Seong-Jin Cho © Stefan Hoederath
Veljo Tormis
Ouvertüre Nr. 2
Dmitri Schostakowitsch
Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester c-Moll op. 35
Anton Bruckner
Symphonie Nr.1 c-Moll
Seong-Jin Cho, Klavier
Guillaume Jehl, Trompete
Paavo Järvi, Dirigent
Berliner Philharmoniker
Philharmonie Berlin, 5. Oktober 2024
von Peter Sommeregger
Der estnische Dirigent Paavo Järvi ist ebenso wie sein Vater Neeme ein gern gesehener Gast am Pult der Berliner Philharmoniker. Für diesen Spätherbstabend wählte Järvi ein kontrastreiches, inspiriertes Programm.
An den Beginn setzte er die Ouvertüre Nr. 2 seines estnischen Landsmannes Veljo Tormis, ein hier weitgehend unbekanntes Stück, das in nur gut zehn Minuten aber temperamentvoll neugierig auf den 2017 verstorbenen Komponisten macht, nach den abschließenden drei kräftigen Moll-Schlägen zeigt sich das Publikum sehr angetan.
Dmitri Schostakowitsch’ Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester von 1933 ist dagegen kein unbekanntes Werk. Die ungewöhnliche Paarung von Klavier und Trompete erweist sich als erstaunlich schlüssig, in vier Sätzen bietet es den Solisten Gelegenheit, ihre Virtuosität zu beweisen. Den Klavierpart hat der damals 26-jährige Komponist bei der Uraufführung selbst gespielt, der herausfordernde Schwierigkeitsgrad lässt Rückschlüsse auf die wohl erheblichen solistischen Qualitäten des Komponisten zu.
In der aktuellen Aufführung hat diesen Part der koreanische Pianist Seong-Jin Cho übernommen, in dieser Saison Artist in Residence des Orchesters. Sein brillantes Spiel macht neugierig auf die weiteren vorgesehenen Auftritte des Pianisten. Adäquat der Trompeter Guillaume Jehl an der Solotrompete. Der gebürtige Luxemburger ist seit 2009 Mitglied der Berliner Philharmoniker, seit der Saison 2018/19 Solotrompeter. Das quirlige, temperamentvolle Stück wird mit diesen Solisten zum Highlight des Abends.
Anton Bruckners erste Symphonie ist nach der frühen Studiensymphonie 1866 entstanden, vor der so genannten „Nullten“, die der Komponist nicht in seinen Werkekanon aufnehmen wollte. In diesem Konzert erklingt die 1868 in Linz uraufgeführte Fassung, Bruckner hat das Werk 25 Jahre später überarbeitet. Diese Symphonie zeigt den Komponisten noch nicht auf der Höhe seiner späteren Meisterschaft, speziell die Ecksätze hinterlassen einen eher spröden Eindruck. Bruckner selbst hat diese Symphonie scherzhalber selbst als „Keckes Beserl“ bezeichnet. Mit diesen drei so unterschiedlichen Werken bescherten Dirigent und Orchester dem Publikum ein interessantes Klangerlebnis jenseits der ausgetretenen Pfade.
Am Ende herzlicher, dankbarer Applaus.
Peter Sommeregger, 7. Oktober 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at