Das Konzert des Kolisch-Quartetts am 4. Jänner 1937 in Los Angeles © Arnold Schönberg Center
Das ASC hat eine Kooperation mit den Wiener Philharmonikern begonnen. Der erste Abend mit Quartetten von Schönberg und Beethoven war sehr gelungen und lässt auf weitere Konzerte mit exquisiter Kammermusik hoffen.
Arnold Schönberg
Streichquartett Nr. 1 d-Moll op. 7
Ludwig van Beethoven
Streichquartett Nr. 12 Es-Dur op. 127
Ekaterina Frolova, Violine
Holger Groh, Violine
Thomas Hajek, Viola
Edison Pashko, Violoncello
Arnold Schönberg Center Wien, 26. März 2025
von Dr. Rudi Frühwirth
Der erste Abend der Kooperation des ASC mit den Wiener Philharmonikern begann verheißungsvoll. Das Programm war nach einem großen historischen Vorbild gewählt: Das Kolisch-Quartett spielte die beiden Quartette im Jahr 1937 in Los Angeles in Anwesenheit von Arnold Schönberg. Lediglich die Reihenfolge der beiden Werke wurde vertauscht. Das war eine kluge Entscheidung, denn Schönbergs erstes Streichquartett erfordert nicht nur von den Ausführenden, sondern auch vom Zuhörer höchste Konzentration.
Es erstaunt nicht, dass das Werk bei der Uraufführung im Jahr 1907 auf Unverständnis stieß, zu kühn und ungewohnt war Schönbergs Tonsprache im Vergleich zu seinen Vorgängern. Die vier Instrumente sind absolut gleichberechtigt und erzeugen ein fesselndes, aber nicht ganz leicht zu entschlüsselndes Klanggewebe. Unerschöpfliche motivische Einfälle, raffinierte kontrapunktische Verarbeitung, Harmonien hart am Rande der Tonalität und faszinierende Klangeffekte, etwa magisch schwebende Akkorde im Flageolett, kennzeichnen das Werk. Gelegentlich wird dem Hörer eine diatonische Ruhepause gegönnt, bevor der Ritt durch die verschlungenen musikalischen Pfade weitergeht. Das sanfte Ende kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schönberg hier den ersten Schritt in eine neue Musikwelt gewagt hat.
Die vier Interpreten, Mitglieder der Wiener Philharmoniker, haben meines Wissens keine gemeinsame Quartetterfahrung. Zu Beginn des ersten Teils hatte ich den Eindruck, dass sie eher gegeneinander als miteinander spielten. Das mag auch an der ausgeprägt kontrapunktischen Stimmführung liegen, die erst im perfekten Zusammenspiel ihre Logik offenbart. Auch klangen die ersten Minuten dynamisch etwas undifferenziert und in meinem Empfinden zu laut.
Im Verlauf des fast einstündigen Werks stellte sich bei den vier Musikern glücklicherweise mehr Gelöstheit ein. Die berückenden Klänge, die Schönberg stellenweise den vier Streichinstrumenten entlockt, waren beeindruckend ausgeführt. So endete das Werk in schöner Harmonie.

Beethovens späte Streichquartette sind ein Prüfstein für jedes Quartett. Das zwölfte mit der Opuszahl 127 leitet die Reihe ein. Der Aufbau des Werks ist klassisch viersätzig. Es bietet wohl keine ungewöhnlichen technischen Schwierigkeiten; umso wichtiger ist die musikalische Ausdeutung. Die Gleichberechtigung der Instrumente ist bei Beethoven noch nicht so weit fortgeschritten wie bei Schönberg, sodass der Primgeige und dem Violoncello größeres Gewicht zukommt als der Sekundgeige und der Bratsche. Die vier philharmonischen Streicher fühlten sich bei Beethoven hörbar wohl und musizierten von Anfang an in perfekter Eintracht.
Im gesanglichen ersten Satz brillierte Primgeigerin Ekaterina Frolova mit Klangschönheit und ausdrucksvollem Spiel. Der Cellist Edison Pashko legte sonor das harmonische Fundament, Sekundgeiger Holger Groh und Bratschist Thomas Hajek ergänzten das Klangbild mit echt philharmonischem Streicherklang.
Der gewichtigste Satz des Quartetts ist der zweite, eine ausgedehnte Folge von Variationen ganz unterschiedlicher Stimmung. Die vier Musiker arbeiteten die Kontraste fein heraus und schenkten uns einen berührenden Gesamteindruck. Das von punktierten Rhythmen dominierte, wirbelnde Scherzo und das lebhafte finale Rondo rundeten eine vielleicht nicht außerordentliche, aber rundum gelungene Interpretation ab.
Ich hoffe auf viele weitere interessante Abende!
Dr. Rudi Frühwirth, 28. März 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Lieder von Zemlinsky und Schönberg Arnold Schönberg Center Wien, 15. Jänner 2025
Arnold Schönberg, “Gurre-Lieder” für Soli, Chor und Orchester, Wr. Symphoniker, Petr Popelka