denen einige von Mahler solistische Einsätze bekamen, wie auch die ganzen Gruppen des Orchesters würdigte. Ein sympathischer Abend mit einem sympathischen Star.
Von Gerald Hofner
Klassik-begeistert.de
Der Kopf ist ein gefährliches Gefäß
Schostakowitsch – Doppeltes Spiel. Eine Hörbiographie von Jörg Handste
Vor genau einem Jahr erschien „Doppeltes Spiel“, die Schostakowitsch-Hörbiographie von Jörg Handstein in der Reihe „BR Klassik“. Zu Weihnachten 2021 hätte wohl kaum jemand glauben mögen, dass binnen zweier Monate ein innereuropäischer Angriffskrieg entgegen jeglichem Völkerrecht bald die Schlagzeilen beherrschen könnte. Nun ja, Dmitrij Schostakowitsch hätte wahrscheinlich eingeräumt, davon nicht überrascht zu sein. Schließlich hatte er jahrzehntelang unter der Stalin-Diktatur gelitten und wusste, was es heißt, beständig in der Angst vor einem völlig unberechenbaren Alleinherrscher mit der gut organisierten Geheimpolizei eines totalitären Regimes leben zu müssen.
Von Dr. Andreas Ströbl
Klassik-begeistert.de
Moskau
„Wir sind nicht länger eure Affen“: Putin läutet Kulturkrieg gegen Westen ein
Der Kultur in Russland stehen schwere Zeiten bevor. In Zukunft soll sich die Branche von westlichen Einflüssen abgrenzen. Die Freiheit der Kultur war bis vor Kurzem gesetzlich in Russland geschützt. Russisches Ballett, Filme und Literatur sind weltbekannt. Internationale Künstler:innen waren stets willkommen und russische Künstler:innen wurden weltweit ausgestellt. Das wird sich bald ändern, wie die US-amerikanische Nachrichten-Seite The Daily Beast berichtet – zum Leidwesen der Kunst und Kulturbranche.
FrankfurterRundschau.de
London
Kürzungen im britischen Kulturbudget: Demos gegen Umzug der National Opera
In Großbritannien sorgt eine Neuordnung staatlicher Subventionen für riesige Aufregung
DerStandard.at.story
Wien
Birgit Hinterholzer wird neue Generalsekretärin der Jeunesse
Die Kulturmanagerin und Musikerin aus Oberösterreich folgt nach nur einjähriger Amtszeit auf Christian Schulz
DerStandard.at
Stille Nacht – Weihnachtsgrüße von Jonas Kaufmann und vom FC Bayern
https://www.youtube.com/watch?v=B5tCw3E4YJ4
Bayreuth
Wieder mit zwei Open-Airs für alle
Offiziell startet das Festspiel-Programm 2023 schon am 24. Juli. Festivalchefin Katharina Wagner lädt wieder zum Open-Air mit freiem Eintritt. Im vergangenen Sommer waren die zwei Konzerte des Festspielorchesters und einiger Solistinnen und Solisten gerade bei den Menschen in der Region Bayreuth sehr gut angekommen.
Kurz vor Weihnachten haben die Bayreuther Festspiele ihren Spielplan fürs nächste Jahr veröffentlicht. Es gibt wieder zwei Open-Airs und gestartet wird mit „Parsifal“.
BR-Klassik.de
Bach im Konzerthaus: An der Krippe singt jeder auf seine Weise (Bezahlartikel)
DiePresse.com
Ebenau/Salzburg
An der Orgel: Der Herr Bürgermeister
Selbst im Telefoninterview glaubt man Georg Djundjas Augen leuchten zu sehen, wenn er von den beiden Mooser-Orgeln aus der Mitte des 19. Jahrhunderts spricht, auf denen er regelmäßig spielt. Auf der einen in der Salzburger Gemeinde Ebenau hat er von frühester Jugend an gespielt.
DrehpunktKultur.at
Berlin
Komische Oper: Keine elitäre Kunst, Exzellenz für alle
Die Intendanten Philip Bröking und Susanne Moser feiern am 23. Dezember 2022 den 75. Jahrestag der Eröffnung der Komischen Oper und sitzen auf gepackten Kisten zum sanierungsbedingten Umzug.
