Foto: © Marcus Lieberenz
Giuseppe Verdi, Un Ballo in Maschera (Ein Maskenball)
Deutsche Oper Berlin, 13. Mai 2018
Benjamin Reiners, Musikalische Leitung
Götz Friedrich, Inszenierung
Gerlinde Pelkowski, Szenische Adaption und Spielleitung
Dmytro Popov, Gustaf III., König von Schweden
Anja Harteros, Amelia
Luca Salsi, Graf René Anckarström
von Yehya Alazem
Götz Friedrich war ein großartiger Regisseur und ist eine Legende, nicht nur in seinem alten Haus an der Bismarckstraße in Berlin, sondern auch in der ganzen Opernwelt. Seit der Premiere am 19. Dezember 1993 läuft seine Inszenierung von Verdis „Un Ballo in Maschera“ (Ein Maskenball). Da es am Sonntagabend schon die 91. Aufführung der Inszenierung ist, kann man ganz auf das Musikalische fokussieren – und genau das braucht es an diesem Abend. Die Leistungen sind von höchster Klasse. Nicht nur die individuellen Einsätze, auch die Chemie zwischen den Sängern und die Kommunikation mit dem Dirigenten sind hervorragend.
Das Orchester unter dem in Duisburg geborenen Dirigenten Benjamin Reiners, der für Donald Runnicles eingesprungen ist, präsentierte sich schon beim Preludio am Anfang der Oper großartig. Die melodramatischen Farben, die schönen Linien und die Präzision waren vollkommen. Reiners und seine Musiker zeigten enorme Spielfreude und bauten die Spannung in der Partitur vom ersten bis zum letzten Ton vortrefflich auf. Der Chor fängt ein wenig unsauber und unsicher an, erhebt sich aber im Laufe der Zeit und klingt am Ende voll und schön.
Der ukrainische Tenor Dmytro Popov verkörpert einen wunderbaren Gustav III. Sein Tenor klingt in der Mittellage sehr angenehm und hat einen mitteldunklen Klang, der sich im oberen Register schön entwickelt und heller wird. Er singt den schwedischen König mit Eleganz und Leidenschaft und brilliert mit seiner lyrischen Stimme. Sein Tod am Ende der Oper ist sehr berührend.
Sehr beeindruckend ist der Italiener Luca Salsi in der Rolle des Grafen Anckarström. Er besitzt eine Baritonstimme der alten Gesangsschule von Meistern wie Panerai, Protti und Nucci. Sein Aufbau des Charakters ist ausgezeichnet. Mit seinem tiefen, klaren Bariton singt er einen kompromisslosen Graf Anckarström voller Wut und Rache, und seine große Arie im dritten Akt ist absolut phantastisch.
Für die Rolle der Amelia kann man heute keine bessere Sopranistin finden als Anja Harteros. Die Rolle ist für sie so gut geeignet, als wäre die Amelia für sie geschrieben worden. Ihre wunderschöne Stimme klingt in allen Lagen glockenklar und schwebt im Saal wie ein warmer Wind. Es gibt nicht den kleinsten Mangel an Dramatik, Sensualität und Großartigkeit, und die Differenzierung in der Rolle beherrscht sie mit Bravour. Momentan gibt es kaum eine bessere Sopranistin in diesem Fach als Anja Harteros.
Traumbesetzungen in diesem Dreiecksdrama und superbe Leistungen von Chor und Orchester machen diesen Abend zu einem großartigen Verdi-Erlebnis!
Yehya Alazem, 15. Mai 2018
für klassik-begeistert.de
Volle Zustimmung zu dieser Kritik, die aber trotzdem mal wieder ein Ärgernis ist. Was ist mit Frau Kutasi und Frau Stober, die nicht minder großartig waren? Auch die kleinen weiteren Partien wären zu erwähnen…
Uwe Mohrmann