Die Bamberger Symphoniker glänzen in Bonn

Bamberger Symphoniker, Jakub Hrůša, Dirigent, Isabelle Faust, Violine   Theater Bonn, Opernhaus, 22. September 2024

Bamberger, Isabelle Faust © Nekame Klasohm, Beethovenfest Bonn

Jakub Hrůša dirigiert ein hörbar gut disponiertes Orchester.


Bedřich Smetana (1824-1884) – Wallensteins Lager op. 14

Antonín Dvořák (1841-1904) – Violinkonzert a-Moll op. 53

Ludwig van Beethoven (1770-1827) – Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67

Isabelle Faust, Violine
Bamberger Symphoniker
Jakub Hrůša, Dirigent

Theater Bonn, Opernhaus, 22. September 2024

von Brian Cooper, Bonn

Es ist ein völlig anderes Publikum als in der Kreuzkirche. Die Menschen, die das Opernhaus betreten, sind im Schnitt älter, elegant, bürgerlich. Das ist vielleicht auch der eher konventionellen Programmstruktur des Abends geschuldet: Ouvertüre, Instrumentalkonzert, Sinfonie.

Eine Ouvertüre ist das selten zu hörende Kleinod Wallensteins Lager nicht, vielmehr eine sinfonische Dichtung. Bedřich Smetana fährt hier aber alles auf, was eine Ouvertüre ausmacht: so viele Melodien, Klangfarben, so viel Erfindungsreichtum, komprimiert auf eine Viertelstunde. Man hört sofort: Es ist Smetana, zumindest ist es böhmisch. Und die Bamberger Symphoniker, das böhmischste aller Orchester außerhalb Tschechiens, beweisen vom ersten Takt an, warum sie einer der besten Klangkörper Deutschlands sind.

Ihr Chefdirigent, Jakub Hrůša, seit 2016 im Amt, pflegt einen kultivierten Klang und hat ein Händchen für das Repertoire aus seiner tschechischen Heimat. Selbst in den lauteren Passagen, und davon gibt es einige, bleibt alles gut durchhörbar. Jede Abteilung des Orchesters kann sich auszeichnen, in turbulenten wie ruhigen Passagen. Und untereinander ist alles dank Hrůša schön ausbalanciert.

Bamberger, Isabelle Faust © Nekame Klasohm, Beethovenfest Bonn

Diese feine Klangbalance setzt sich vor der Pause fort – mit dem Zusatz, dass nun der herrliche Geigenton Isabelle Fausts in Dvořáks a-Moll-Violinkonzert über allem schwebt. Frau Faust, dieses Jahr „Beethovenfest-Residenzkünstlerin“, pflegt eine Spielweise, die mir näher ist als jene mancher Superstars im Geigengeschäft: warm, jede Note mit Leben gefüllt, niemals routiniert, exquisite Bogenführung – klingt doof, aber ich könnte stundenlang wie hypnotisiert ihr rechtes Handgelenk anschauen – und natürlich eine feine Technik, blitzsaubere Läufe, Arpeggien und natürlich Oktaven, von denen Dvořák eine Menge in sein Violinkonzert streut. Die schwerste Stelle hebt er für das Ende des Finalsatzes auf: Isabelle Faust bleibt cool, souverän, wird völlig zu Recht gefeiert und beschenkt uns mit einem schlichten, Gigue-artigen Werk, das nicht von Bach ist: Den hat sie vor wenigen Tagen in Gänze gespielt.

Was ist das Besondere an Beethovens Fünfter? Nun, die gesamte Sinfonie hindurch arbeitet er mit dem pochenden Motiv des Beginns. Und das, liebe Kinder, ist eben nicht Ta-Ta-Ta-Taaaa, wie alle behaupten, sondern M-Ta-Ta-Ta-Taaaa, Betonung auf M. Konrad Beikircher stellte hierzu mal sinngemäß völlig richtig fest, „d’r Rheinländer an sisch“ pflege jede Arbeit mit einer Pause zu beginnen. Schauen Sie sich um: Es stimmt.

Bamberger, Isabelle Faust © Nekame Klasohm, Beethovenfest Bonn

Doch so gute diese Fünfte auch war, die Siebte mit Robin Ticciati im vergangenen Jahr wird mir länger in Erinnerung bleiben. Sicher ging manches aufgrund straffer Tempi verloren, aber es gab auch traumhafte Klänge wie etwa aus der Cellogruppe im zweiten Satz. Auch der Beginn des dritten kam wie aus dem Nichts und war neben den beiden Hörnern später ein Höhepunkt der Aufführung.

Im Finale ließ Hrůša dann endlich die Zügel los, und der Bamberger Luxusklangkörper konnte losdüsen. Feierlich erklangen die Fanfaren, und man dachte etwas wehmütig, dass der Beginn des Finalsatzes eine so schöne Pausenfanfare war, damals… in der Beethovenhalle…

Dr. Brian Cooper, 23. September 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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