BerlinerZeitung.at
Interview – Komische Oper: Sabine Franz lässt das Bühnenbild tanzen (Podcast)
Inforadio.de
Frankfurt
Liederabend mit Benjamin Bernheim: Die sinnende Wollust
FrankfurterRundschau.de
Hamburg
Schutz vor der knochenbrechenden Realität (Bezahlartikel)
Der Dirigent Teodor Currentzis wird kritisiert, weil er zum russischen Angriffskrieg schweigt. Jetzt trat er in der Elphi auf – und wieder stellt sich die Frage: Wie gut lassen sich ästhetischer Genuss und Politik trennen?
DerSpiegel.de
Jahresrückblick 2022: Fünf Neuinszenierungen in Bayreuth (Podcast)
BR.Klassik.de.mediathek
Links zu englischsprachigen Artikeln
Wien
In This Show, Mack the Knife Is a Woman
Starting with “The Threepenny Opera”, the Volksoper in Vienna is reconsidering a series of works and inviting audiences to join the discussion.
TheNewYorkTimes.com
An Opera House Gives Contemporary Art a Major Role
The “Safety Curtain” series at the Vienna State Opera has put artwork from all over the world in front of audiences since 1998.
TheNewYorkTimes.com
Berlin
Víkingur Ólafsson and Santtu-Matias Rouvali bring Nordic brilliance to the Berliner Philharmoniker
bachtrack.com.de
London
An exemplary evening of music-making as Günther Groissböck returns to Wigmore Hall
seenandheard.international.com
Packed houses for two Christmas concerts in London
Seasonal programmes from the Dunedin Consort and Tallis Scholars filled Wigmore Hall and St John’s, Smith Square
https://www.ft.com/content/0b56279b-043b-4e30-b970-e6508484cb7e
Zinging strings: Janine Jansen leads an all-Stradivarius octet at Cadogan Hall
bachtrack.com.de
Igor Levit steps back for Johan Dalene and Julia Hagen to shine in German chamber music at Wigmore Hall
seenandheard.international.com
Pavel Kolesnikov, Wigmore Hall review
– conjuring spirits from solstitial darkness Master of colour sheds special light on three masterpieces and two surprises
Theartsdesk.com
New York
Metropolitan Opera Announces Cast Change for “Dialogues des Carmélites”
The company noted that Christine Goerke will replace Eva-Maria Westbroek in the role of Madame Lidoine.
operawire.com.metropolitan
Miami
Top Ten Performances of 2022
https://southfloridaclassicalreview.com/2022/12/top-ten-performances-of-2022/
Musical
Graz
Fremd in dieser Welt
Späte österreichische Erstaufführung für Kurt Weills Musical „Ein Hauch von Venus“ an der Oper Graz.
WienerZeitung.at
Musical „Cats“ in Frankfurt : Schnurren, schmusen, schnuppern, strecken (Bezahlartikel)
FrankfurterAllgemeine.net
Die Pop-Geheimtipps des Jahres
Beyoncé kennt jeder, Kendrick Lamar haben alle gehört. Aber den Rest? Unsere Autorinnen und Autoren stellen Alben vor, die 2022 an der Allgemeinheit vorbeigegangen sind.
DieZeit.de.kultur
Sprechtheater
Berlin/Deutsches Theater
Die Menschen sind nicht glücklich
Warum hat uns davor niemand gewarnt? Lilja Rupprecht inszeniert „Caligula“ von Albert Camus in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin.
Frankfurter Allgemeine.net
Wien
Michael Niavarani: Klimaproteste in Museen sind „natürlich legitim“ (Bezahlartikel)
Michael Niavarani und Georg Hoanzl über den „Sommernachtstraum“ im Theater im Park, über den Besucherschwund bei den Bühnen, Corona, Krieg und Krise.
Kurier.at
TV/Medien
Österreich
TV-Weihnachtsprogramm: Im Fernsehen schneit es garantiert
Zu Weihnachten gibt es Altbewährtes – ein Überblick.
