Der designierte Ballett-Intendant Demis Volpi stellt am 18. März 2024 sein Programm für die Saison 2024/25 des Hamburg Ballett vor

Programm des Hamburger Balletts in der Saison 2024/25   Staatsoper Hamburg, 18. März 2024

Demis Volpi bei der Pressekonferenz (Foto: RW)

Programm des Hamburger Balletts in der Saison 2024/25

von Dr. Ralf Wegner

Die Neumeier-Ära nähert sich ihrem Ende, aber Demis Volpi scheint ein würdiger Nachfolger zu werden. Zumindest zieht er sich nicht größere Schuhe an, sondern polstert die seines Vorgängers, so dass auch er mühelos hineinpasst. John Neumeier bleibt uns erhalten; aus seinem Repertoire werden in der Saison 2024/25 insgesamt 7 große Handlungsballette sowie sein noch nicht premiertes Abschlusswerk Epilog aufgeführt. Es handelt sich um Tod in Venedig, Der Nussknacker, Odyssee, Matthäus-Passion, Endstation Sehnsucht, Romeo und Julia sowie Nijinsky. Mit Endstation Sehnsucht und zusätzlich der Glasmenagerie geht es zum Gastspiel nach Baden-Baden, mit Romeo und Julia nach Venedig.

Lloyd Riggins wird als stellvertretender Ballettdirektor und neu ernannter Neumeier-Experte über dessen Werk wachen, wohl ebenso die weiterhin als Ballettmeister eingesetzten Laura Cazzaniga, Niurka Moredo und unter anderen Ivan Urban. Kevin Haigen steht als Erster Ballettmeister nicht mehr zur Verfügung, Demis Volpi hat für diese Position seinen jetzigen Leitenden Ballettmeister vom Ballett am Rhein, Damiano Pettenella, verpflichtet. Haigen betreut aber als künstlerischer und pädagogischer Direktor weiterhin das Bundesjugendballett. Einen künstlerischen Produktionsleiter wird es zukünftig nicht mehr geben, Eduardo Bertini scheidet zusammen mit Neumeier aus, der aber weiterhin als Intendant für das Bundesjugendballett zuständig ist.

Das tänzerische Ensemble bleibt weitgehend vollständig erhalten, zumindest im solistischen Bereich. Nur Karen Azatyan, Yun-Su Park und Lizhong Wang scheiden aus. Silvia Azzoni und Alexandre Riabko treten weiterhin als Sonderdarsteller auf, Anna Laudere, Xue Lin, Ida Praetorius und Madoka Sugai bleiben Erste Solistinnen, Jacopo Bellussi, Christopher Evans, Alessandro Frola, Aleix Martínez, Matias Oberlin, Edvin Revazov und Alexandr Trusch Erste Solisten. Neben Olivia Betteridge, Charlotte Larzelere, Emilie Mazon und Ana Torrequebrada wird die Gruppe der Solistinnen um Futaba Ishizaki sowie Charlotte Kragh ergänzt, die beide bei John Neumeier in der Hamburger Ballettschule ausgebildet wurden und die Volpi vom Ballett am Rhein mitbringt.

Bei den Männern wurde neben den hiesigen Tänzern Louis Musin und Florian Pohl Daniele Bonelli neu verpflichtet. Bei den Gruppentänzerinnen ändert sich wenig, so bleibt uns vor allem Ida Stempelmann erhalten, bei den Männern scheiden allerdings u.a. Lasse Caballero und leider auch Nicolas Gläsmann aus; Eliot Worrell wird als Ballett-Inspizient tätig werden. In der Ballettschule ändert sich wenig, sie wird weiterhin von Gigi Hyatt geleitet.

Die neuen Solisten vom Ballett am Rhein: Futaba Ishizaki, Daniele Bonelli und Charlotte Kragh (Fotos: Sigrid Reinrichs)

Demis Volpi bringt allerdings auch Neues, so plant er einen vier- und einen zweiteiligen Ballettabend und wagt sich selbst an ein neues Handlungsballett auf der Basis des Romans Demian von Hermann Hesse (Uraufführung am 6. Juli 2025). Der Vierteiler läuft ab dem 28. September 2024 unter dem Namen The Times Are Racing und enthält Ballette von Pina Bausch (Adagio, Musik Gustav Mahler), Hans von Manen (Variations for Two Couples, Musik u.a. Benjamin Britten), Demis Volpi (The thing with feathers, Musik Richard Strauss) und Justin Peck (The Times Are Racing, Musik Dan Deacon). Der Zweiteiler nennt sich Slow Burn und zeigt ab dem 8. Dezember 2024 Choreographien von Aszure Barton (eine namentlich noch nicht benannte Uraufführung mit der Musik von Ambrose Akinmusire) sowie William Forsythe (Blake Works V, Musik von James Blake).

Weiterhin bleibt Cathy Marstons Ballett Jane Eyre auf dem Spielplan, und John Neumeier wird persönlich die 50. Nijinsky Gala am 20. Juli 2025 moderieren. Auch die Ballett-Werkstätten bleiben erhalten, allerdings unter der Leitung von Demis Volpi.

Also unter dem Strich gibt es in der neuen Saison keine Kameliendame, keine Anna Karenina, kein Sommernachtstraum und auch nicht die stark am klassischen Repertoire angelehnten und erst kürzlich überarbeiteten Ballette Dornröschen und Schwanensee, und auch nicht Neumeiers technisch anspruchsvolle Version von Giselle zu sehen.

Hoffentlich werden sie nicht vergraben bleiben. Auf jeden Fall wird die neue Saison interessant, und das wichtigste, uns bleibt das Hamburger Ballettensemble erhalten.

Dr. Ralf Wegner, 18. März 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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