Foto: Cornelius Archiv Mainz
von Peter Sommeregger
Manchen Menschen gibt die Natur gleich mehrere Begabungen mit auf den Lebensweg, der für die Betroffenen dadurch aber nicht unbedingt einfacher wird.
Ein solcher Fall ist der Dichter, Schauspieler und Musiker Peter Cornelius.
Der am Weihnachtsabend 1824 in Mainz geborene Sohn eines Schauspielerehepaares wollte ursprünglich in die Fußstapfen seiner Eltern treten, und versuchte sich selbst als Schauspieler. Nach Anfängen in seiner Heimatstadt wurde er mit nur 19 Jahren als Hofschauspieler nach Wiesbaden engagiert. Im Jahr darauf zog er nach Berlin zu seinem Onkel, dem erfolgreichen Maler Peter von Cornelius. Nach einer Reihe von Misserfolgen als Schauspieler beschloss er, sich ganz der Musik zu widmen und studierte bei Siegfried Dehn Komposition. Bereits während seiner Studienjahre schrieb er verschiedene Kammermusik und geistliche Werke.
Ab 1851 war er für mehrere Zeitschriften als Musikkritiker tätig, durch seinen Onkel lernte er den Komponisten Franz Liszt kennen und lebte daraufhin einige Jahre, stark von ihm beeinflusst, in dessen Weimarer Kreis. Franz Liszt war auch der Widmungsträger von Cornelius’ erster Oper „Der Barbier von Bagdad“, dessen Libretto der Komponist selbst verfasst hatte. Liszt dirigierte die Uraufführung im Dezember 1858 am Weimarer Hoftheater, die allerdings wenig Erfolg hatte. Dies veranlasste Cornelius, nach Wien zu übersiedeln, wo er Friedrich Hebbel und Richard Wagner kennenlernte, dem er 1865 nach München folgte.
Cornelius zweite Oper „Der Cid“ wurde ebenfalls von Franz Liszt 1865 in Weimar uraufgeführt, mit deutlich größerem Erfolg als seine erste Oper. 1867 berief man Cornelius an die neu begründete Münchner Musikschule als Dozent, was ihm ermöglichte, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Die Ehe mit seiner Frau Bertha, der eine Tochter und drei Söhne entstammten, bezeichnete er selbst als das große Glück seines Lebens.
Cornelius schuf eine große Anzahl von Gedichten, die er selbst vertonte, die aber auch anderen Komponisten als Vorlage dienten. Mit noch nicht einmal 50 Jahren starb Peter Cornelius am 26. Oktober 1874 in seiner Heimatstadt Mainz an damals noch nicht behandelbarer Diabetes.
Sein Werk ist leider heute weitgehend vergessen, der ursprünglich nicht so erfolgreiche „Barbier von Bagdad“ wird noch gelegentlich aufgeführt, sein „Stabat Mater“ ist manchmal zu hören, am ehesten ist Cornelius noch als Komponist von Liedern präsent. Das ist ein Schicksal, das er mit vielen ursprünglich erfolgreichen Komponisten, speziell des 19. Jahrhunderts teilt. Von seinem „Barbier“ existieren wenigstens interessant besetzte Schallplattenaufnahmen, auch von seinen Liedern wurden viele eingespielt. Die Beschäftigung mit seiner Musik ist in jedem Fall lohnend!
Peter Sommeregger, 25. Dezember 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Sommereggers Klassikwelt (c) erscheint jeden Mittwoch.
Der gebürtige Wiener Peter Sommeregger (Jahrgang 1946) besuchte das Humanistische Gymnasium. Er wuchs im 9. Gemeindebezirk auf, ganz in der Nähe von Franz Schuberts Geburtshaus. Schon vor der Einschulung verzauberte ihn an der Wiener Staatsoper Mozarts „Zauberflöte“ und Webers „Freischütz“ – die Oper wurde die Liebe seines Lebens. Mit 19 Jahren zog der gelernte Buchhändler nach München, auch dort wieder Oper, Konzert und wieder Oper. Peter kennt alle wichtigen Spielstätten wie die in Paris, Madrid, Verona, Wien und die New Yorker Met. Er hat alles singen und dirigieren gehört, was Rang und Namen hatte und hat – von Maria Callas und Herbert von Karajan bis zu Riccardo Muti und Anna Netrebko. Seit 26 Jahren lebt Peter in Berlin-Weißensee – in der deutschen Hauptstadt gibt es ja gleich drei Opernhäuser, die er auch kritisch rezensiert: u.a. für das Magazin ORPHEUS – Oper und mehr. Buchveröffentlichungen: „‘Wir Künstler sind andere Naturen’. Das Leben der Sächsischen Hofopernsängerin Margarethe Siems“ und „Die drei Leben der Jetty Treffz – der ersten Frau des Walzerkönigs“. Peter ist seit 2018 Autor bei klassik-begeistert.de.
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