von Peter Sommeregger
Der am 19. August 1965 im südafrikanischen Rastenburg geborene Johan Botha begann bereits als Halbwüchsiger Gesang zu studieren. Nach der Ableistung seines Militärdienstes setzte er die Ausbildung seiner Stimme fort, zu dieser Zeit für die Stimmlage Bass-Bariton. In einer Studenten-Aufführung sang er Verdis Falstaff, ehe er schließlich auf Tenor umschulte.
Sein offizielles Bühnendebüt feierte er 1989 als Max in Webers „Freischütz“ am Stadttheater von Roodepoort. Danach wechselte er nach Deutschland, und sang 1990 im Chor der Bayreuther Festspiele. Dass er dort eines Tages zwischen 2010 und 2015 den Siegmund in der „Walküre“ singen würde, konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.
Die nächsten Stationen des Sängers waren Kaiserslautern, Dortmund, Hagen, Hildesheim und Bonn. Sein Rollenspektrum umfasste sowohl Partien des italienisch Faches, als auch deutschsprachiges Repertoire.
Seinen internationalen Durchbruch erlebte er 1993 als Pinkerton an der Pariser Opéra Bastille. Von da an wurde er von praktisch allen großen Opernhäusern der Welt engagiert. Er sang auch mehrfach bei den Salzburger Festspielen, unter Christian Thielemann den „Parsifal“ bei den Osterfestspielen 2014 ebenfalls in Salzburg. Bereits ab 1997 trat er an der Metropolitan Opera New York auf. Dort hörte man ihn als Tannhäuser, in den „Meistersingern von Nürnberg“, als Don Carlos, Otello, und weiteren Rollen.
In Wien trat er ursprünglich an der Volksoper auf, wechselte aber 1996 an die Staatsoper und verlegte seinen Wohnsitz nach Wien. Dort wurde er ihm Jahr 2003 der jüngste Österreichische Kammersänger, 2016 zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt.
Bei aller Stimmkraft und Qualität seiner künstlerischen Leistungen blieb doch sein extremer Leibesumfang und sein wenig ansprechendes Äußeres eine gewisse Hypothek.
Kurz nach seinem 50. Geburtstag wurde bei dem Sänger Leberkrebs diagnostiziert. Nach mehrmonatiger Behandlung trat Botha in Budapest und München wieder auf. Er reiste in seine südafrikanische Heimat, wo er am 13. August 2016 ein Galakonzert im Opernhaus von Kapstadt gab. Nach Wien zurückgekehrt erlag er am 8. September 2016 seinem Krebsleiden. Die Stadt Wien widmete dem Künstler ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof. Am unteren Ende einer weißen Marmorstele sind die wichtigsten Rollen Bothas eingraviert.
Für die Osterfestspiele 2016 hatte Christian Thielemann einen „Otello“ mit Botha in der Titelrolle, und Dmitri Hvorostovsky als Jago geplant. Krankheitsbedingt mussten beide Sänger absagen, nach Botha starb auch Hvorostovsky im Jahr 2017. Damit hatte die Opernwelt zwei bedeutende Künstler viel zu früh verloren.
Ein Trost sind die von beiden Sängern erhaltenen zahlreichen Aufnahmen, die an die großen Erfolge erinnern.
Peter Sommeregger, 27. August 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.
Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen’. Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.
Sommereggers Klassikwelt 248: Das waren die Isolden Neu-Bayreuths
Was hier Botha betreffend ausgespart wurde, war, dass es Giancarlo Del Monaco war, der Botha bewegte in Europa zu bleiben. Botha, nach vielem Vorsingen ohne Engagements enttäuscht, wollte schon wieder zurück nach Südafrika. Del Monaco, damals Intendant in Bonn (er machte das Haus zur Scala am Rhein, denn die Weltelite sang dort) engagierte Botha fest und Botha sang in Bonn viele erfolgreiche Rollen, die ihn schließlich sehr weit brachten. Es gab später Unebenheiten im Verhältnis zwischen Botha und Del Monaco, der ihm die große Chance gegeben hatte, weil Botha einfach aus dem Vertrag austrat und sich woanders engagieren ließ. Das war nicht sehr elegant und verärgerte Del Monaco. Später vertrug man sich wieder. Die Karriere war Botha zu gönnen, seine Stimme war außergewöhnlich. Jedoch ohne Del Monaco wäre er nicht so weit gekommen.
Franco Bastiano
Paris Cinquième Arrondissement
France