Kurier.at
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Unter’m Strich
EU-Korruptionsskandal: Eva Kaili bleibt in U-Haft
Die unter Korruptionsverdacht stehende EU-Parlamentsabgeordnete Eva Kaili bleibt zunächst im Gefängnis. Das zuständige Gericht in Brüssel habe die Untersuchungshaft der ehemaligen Vizepräsidentin des Europaparlaments am Donnerstag um einen Monat verlängert, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft mit. Gegen die Entscheidung kann die 44-jährige Griechin Berufung einlegen. Kaili hat bisher jede Schuld von sich gewiesen, ihr Anwalt bezeichnete sie als „unschuldig“.
https://www.krone.at/2888827
Österreich
Zur Lage der Nation: Ein Tollpatsch kommt selten allein
Seit Tagen versucht sich die Regierung als Erfolgskoalition zu verkaufen. Karl Nehammer und Werner Kogler hören sich dabei an wie das Weihnachtsgedudel in den Kaufhäusern: Es nervt, und man wünscht sich endlich Stille.
https://www.krone.at/2889255
40.000 Euro kassiert: SC Wiener Neustadt-Vorstand in Erklärungsnot
Vorstand und Vizebürgermeister Spenger hat doch Geld von Tochterfirma erhalten.
Kurier.at
Mehr Mut, weniger Hass. Drei Wünsche an das Christkind für die Politik
https://www.krone.at/2889556
INFOS DES TAGES (SAMSTAG, 24. DEZEMBER / Heiliger Abend)
INFOS DES TAGES (SAMSTAG, 24. DEZEMBER / Heiliger Abend)
Quelle: onlinemerker.com
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Bayreuther Festspiele: Karten ab sofort bestellbar
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Ihr Besuch!Ihre Kartenbestellungen nehmen wir gerne ab sofort und bis zum 31. Januar entgegen! Als Neukunde registrieren Sie sich bitte einmal mit Ihrer Postanschrift und Ihrer E-Mail-Adresse unter „Meine Festspiele“ https://ticketshop.bayreuther-festspiele.de/de/ . Als bereits registrierter Besteller melden Sie sich bitte unter „Meine Festspiele“ https://ticketshop.bayreuther-festspiele.de/de/ an und überprüfen ggf. Ihre Daten. Füllen Sie nun das Bestellformular im Internet aus, es können für die Saison 2023 pro Werk maximal 6 Karten erworben werden, insgesamt 18 Karten. Bitte haben Sie Verständnis, dass keine Bestellungen via Telefon, Fax und E-Mail möglich sind. Alle wichtigen Informationen zum Einsatz der „Augmented Reality“ bei der Neuproduktion „Parsifal“ und ein erklärendes Video finden Sie unter https://www.bayreuther-festspiele.de/ticket…/parsifal-faq/. Wir freuen uns auf Sie und wünschen Ihnen frohe und geruhsame Weihnachtstage. |
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Linz: „DORNRÖSCHEN“ – Premiere am Musiktheater des Landestheaters, Großer Saal, 23. 12.2022
Tanzstück von Andrey Kaydanovskiy, Musik von Peter I. Tschaikowsky; Sound Design von Angel Vassilev
Foto: Philip Brunader
Der Choreograph des Abends stammt aus Russland und ist seit 2013 vor allem in Wien tätig, vom Staatsballett bis zum Life Ball. Er hat sich für das bekannte Märchen von Charles Perrault, das etwas von der späteren Grimm’schen Fassung abweicht, als diese Ballettkomposition am (gregorianisch) 15. Jänner 1890 am Mariinski-Theater in St. Petersburg uraufgeführt, eine etwas andere Handlung einfallen lassen…
Zum Premierenbericht von Petra und Helmut Huber
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Aktuelle Spielplanänderung der Oper Leipzig: Weihnachten mit zusätzlicher Winterrevue
Am 25.12.2022 muss »Die Dollarprinzessin« entfallen, stattdessen rückt die Winterrevue auf den Spielplan der Musikalischen Komödie
Aufgrund einer Erkrankung im Solistenensemble entfällt leider die Vorstellung der Operette »Die Dollarprinzessin« am 25.12.2022 in der Leipziger MuKo, kann aber durch die beliebte Winterrevue »Mit Verspätung ins Glück« ersetzt werden. Auch diese weihnachtliche Vorstellung für die ganze Familie beginnt um 18 Uhr. Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit oder können umgetauscht werden. Die Servicekasse im Opernhaus ist am 24. Dezember 10 – 13 Uhr geöffnet, auch telefonisch unter +49 (0)341-12 61 261, und die Abendkasse in der Musikalischen Komödie öffnet am Sonntag um 17 Uhr, eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Es gibt auch Chancen auf Restkarten.
