Mao and friends-Düsseldorf © Kawai Europe
In der Schumannstadt Düsseldorf begeistert der Pianist Mao Fujita gemeinsam mit Renaud Capuçon und Kian Soltani für zwei fein klingende Klaviertrios. Insbesondere des äußerst lebendig musizierte Schubert-B-Dur Trio wurde zu einer musikalischen Sensation!
Kunstpalast Düsseldorf, Robert-Schumann-Saal, 6. Juli 2025
Mao Fujita, Klavier
Renaud Capuçon, Violine
Kian Soltani, Violoncello
Werke von Franz Schubert und Johannes Brahms
von Johannes Karl Fischer
Auch Düsseldorf hat seine Berechtigung als Musikstadt, das Schumann-Haus ist nicht weit vom Konzertsaal und der Weg dorthin führt entlang des Flusses, durch den einst Wotan und Alberich nach Nibelheim hinabstiegen. In der Pause plaudert ein Gast über Aufführungen in der Carnegie Hall, naja, das hiesige Publikum scheint auch ein bisschen rumzukommen. Im Winde dieses Musikgeistes wehen im Robert-Schumann-Saal unter den Ausstellungsräumen des Kunstpalasts frische, begeisternde Schubert-Lüfte, das Publikum ist sanft doch spürbar mitgerissen und bricht am Ende in stehende Ovationen aus!
Trotz einer durchwegs fulminanten Trio-Besetzung wird der Abend dem Festival-Titel, „Klavier Festival Ruhe“ mit Mao Fujitas perlendem, zauberhaftem Klavierspiel mehr denn gerecht. Herr Fujita ließ die Saiten des Shigeru Kawai-Flügels glanzvoll durch den Saal segeln und mischte den wunderbar sanften Klang seines Instruments mühelos in die ausdrucksvollen Streichermelodien. Auch die teils extrem fordernde Klavierstimme – gerade Brahms hat hier vom Anspruch her fast schon ein Klavierkonzert mit obligater Violine und Cello geschrieben – brachte der gerade einmal 25-jährige Pianist schwebend wie ausdrucksvoll zum Klingen und ließ das Trio mit einer Seele singen.

Den musikalische Stimmungsturbo gab allerdings der Cellist Kian Soltani an. Mit Feuer und Flamme stürzte er sich und seine Kollegen in die Fluten der emotionalen Musik, mit brennender Intensität und seinem fast schon fliegenden Cellobogen ließ er die Brahms’schen Klänge in die musikalischen Herzen des Publikums eindringen. Im langsamen Adagio schwebten die wohl platzierten Akkorde sanft im Raum, das flotte Scherzo ließ er springend von den Saiten tanzen. Inmitten dieser wunderbaren, Beethoven-verehrenden Melodien fühlte man tief in der Seele die Liebe des Komponisten zu Clara Schumann…
Das eigentliche Highlight des Konzertabends ereignete sich allerdings schon in der ersten Hälfte, wo Herr Soltani mit seinen Kollegen Schuberts B-Dur Trio D 898 in völlig neue Höhen erhob. Neben mir schliefen zwei Gäste quasi das ganze Werk durch, wie das und vor allem, warum eigentlich? Das war die lebendigste, begeisternde und kurzweiligste Schubert-Aufführung, die ich je erlebt habe! Alle drei Musiker legten sich mit passioniertem Ausdruck in ihre Partien, Herr Soltani ließ das Cello-Solo zu Beginn des langsamen Satzes wie eine tiefemotionale Celloarie singen und gab seine Begeisterung für diese Musik freudestrahlend eifrig an das Publikum ab.
Insgesamt entdeckte man an diesem Abend gänzlich neue Seiten des Schubert-Trios und versank in den wunderbaren Träumen der strahlenden Klänge. Das vierzigminütige Werk verging wie in einem Augenzwinkern!
Auch Renaud Capuçon spielte die Violinpartie souverän und glanzvoll, mit einem ähnlich ausdrucksvollen Klang mischte er sich in das Trio mit ein. Insbesondere im Unisono mit dem Cello verschmolzen die beiden Streichinstrumente wunderbar zu einem warm fließenden Instrumentalgesang. Die auch für die Violine sehr anspruchsvoll geschriebene Partien durchsegelte Herr Capuçon ganz ohne Müh’, seine musikalische Leistung stand seinen beiden Trio-Kollegen um Nichts nach.

Als Zugabe gabs einen Gruß aus Wien, den Marche miniature viennoise von Fritz Kreisler ließen die drei noch über die Bühne tanzen. Ein perfekter und passender Ausklang dieses sensationellen musikalischen Abends!
Johannes Karl Fischer, 7. Juli 2025 für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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Charles Richard-Hamelin, Klavier Laeiszhalle Hamburg, 12. Juni 2025
Andrey Denisenko, Klavier Elbphilharmonie, Hamburg, 14. April 2025