Sommereggers Klassikwelt 295: Hommage an Sir Charles Mackerras zum 100. Geburtstag

Sommereggers Klassikwelt 295: Sir Charles Mackerras zum 100. Geburtstag  klassik-begeistert.de, 17. Oktober 2025

von Peter Sommeregger

In wenigen Wochen könnte Sir Charles Mackerras seinen 100. Geburtstag feiern, allerdings starb er bereits im Jahr 2010, mit 84 Jahren.

Seine außergewöhnliche Laufbahn, und die Spuren die er in der musikalischen Welt hinterlassen hat, sind Anlass für zahlreiches Erinnern an ihn und Neuauflagen seiner Tonträger anlässlich des runden Geburtstages.

Sir Alan Charles MacLaurin Mackerras, so sein vollständiger Name, wurde am 17. November 1925 als Kind australischer Eltern im Staat New York geboren. Als er zwei Jahre alt war, kehrten seine Eltern nach Australien zurück, wo er mit sechs Geschwistern aufwuchs. Den Grundstein für seine musikalische Entwicklung legte wohl seine Mutter, im Alter von sieben Jahren begann Charles Violine, später auch Flöte zu spielen. Schon früh begann er auch, Gedichte zu vertonen, mit 12 Jahren komponierte er ein Klavierkonzert.

Schon während seiner Schulzeit verstärkte sich seine musikalische Neigung immer mehr, seine Eltern veranlassten einen Wechsel zu einer mehr Sport und praktische Fächer bevorzugenden Schule, was zu mehrfachem Davonlaufen von Charles, und seinem Ausschluss aus der Schule führte.

Mit 16 Jahren durfte er schließlich am NSW State Conservatorium of Music studieren. Noch während seines Studiums arbeitete er als Oboist und Korrepetitor. Im Februar 1947 reiste er nach London, wo er am Sadler’s Wells Theatre Anstellung als Oboist fand. Dort lernte er die Klarinettistin Judy Wilkins kennen, die er nach kurzer Bekanntschaft heiratete. Die Ehe hielt über 60 Jahre, bis zu seinem Tod.

Sir Alan Charles MacLaurin Mackerras © de.wikipedia.org

Ein Stipendium, das er vom British Council erhielt, ermöglichte ihm ein Dirigenten-Studium bei Václav Talich an der Prager Musikakademie. Während seiner Zeit in Prag entwickelte Mackerras eine starke Affinität zur Musik von Leoš Janáček, die ein Leben lang anhielt und später ihren Niederschlag in zahlreichen Aufnahmen von Opern und Orchesterwerken dieses Komponisten fand.

Zurück in London setzte er seine Arbeit an der Sadler’s Wells Opera, heute English National Opera fort. Die Schwerpunkte seiner Dirigententätigkeit lagen bei den Opern Janáčeks und Mozarts.

Sein Ruf wuchs beständig, 1963 dirigierte er erstmals an der Covent Garden Opera, 1972 an der New Yorker Met. 1982 wurde er als erster Australier Chefdirigent des Sidney Symphony Orchestras. 1991 dirigierte er in Prag bei der Wiedereröffnung des dortigen Ständetheaters eine Produktion des „Don Giovanni“, der an diesem Haus seine Uraufführung erlebt hatte.

Bereits 1979 hatte Queen Elizabeth II. Mackerras zum Sir geadelt, er war außerdem Ehrenbürger von Prag.

Seit 2004 war er erster Gastdirigent des Philharmonia Orchestras London, die gleiche Position übte er bei der Tschechischen Philharmonie Prag aus. 2008 wurde er Ehrenpräsident des Edinburgh International Festival, eine Ehre die davor erst einmal, nämlich an Yehudi Menuhin, vergeben war.

Trotz einer Krebserkrankung setzte Mackerras seine Arbeit unermüdlich fort, sein letzter Auftritt war eine „Così fan tutte“-Aufführung beim Glyndebourne Festival im Sommer 2010. Er starb am 14. Juli 2010 in London.

Die Zahl seiner Schallplattenaufnahmen ist kaum überschaubar, die ersten reichen noch in die Ära der Schellackplatten zurück, seine letzten erschienen bereits auf CDs.

Ein Blick in seine Discographie zeigt die enorme Vielfalt seiner musikalischen Interessen. Sein Zyklus von Janáčeks Opern für die DECCA sind vielleicht seine bedeutendste akustische Hinterlassenschaft. Nicht weniger bedeutend sind seine Mozart-Einspielungen, sogar Werke von Gilbert und Sullivan, für die er eine Vorliebe hatte, finden sich unter seinen Aufnahmen, deren Spektrum von Barockmusik bis zu Werken des 20. Jahrhunderts reicht.

Diese vielfach ausgezeichneten Einspielungen wirken noch lange nach seinem Tod als wichtige Dokumente einer großen Persönlichkeit nach.

Peter Sommeregger, 16. Oktober 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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