Puccinis JAHRHUNDERT-OPER „TOSCA“
MIT PHANTASTISCHER BESETZUNG IN DER
DEUTSCHEN OPER BERLIN
Deutsche Oper Berlin, 4. Oktober 2018
Giacomo Puccini, Tosca
Pier Giorgio Morandi,Dirigent
Boleslaw Barlog, Inszenierung
Filippo Sanjust, Bühne/Kostüme
Anja Harteros, Tosca Foto: Marco Borggreve (c)
Marcelo Álvarez, Mario Cavaradossi
Erwin Schrott, Scarpia
von Yehya Alazem
Am Donnerstag feierte Boleslaw Barlogs Inszenierung der „Tosca“ an der Deutschen Oper Berlin ihre 393. (!) Aufführung seit der Premiere 1969. Eine Inszenierung, die allen klassischen Normen entspricht. Da die Inszenierung wenig Aufmerksamkeit erfordert, kann der Zuschauer sich ganz auf das Musikalische fokussieren – und genau das brauchte es am Donnerstagabend. Die Leistungen von Tosca und Scarpia waren von allerhöchster Klasse!
Tosca ist ja eine Rolle, die von allen, wirklich allen großen Sopranistinnen in den letzten 100 Jahren gesungen wurde. Aber nach dem Auftritt der Star-Sopranistin Anja Harteros an der Bismarckstraße in Berlin fragt man sich, ob irgend jemand in den kommenden 100 Jahren die Rolle besser darstellen wird. Was Anja Harteros in dieser Rolle leistet, ist absolute Weltklasse.
Mit Wärme, Leidenschaft und Ausdruckskraft bietet sie dem Publikum mit ihrer unvergleichbaren Stimme ein ganz einzigartiges Erlebnis. Jedoch ist sie nicht nur gesanglich großartig, sondern auch schauspielerisch mit ihrem Einfühlungsvermögen – sie IST Tosca. Ihr „Vissi d’arte“ ist der große Gänsehaut-Moment des Abends. Bravo!
Aber nicht nur Anja Harteros sorgt für eine Weltklasseleistung, sondern auch der uruguayische Erwin Schrott, der Ex-Mann von Anna Netrebko. Sein Bass-Bariton ist gewaltig und facettenreich. Seine Stimme hat eine breite Kraft und einen prächtigen Klang. Er besitzt eine Tiefe in der Stimme, die auch eine weiche Leichtigkeit hat. Dramatisch ist er kompromisslos und hat eine großartige Bühnenpräsenz und Darstellungskraft. Das war ein sensationeller Scarpia, den man nie vergessen wird.
Leider kann Marcelo Álvarez in der Rolle des Mario Cavaradossi nicht vollends überzeugen. Sein Tenor hat zwar einen schönen dunklen Klang, überzeugt auch immer wieder durch schöne sinnliche Momente im höheren Register; allein, sie klingt immer wieder recht bemüht. Obwohl Álvarez‘ Stimme eine sehr gute Strahlkraft besitzt, fließt sie nicht so frei, und er singt zu „eckig“.
Das Orchester unter dem italienischem Dirigenten Pier Giorgio Morandi präsentiert sich schon beim Scarpia-Leitmotiv am Anfang der Oper gewaltig. Man spürt die große Dramatik an diesem Abend, aber leider mangelt es immer wieder an Präzision, und es gibt viele Unsauberkeiten im Orchester.
Yehya Alazem, 5. Oktober 2018, für
klassik-begeistert.de
Der Herr war wohl von Herrn Schrott etwas verblendet (oder versteht nicht allzu viel vom Gesang): Marcelo Alvares war ein überragender, wunderbarer Cavaradossi!
Peter P.
Ich fand Alvares nur zu Beginn gut, in „E lucevan le stelle“ hat er mich in Berlin am 4.10.2018 nicht überzeugt – ganz im Gegensatz zu der aus Baden-Baden am 20.10.2018 auf 3sat übertagenen Aufführung.
Peter Scharneweber