Der Schneesturm in der Winterrevue kann in der märchenhaften Story zwar den Zugverkehr blockieren, aber nicht das Ensemble: Als Gast hilft hier dankenswerterweise an Weihnachten Jannik Harnett in zwei fantasievollen Paraderollen aus: als Luftikus und Ingo Schuster. Der Lüneburger, der an der Bayerischen Theaterakademie studierte, ist vielen MuKo-Fans bereits bekannt als Chip aus »On the Town«.
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Stille Nacht – Weihnachtsgrüße von Jonas Kaufmann und vom FC Bayern
https://www.youtube.com/watch?v=B5tCw3E4YJ4
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Weihnachtsgruß aus Brünn: „Weihnacht, wie bist Du schön “ mit Martino Hammerle-Bortolotti (Bariton)
Bitte untenstehenden Link anklicken
https://www.youtube.com/watch?v=v9BkAxn0WuM
Aufnahme auf der Chorempore der Brünner St.-Peter-und-Paul-Kathedrale mit dem Regens chori Petr Kolář.
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Der Pianist Lukas Sternath gibt sein Debut am 1. März 2023 im Gläsernen Saal des Musikvereins (https://tickets.musikverein.at/SelectSeats?ret=2&e=32279&bts=hp) , weiters Konzerte mit María Dueñas (Violine), Kian Soltani (Cello) und den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Patrick Hahn im Großen Saal des Konzerthauses am 10. und 12. März 2023 (https://www.konzerthaus.at/konzert/eventid/60020 bzw. https://www.konzerthaus.at/konzert/eventid/60028).
Für alle drei Konzerte können Karten bereits gekauft werden – vielleicht eine Idee für ein Last-minute-Weihnachtsgeschenk für Musikliebhaber?
Weitere Termine im Jahr 2023 finden sich auf seiner Homepage www.lukassternath.com
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Paris: „LA FORZA DEL DESTINO“ (Verdi) Opéra National de Paris 21.12. 2022
Ein Weihnachtsgeschenk: wunderbare Musik, stimmige Inszenierung und wundervolle Sänger mit einer Anna Netrebko, die ein vieldeutiges „Pace, pace“ sang…
Ein Weihnachtsgeschenk: Anna Netrebko in Leonoras Gebet „La Vergine degli angeli“ (dass man sich auch auf dem Internet anhören kann). Foto: © Charles Duprat / Opéra National de Paris
Es scheint wie ein Weihnachtsmärchen: zwei Monate nach der verstörenden „Salome“ (deutsches Regie-Theater mit dem Schleiertanz als Massen-Vergewaltigung und ein mittelmäßig spielendes Orchester mit einer schlechten Dirigentin), nun ein wunderschöner Abend an dem alles stimmte und das Publikum neue Rekorde aufstellte in punkto Szenenapplaus und Jubelrufe. Das ist auch das Positive an den vielen Wieder-Aufnahmen dieser Spielzeit: es kommt auch Schönes aus der so genannten „Mottenkiste“. Dazu gehört die Inszenierung von Jean-Claude Auvray von Verdis in Paris eher selten gespielten „La forza del destino“: Sie ging 2011 eher unbeachtet in Premiere und wurde 2019 für Anja Harteros wiederaufgenommen – und jetzt kommt man aus dem Staunen nicht heraus. So schön kann Oper auch sein: einfache, aber stimmungsvolle Bühnenbilder von Alain Chambon, elegante historische Kostüme von Maria Chiara Donato und eine fantastisch differenzierte Beleuchtung von Laurent Castaingt – für mich das schönste Licht auf einer Bühne im ganzen Jahr 2022! Ein wahrlich zauberhafter Abend.
