Buchbesprechung:
Das Zusammentragen dieser umfangreichen Dokumentation verdient allein schon Respekt, die Präsentation ist eine echte, gediegen gestaltete Liebesgabe an Stefan Zweig und rundet die umfangreiche Zweig-Biographie Matuscheks ergänzend ab. Den immer noch zahlreichen Lesern und Verehrern des Autors konnte man kein größeres Geschenk machen!
Ein Leben in Bildern
Oliver Matuschek
Das Stefan Zweig Album
Benevento 2023
von Peter Sommeregger
Der Schriftsteller Stefan Zweig, 1881 als Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten in Wien geboren, avancierte schon in jungen Jahren zu einem erfolgreichen Schriftsteller. Wirtschaftlich unabhängig konnte sich der philanthropische Schöngeist ganz seinen literarischen Arbeiten widmen, deren Spektrum von journalistischen Artikeln über Lyrik und Dramen schließlich in Novellen ihren Höhepunkt fand, die alle nur denkbaren Facetten der menschlichen Natur abbildeten.
Für Richard Strauss’ Oper „ Die schweigsame Frau“ schrieb er das Libretto, bei der Uraufführung 1935 in Dresden wollten die Nazis seinen Namen nicht auf dem Theaterzettel sehen. Strauss widersetzte sich, was am Ende aber beiden Künstlern schadete.
Weder das Verbot seiner Werke im Dritten Reich, noch sein Exil und sein Selbstmord 1942 im brasilianischen Zufluchtsort Petropolis konnten die Verbreitung seiner in viele Sprachen übersetzten Werke behindern. Bis heute ist er ein viel gelesener Autor, seine posthum erschienenen Lebenserinnerungen „Die Welt von gestern“ zählt zu den bedeutendsten Büchern seiner Zeit.
Ganz anders als heute wurden zu Zweigs Lebzeiten auch bedeutende Persönlichkeiten wie der prominente Autor nicht so häufig fotografiert oder gefilmt. Schon deshalb ist der nun vom Zweig-Biographen Oliver Matuschek vorgelegte Bildband eine unerwartete Überraschung für alle Liebhaber von Zweigs Werk.
Akribisch hat Matuschek den Lebensweg Zweigs und seiner Familie in Form von Fotografien und Dokumenten nachgezeichnet, vieles davon war bisher noch nie zu sehen. Als Biograph Zweigs verbindet der Autor die Bilder mit verbindenden Texten, die in sich schon mehr als eine biographische Skizze darstellen. Man erfährt viel über den Menschen Stefan Zweig, Bilder sind oft aussagekräftiger als Beschreibungen.
Vom Kleinkind Stefan, bis zur letzten Station seines Lebens in Brasilien ist diese bedeutende Existenz nachgezeichnet, die heiklen Themen wie die beiden Ehen Zweigs werden nicht ausgespart, aber dezent geschildert. Man hat beinahe das Gefühl, der Autor hätte mit Zweig spirituell Rücksprache gehalten. Hoch anzurechnen ist Matuschek auch, dass er das berühmte Foto des toten Ehepaares Zweig nicht zeigt.
Das Zusammentragen dieser umfangreichen Dokumentation verdient allein schon Respekt, die Präsentation ist eine echte, gediegen gestaltete Liebesgabe an Stefan Zweig und rundet die umfangreiche Zweig-Biographie Matuscheks ergänzend ab. Den immer noch zahlreichen Lesern und Verehrern des Autors konnte man kein größeres Geschenk machen!
Peter Sommeregger, 5. Januar 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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