© Marie-Laure Briani
Irgendwie schon ein komischer Zufall, dass der ehemalige-Volksoperndirektor mit den Münchnern in Wien im Johann Strauss-Jahr in einer Operette des Walzerkönigs auf höchstem Niveau mitspielt. Und dabei den Wiener Häusern zeigt, wie man Operette spielen kann – ein Armutszeugnis vor allem für die Volksoper; aber nicht nur!
Johann Strauss, Waldmeister
Operette in drei Akten
Mit: Robert Meyer, Regina Schörg, Andreja Zidaric, Daniel Gutmann, Matteo Ivan Rašić u.a.
Regie und Fassung: Josef E. Köpplinger
Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Dirigent: Michael Brandstätter
Gastspiel des Staatstheaters am Gärtnerplatz, München
Website: Home – Johann Strauss 2025 Wien
Museumsquartier Halle E, 28. April 2025
von Herbert Hiess
„Galium odoratum“ – oder das wohlriechende Labkraut. So bezeichnet man diese Würz- und Heilpflanze, die vor allem im Mai in den Wäldern zu finden ist. Neben der Heilwirkung ist sie vor allem der geschmackliche Hauptbestandteil für die Waldmeisterbowle.
Das ist ein recht süffiges und (alkohol-)gehaltvolles Getränk, das leicht einen ordentlichen Rausch hervorrufen kann. Und genau um dieses Getränk hat Johann Strauss seine Operette „Waldmeister“ aufgezogen.
In drei Akten kann man ein Verwechslungs- und Verwirrspiel mitverfolgen, dessen Höhepunkt im zweiten Akt das „Waldmeisterbowle-Gelage“ ist, wo auf lustigste und unterhaltsamste Weise das Rezept dieses Getränks vorgesungen wird.
Der österreichische Regisseur Josef E. Köpplinger hat eine eigene Fassung dieses Werkes nach dem Libretto von Gustav Davis kreiert, die auf sanfte und subtile Weise an die heutige Zeit angepasst ist. Das bedeutet also, hier spielt sich nicht wie heute oft üblich ein Regisseur in den Vordergrund, der mutwillig ein Werk zerstört. Hier lässt man Johann Strauss eben Johann Strauss sein, ohne dabei zu altmodisch und zu bieder zu wirken.
Diese Operette ist das vorletzte Bühnenwerk des Jubilars und wurde 1895, also vier Jahre vor seinem Tod uraufgeführt. Natürlich phantastisch komponiert und instrumentiert; aber diese Operette reicht leider nicht an die „Fledermaus“ oder „Zigeunerbaron“ heran. Vor allem der erste Akt wirkt manchmal etwas zu gleichförmig.
Ganz anders dann aber Akt zwei und drei; vor allem im zweiten Akt nimmt das Verwirrspiel weiter seinen Lauf; mit dem Höhepunkt der Waldmeisterbowle, deren Rezeptur auf lustigste Weise auf der Bühne vorgesungen und -getanzt wurde. Köpplinger machte da gemeinsam mit der Beleuchtung (für die er auch mitverantwortlich war) und der Choreographie eine der lustigsten Szenen dieser Operette.

Großartig die musikalische Umsetzung vor allem durch Chor und Orchester des Münchner Gärtnerplatztheaters. Der österreichische Dirigent Michael Brandstätter (auch Chefdirigent des Theaters) zauberte die tollsten Klänge aus dem hervorragenden Orchester.
Dazu kamen der hervorragende Chor und die Damen und Herren Solisten, wo man eigentlich namentlich keinen hervorheben muss.
Hier zeigte man also Dank der Intendanz des Johann Strauss Jahres 2025 die Ironie, dass man offenbar in München besser Wiener Operette aufführen kann als in Wien selbst. Übrigens auch die „Wiener Festwochen“ – früher ein edles kulturelles Festival – mutierte in der Zwischenzeit zu einem völlig belanglosen und pseudo-alternativem Spektakel-Verein. Natürlich auch dort nichts von Johann Strauss zu bemerken.
Dieses Münchner Gastspiel bereitete viel Freude und einen großen Kunstgenuss; schade, dass es nur bei den paar Vorstellungen blieb!
Herbert Hiess, 29. April 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Johann Strauss Junior, Operetten-Pasticcio Musikverein, Wien, 29. März 2025
CD-Besprechung: Ritter Pásmán/Johann Strauss klassik-begeistert.de, 8. Februar 2025
Sommereggers Klassikwelt 267: Johann Strauss klassik-begeistert.de, 1. Januar 2025