Hamburg: Fünf exzellente Klavier-Stipendiaten schwingen sich glanzvoll ins neue Jahr!   

Neujahrskonzert der Stiftung Flügel-Fundus  Elbphilharmonie Hamburg, 5. Januar 2025

Stiftung Flügel-Fundus © Kawai.de

Neujahrskonzert der Stiftung Flügel-Fundus

Die Stiftung Flügel-Fundus scheint den richtigen Neujahrston gefunden zu haben: Fünf, allesamt exzellente Pianisten der Nachwuchsgeneration, gastierten im Kleinen Saal der Elbphilharmonie und brachten die draußen deutlich vermisste Sonnenwärme mit den sanften Saiten ihrer Klavierkunst musikalisch zum Strahlen. Louisa Sophia Jeffersons monumental durch den Saal fegendes Chopin-Scherzo wurde zu einem regelrechten Showstopper an diesem winterkalten Sonntagmorgen!

Stefan Bonev, Klavier
Louisa Sophia Jefferson, Klavier
Andrey Denisenko & Daria Podushko, Klavier
Michelle Candotti, Klavier

Junges Kammerorchester Hamburg
Justus Tennie, Leitung

Werke von Ludwig van Beethoven, Piotr Iljitsch Tschaikowski, Frédéric Chopin, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert und Antonín Dvořák

Elbphilharmonie, Kleiner Saal, Hamburg, 5. Januar 2025

von Johannes Karl Fischer

Ein musikalisch zauberhafter Klaviermorgen mit fünf exzellenten Pianisten der Nachwuchsgeneration würde das Publikum erwarten, so Matthias Maschlanka von der Stiftung Flügel-Fundus. Und das große Klavierderby beginnt schon mit seiner Moderation: Das Instrument der heutigen Wahl, ein Shigeru Kawai-Flügel, sei „das Nonplusultra unter den Konzertflügeln, mindestens eine Klasse besser als Steinway“, so wohl das Urteil der Pianistinnen. Oha. Ich habe neulich auf einem Steinway Model A geprobt, also das war schon ein schönes Instrument. Vielleicht muss ich mir da mal selbst ein Urteil bilden…

Egal, das musikalische Niveau der angehenden Weltspitze am heutigen Morgen übertrifft das Meinige sowieso um – euphemistisch gesagt – ein wenig mehr als eine Klasse. Leichtherzig und luftig eröffnete Stefan Bonev das musikalische Programm mit einer frühen Beethoven-Sonate, locker ließ er die sanften Klänge dieser Musik im Saal schweben. Schon hier glänzten die sanften Saiten des wohlklingenden Konzertflügels, Herr Bonev brachte eine entspannte, warme Atmosphäre in den wettermäßig trüben Hamburger Sonntagmorgen. Als säße man in einem Wiener Kaffeehaus und würde sich bei Musik und Melange auf den morgigen Arbeitstag entspannen. Wunderbar!

Stiftung Flügel-Fundus © Kawai.de

Zur Sternstunde des Abends wurde Louisa Sophia Jeffersons monumental durch den Saal fegendes Chopin-Scherzo. Mit einer atemberaubenden Virtuosität holte Frau Jefferson eine völlig neue Energie aus diesen Melodien, ihre perlenden Läufe ließen diese eigentlich auch sehr lockere Musik wie einen Sog durch den ganzen Saal ziehen. Die logische Konsequenz war eine fetzig verjazzte Bearbeitung des Mozart’schen Alla-Turca-Rondos – ist das nicht auch Yuja Wangs Stammzugabe? – mit dem sie das Publikum mühelos durch die musikalischen Gassen der spielfreudigen, teils über quer liegenden Mozart-Melodien tanzen ließ.

Stiftung Flügel-Fundus © Kawai.de

Auch Andrey Denisenko und Daria Podushko führten das Publikum durch die weite emotionale Welt ihrer vierhändigen Schubert-Fantasie. Mit viel Liebe zum Detail und in musikalisch-harmonischer Seele vereint schwebten sie durch die musikalisch intimen Melodien und ließen die ganze klangliche Seele der Flügelsaiten in die Herzen des Publikums einsinken. Solche wunderbar musikalischen Aufführungen sind ein wahrer Genuss selbst für allgemeine Schubert-Skeptiker wie mich!

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Zum Abschluss des Abends spielte

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Michelle Candotti spielte Mozarts wunderbares letztes Klavierkonzert. Ein bisschen zurück zu den entspannteren Klängen der Wiener Klassik, auch sie holte die volle Finesse dieser feinen, zauberhaft perlenden Melodien aus den Tasten. Insbesondere ihre geschmackvoll und eigenhändig verzierten Kadenzen im Schlusssatz ließen den Abend in souveränem Glanz schließen, die junge pianistische Mozartistin ließ die sanft in der musikalischen Seele resonierenden Akkorde warm im Saal strahlen.

Begleitet wurde Frau Candotti vom Jungen Kammerorchester Hamburg, welches unter der Leitung ihres Chefdirigenten Justus Tennie mit Auszügen aus Dvořáks Tschechischer Suite zuvor für ein wohltuendes Intermezzo zwischen den pianistischen Klaviergipfeln gesorgt hatte. Auch das Ensemble musizierte die wunderbaren Mozart-Melodien mit viel Liebe und vereinigte sich gänzlich stehend spielend in seliger Harmonie mit der Pianistin!

Foto: Stiftung Flügel-Fundus (c) Kawai.de

Insgesamt ließen die fünf Pianisten und Pianistinnen des Abends die Saiten des Flügels allesamt sonnenhell durch den Saal strahlen, als würden sie die in Hamburg in diesen Tagen schmerzlich vermisste Winterwärme einfach musikalisch im Saal herbeizaubern. So steht der pianistischen Klassik eine warme, souveräne Zukunft bevor!

Johannes Karl Fischer, 5. Januar 2025 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Kawai-Konzertserie 2024, Stefan Bonev, Klavier Alfred Schnittke Akademie Hamburg, 12. Juli 2024

Dmitry Sin, Klavier Alfred Schnittke Akademie Hamburg, 17. November 2024

Bach, Goldberg-Variationen, Alexander Yakovlev, Klavier Laeiszhalle Hamburg, 31. Oktober 2024

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