Der vorgeschobene Prolog: James Creswell (Marchese di Calavatra, mit Schwert), Russel Thomas (Alvaro, mit Pistole) und Anna Netrebko (Leonora). Foto: © Charles Duprat / Opéra National de Paris
„La forza del destino“ galt in meiner Jugend als das schlechteste Libretto im gängigen Opernrepertoire (zusammen mit dem recht ähnlichen „Trovatore“). Doch inzwischen wurden auch weniger bekannte Werke Verdis ausgegraben und ich kann versichern, dass „Alzira“ ein noch viel schlechteres Libretto hat (siehe meine Rezension vor wenigen Wochen in Lüttich). Altmeister Jean-Claude Auvray (mehr als 200 Inszenierungen) kann in seinem hochinteressanten Text zur Entstehung von „La forza del destino“ genau erklären warum. Man kommt erst einmal nicht aus dem Staunen heraus, dass es noch hochkultivierte Regisseure gibt, die sich akribisch in den historischen Stoff einarbeiten – um sich dann auf der Bühne ganz in den Dienst des Werkes zu stellen (und nicht ihres Egos). Auvray gibt der Musik und den Darstellern allen Raum auf einer quasi leeren Bühne (nach dem „Prolog“), mit nur wenigen Elementen, die alles Nötige aussagen ohne uns dabei sein persönliches „Konzept“ aufdrängen zu wollen. Wer will, kann darüber nachdenken, warum erst ein riesiger Christus über dem Geschehen hängt und am Ende quasi gebrochen auf der Bühne liegt. Denn das war der ursprüngliche Schluss bei der durch Verdi dirigierten Uraufführung 1862 in Sankt Petersburg: dort verfluchte der seit fünf Jahren im Kloster lebende Don Alvaro Gott und die Religion, die ihn und Leonora nicht vor einer „Rache“ hatten schützen können für einen Mord und eine Missetat, die sie beide nicht begangen hatten. Verdi hat an der Oper danach noch viel gewerkelt und bei der so gesagt „endgültigen Fassung“ 1869 an der Scala, Don Alvaros Fluch und Selbstmord verändert in ein versöhnliches Schlusstrio, denn er hoffte, die Oper als ein Kirchenersatz im neuen säkularisierten Italien etablieren zu können. Eigentlich schade, dass die ursprüngliche Fassung aus 1862 anscheinend nicht mehr gespielt wird (ich habe nur eine alte Aufnahme bei der BBC finden können), denn das wäre bei den hochinteressanten Briefen Verdis zu diesem Werk doch die Mühe wert – so wie in den letzten Jahren mehrere interessante Urfassungen des ursprünglichen „Don Carlos“ wieder ausgegraben wurden. Also nur Lob für den Regisseur und sein Team.
Vor einem riesigen Christus zieht sich Leonora (Anna Netrebko) von der Welt zurück, begleitet durch den exzellenten Chor, angeführt durch Ferruccio Furlanetto als Padre Guardiano (rechts). Foto: © Charles Duprat / Opéra National de Paris
Musikalisch war es ein großer Abend und das liegt erst einmal an dem italienischen Dirigenten Jader Bignamini, der in Paris debütierte und von dem wir noch nie gehört hatten.
Doch dass dieser Verdi en détail kennt und liebt hatte jeder im Saal schon nach wenigen Minuten begriffen – obwohl der Abend mit dem Prolog begann (der Abschied im Palast des Marchese de Calatrava) und die Ouvertüre danach als „Sinfonia“ gespielt wurde – als Flucht/Fluch der Geliebten (was, glaube ich, Gustav Mahler als allererster in Wien durchgesetzt hat). Das Orchestre de l’Opéra National de Paris, das unter Simone Young in „Salome“ noch einen „eintönigen Einheitsbrei“ abgeliefert hatte, war schlicht und ergreifend nicht wieder zu erkennen. Wie viele Nuancen! Und was für fein ausgearbeitete Details wie das Klarinettensolo, die Trompeten aus dem Off, die subtile Harfenbegleitung – wirklich erstklassig. Und natürlich fantastisch für die Sänger, die auch in diesem riesigen Saal mezza-voce und piano singen konnten. Ein ebenso großes Lob für den absolut exzellent durch Ching-Lien Wu vorbereiteten Chor der Opéra de Paris. Die viel gelobte Chordirigentin saß auch noch bei der vierten Vorstellung im Saal und notierte ganz genau quasi bei jedem Choreinsatz. Das Resultat konnte man hören: alle Choreinsätze aus dem Off waren lupenrein, immer wieder mit einer anderen Farbe und als dann der ganze große Chor auf der Bühne stand, sang er immer noch fein und differenziert. Bravo!
