CD-Besprechung:
Vivaldi
Sacro furore
Carlo Vistoli
Akademie für Alte Musik Berlin
harmonia mundi HMM 902383
von Peter Sommeregger
Der 1678 in Venedig geborene Komponist Antonio Vivaldi hatte einen durchaus ungewöhnlichen Lebenslauf. Er wurde zunächst Priester, übte diesen Beruf aber später nicht aus. Der Sohn eines Musikers erhielt 1703 die letzten Weihen, aber nur zwei Jahre später gab er das Priesteramt endgültig auf.
Seine Laufbahn als Komponist verlief über lange Zeit sehr erfolgreich, neben gut fünfzig Opern schuf er zahlreiche Instrumentalwerke und auch eine große Anzahl geistlicher Musik. Gegen Ende seines Lebens kam er in Italien aus der Mode, in Wien versuchte er einen Neuanfang, starb aber 1741 nur zehn Monate nach seiner Ankunft. Lange Zeit war der Komponist fast vergessen, erst ab den 1920er Jahren entdeckte man verschollene Manuskripte, und es begann eine weltweite Renaissance seiner Musik.
Für sein neues Album hat der italienische Countertenor Carlo Vistoli eine kluge Auswahl aus sakralen Kompositionen Vivaldis getroffen. Die Stimme Vistolis verfügt über einen beeindruckenden Umfang, vor allem aber auch über stupende technische Fähigkeiten.
Der Vesperpsalm „Nisi Dominus“, das „Stabat mater“ und besonders die Motette „In furore iustissimae irae“ sind alle gekennzeichnet durch eine sorgfältige Behandlung des Gesangstextes, die von Vistoli bestens umgesetzt wird. Seine Stimme ist von stupender Agilität, die mit Koloraturen und Trillern gespickten Partituren nützt er zu virtuoser, scheinbar müheloser vokaler Umsetzung.
In dem Ensemble Akademie für Alte Musik Berlin steht ihm ein adäquater Klangkörper zur Seite, das Kammermusik-Ensemble ist der Virtuosität des Solisten ebenbürtig und profiliert sich zusätzlich durch drei Instrumentalwerke. Das Concerto for strings in g moll, die Sinfonia „Al Santo Sepolcro“ in b moll und das „Concerto Madrigalesco“ in d moll fügen sich harmonisch zwischen die Gesangsnummern ein.
Die Produktion muss man als hervorragend geglückt bezeichnen, Freunde der Musik Vivaldis kommen voll auf ihre Kosten!
Peter Sommeregger, 14. Mai 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Konzertabend „Vivaldi!“ Elbipolis Barockorchester Hamburg Sendesaal Bremen, 15. September 2024
CD-Rezension: Vivaldi Stabat Mater, Jakub Józef Orliński, klassik-begeistert.de