„Götterdämmerung“ in Bayreuth: Zu Beginn des dritten Aktes beginnt das Wunder

Richard Wagner, Götterdämmerung  Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025

Fotos © Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele 2025

Richard Wagner
Der Ring des Nibelungen
Dritter Tag, Götterdämmerung

Musikalische Leitung: Simone Young

Siegfried: Klaus Florian Vogt
Gunther: Michael Kupfer-Radecky
Alberich: Ólafur Sigurdarson
Hagen: Mika Kares
Brünnhilde: Catherine Foster
Gutrune: Gabriela Scherer
Waltraute: Christa Meyer

Das Festspielorchester
Der Festspielchor

Bayreuther Festspiele, 31. Juli 2025

von Iris Röckrath

Zu Beginn des dritten Aktes um 21:10 Uhr beginnt das große Wunder. Die Musik wird zum Ereignis. Was zuvor verwabert und in vielen Momenten recht spannungsarm den Hörgenuss minderte,  blüht endlich im gesamten Orchester nach Wagnermanier aus dem Orchestergraben. Hinreissend die Streicher, majestätisch das Blech. Diese schwelgerischen Töne werden zu einem Gesamtgenuss ausgeschmückt durch ein zauberhaftes Bühnenbild am Fusse des Rheins farblich wie ein Gemälde, an dem man sich nicht sattsehen möchte.

Zu dem beginnenden Wunder tragen die drei Rheintöchter bei, die so homogen und rein singen, dass es eine Wohltat für die Ohren ist. Auch Klaus Florian Vogt zieht das Publikum mit seiner innigst vorgetragenen Erzählung, die ihm leider den Tod bringt, in den Bann. Das ist ganz großartig, diese innigen Momente miterleben zu dürfen.

Der Sänger, der diese gesamte Götterdämmerung zu einem Erlebnis macht, ist Mika Kares als Hagen. Dieser Sänger verfügt über eine unglaublich kultivierte Stimme, die markig und trotzdem wie Samt klingt. Die Hoiho-Rufe lassen einen erschaudern. Mika Kares ist den ganzen Abend präsent und diese intensive Präsenz gepaart mit intensiver Textverständlichkeit über lange Phrasen macht ihn zum Sänger des Abends für mich.

© Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele 2025

Ein besonderer Genuss darf nicht unerwähnt bleiben: Der fast ausschließlich neu zusammengefundene Chor der Festspiele unter Leitung von Thomas Eitler de Lint überzeugt durch Spielfreude (auf der Party hätte man gern mitgetanzt), Textverständlichkeit und Wohlklang. Das macht neugierig auf die heutige Lohengrin-Aufführung.

Grossen Respekt verdient Catherine Foster für die gesangliche Leistung der mörderischen Partie der Brünnhilde. Sie vermag mich nicht restlos zu überzeugen, auch wenn sie am Ende alle Höhen zuverlässig gemeistert hat. Vielleicht verlangt die Regie von ihr zuviel an Hinsetzen, Herumlaufen, Kind zudecken, Kind umarmen etc. Die innere Spannung im Schlussgesang war für mich nicht fühlbar.

Überhaupt ist es als Zuschauer entsetzlich, anzusehen, wie dieses arme Kind auf der Bühne den ganzen Abend  herumgeschleudert, gefesselt und zwischen den Menschen hin und hergeschoben wird und auch noch die angedeutete Vergewaltigung durch Gunther ansehen muss. Hätte man nicht eine Puppe dafür nehmen können?

© Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele 2025

Das Regieteam erntet am Ende einen Buh- und Bravosturm. Die einzelnen Bühnenbilder sind wunderschön anzusehen, allerdings braucht es eine Menge Fantasie, sie mit den bisherigen Seh-Gewohnheiten der Götterdämmerung zusammenzubringen.

© Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele 2025

Vielleicht hätte man die Texte auch umschreiben sollen, damit der Zuhörer das Geschehen auf der Bühne besser versteht. Dass das verführerische Frauenbild in dieser Produktion auf Hochziehen von Röcken und tief dekolletierte Ausschnitte, blondes Haar und besonders keck und sexy reduziert wurde, passt irgendwie nicht mehr in die heutige Zeit. Da das Produktionsteam aber ausschließlich aus Männern besteht, ist das vielleicht ein Irrtum.

Iris Röckrath, 1. August 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

 

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