Bei den Sängern ging die größte Aufmerksamkeit natürlich an Anna Netrebko, zumal sie bei der Premiere am 12. Dezember hatte absagen müssen (Anna Pirozzi sprang ein) und eine Woche im Krankenhaus mit einer schweren Entzündung gelegen hatte, ohne überhaupt sprechen zu können. Was sie leistete, war für die Pariser Ohren spektakulär. Denn es ist erst ihr dritter Auftritt an der Pariser Oper seitdem sie hier 2008 die Giulietta in „I Capuleti e i Montecchi“ gesungen hat. (Es folgten 2009 Adina in „L’Elisir d’amore“ und 2017 Tatiana in „Eugen Onegin“.) Also wir hatten sie noch als unschuldiges Mädchen im Ohr und erlebten sie nun zum ersten Mal auf der Bühne als reife Frau. Sie meisterte die große Rolle der Leonora mit Bravour ohne zu forcieren und gleichzeitig mit vielen Farben und einer unglaublich feinen Phrasierung. Alles stimmte und war auch szenisch bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Das Publikum dankte ihr mit riesigem Beifall, der nach ihrer letzten Arie „Pace, pace“ minutenlang anhielt, so dass sie ihren Kopf noch einmal aus ihrer Einsiedlerklause stecken musste, um einen Beifalls-Orkan entgegenzunehmen, an dem sich auch der Dirigent und das Orchester beteiligten. Ein Riesen Erfolg, der absolut verdient ist. Denn es ist ein gängiges Phänomen, dass Soprane mit den Jahren ihre tieferen Lagen ausbauen und einen „Fachwechsel“ unternehmen, aber in diesem Ausmaß habe ich dies mit eigenen Ohren noch nie so gehört. Natürlich hat Anna Netrebko als Leonora nicht das Stimmvolumen von Leontyne Price und die Strahlkraft von Maria Callas, die diese Rolle für unsere Ohren geprägt haben, aber Ihre Rollengestaltung bleibt eine große sängerische und künstlerische Leistung, vor der wir unseren Hut abnehmen.
Leider konnte Russel Thomas ihr als Don Alvaro nicht das Wasser reichen. Die Rolle des Don Alvaro, die er auch schon in Berlin und anderswo gesungen hat, bereitet ihm keine Probleme und er gestaltet sie tadellos. Aber seine Stimme ist für den riesigen und akustisch problematischen Saal der Opéra Bastille einfach zu klein. Das merkte man gleich im Prolog, wo der Sänger schon forcierte. Und obwohl der Dirigent und auch die Kollegen alle erdenkliche Rücksicht nahmen (er stand in vielen Duos 2-4 Meter näher an der Rampe als sie), wirkte er manchmal beinahe komisch, wenn er bei den hohen Noten sich auf seine Zehen stellte, wie der Frosch in der Fabel von Lafontaine, der sich aufbläst um so groß zu sein wie ein Ochse. Wieder ein Buh für die neue Casting-Direktorin, die ihn gewählt zu haben scheint wegen seiner Hautfarbe, weil in den social media Druck ausgeübt wird, dass die Oper mehr farbige Sänger engagiert (Don Alvaro ist ja ein Inca-Prinz). Ludovic Tézier sang vom ersten Ton an fulminant als Don Carlo di Vargas (der Bruder von Leonora) und wurde auch mit einem langen Szenenapplaus belohnt nach seiner eindrucksvollen Arie „Urna fatale del mio destino“. James Creswell sang einen sonoren Marchese di Calavatra und der ebenso exzellente Ferruccio Furlanetto musste sich als Padre Guardiano die Gunst des Publikums teilen mit seinem „Assistenten“ Fra Melitone, der fantastisch gespielt und gesungen wurde durch den jungen Sänger Nicola Alaimo, der sicherlich bald wieder an die Pariser Oper eingeladen wird. Elena Maximova kam als kecke Preziosilla leider auch nicht mit dem großen Saal zurecht (ihre Register klafften auseinander und die Höhe wurde schrill), doch das galt nicht für Julie Pasturaud als Curra, Carlo Bosi als spielfreudiger Trabuco und die exzellenten Choristen Florent Mbia und Hyun Sik Zee als Comprimari. Anna Pirozzi – der ein hochbejubeltes Debüt an der Pariser Oper gelang – wird (wie geplant) die weiteren Aufführungen singen, bevor sie hier im Januar die andere Verdi-Leonora verkörpert: im „Trovatore“.
Auch Christus versagte vor „der Macht des Schicksals“: das Schlussbild mit Ludovic Tézier (Don Carlo di Vargas), Russel Thomas (Alvaro), Ferruccio Furlanetto (Padre Guardiano) und Anna Netrebko (Leonora). Foto: © Charles Duprat / Opéra National de Paris
Zum Schluss eine persönliche Bemerkung zum Fest der Versöhnung, Weihnachten: Ich rezensiere seit 1988 die Aufführungen an der Pariser Oper und habe seitdem alle wichtigen Pressekonferenzen gefolgt. In diesem Jahr 2022 passierte es zum allerersten Mal, dass ein Intendant auf einer Konferenz das Engagement einer Sängerin rechtfertigen musste und dazu noch aus Gründen, die nichts mit ihrer künstlerischen Leistung zu tun haben. Wegen dem Engagement von Anna Netrebko als Leonora gab es am Tag danach prompt hämische Artikel, u. A. in der New York Times – das habe ich in 34 Jahren in Paris noch nie erlebt! Am Tag wo ich diese Rezension schreibe, steht im Magazin des Bayerischen Rundfunks ein hämischer Artikel über das Jahr 2022 der Anna Netrebko: „Ist das das Ende einer großen Karriere?“. Könnte man bitte zweimal nachdenken bevor man mit Tomaten wirft? Denn was diese Rufschädigungen alles für Konsequenzen für einen Künstler haben können, darüber wird offensichtlich recht wenig nachgedacht. So gab es dieses Jahr in Paris eine viel kommentierte MeToo-Affaire mit furchtbaren Konsequenzen: eine Sängerin an der Opéra Comique klagte einen Kollegen an, dass er sie auf der Bühne sexuell belästigt hätte (in einer Oper, in der es eine Art Vergewaltigungsszene gab). Alle Medien berichteten darüber und viele Menschen warfen mit Tomaten, obwohl sie offensichtlich keinen blassen Schimmer hatten wie man eine Oper probt und inszeniert. Resultat: innerhalb von nur wenigen Wochen wurden diesem Sänger alle Verträge gekündigt (bis 2024 an der Oper in Amsterdam). Denn „so ein Schwein“ will niemand mehr engagieren… Im Oktober wurde er nun vor Gericht freigesprochen. Der Richter hat sich alle Proben und alle Vorstellungen genau auf Band angesehen und kam zum Schluss: es läge nichts gegen ihn vor – was auch der Regisseur, das Theater und die Sänger-Kollegen/innen der Produktion belegten. Doch darüber berichtete niemand mehr und von den Tomatenwerfer/innen hat sich danach niemand öffentlich entschuldigt. Resultat: der Sänger hat inzwischen seinen Beruf an den Nagel hängen müssen und ist nun ein Krankenpfleger in einem Provinzkrankenhaus weit weg von Paris. Er ist offenkundig genauso unschuldig wie Alvaro und Leonora. In diesem Sinne: könnten wir nicht bitte zum Jahreswechsel mit dieser neuen Unart in der Klassik-Szene aufhören? Es geht uns doch um die Musik! Auch darum bittet Verdis Leonora in „Pace, pace“…
Waldemar Kamer
Bis zum 30. Dezember an der Opéra National de Paris: www.operadeparis.fr
(„Il Trovatore“ ab 21. Januar mit Anna Pirozzi und Yusif Eyvasov)