Robert Schumann in Dresden: Thielemann und sein Orchester stürzen sich temperamentvoll in den rhythmisch markanten Kopfsatz

Robert Schumann, 3. und 4. Symphonie, Sächsische Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann,  Semperoper Dresden

Foto: © Matthias Creutziger
Semperoper Dresden, 18.Oktober 2018
2. Symphoniekonzert
Robert Schumann, 3. und 4. Symphonie
Sächsische Staatskapelle Dresden
Christian Thielemann, Dirigent

von Peter Sommeregger

Das siebte Jahr ist Christian Thielemann bereits Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Das Dresdner Publikum scheint ihm sehr gewogen zu sein, vor allem aber lieben ihn seine Musiker, was  einem niveauvollen Musizieren natürlich sehr zuträglich ist.

Thielemann bevorzugt offenbar die umfassende Auseinandersetzung mit einzelnen Komponisten. So hat er nach einem kompletten Zyklus der Brahms-Symphonien einen solchen mit den Symphonien Anton Bruckners nahezu vollendet. Seine Schallplattenverträge dürften bei diesem Drang zur Vollständigkeit sicher auch eine Rolle spielen.

In der laufenden Saison steht nun das symphonische Werk Robert Schumanns im Fokus, das auch wichtigster Programmpunkt der bevorstehenden Asien-Tournee des Orchesters sein wird. Robert Schumann der als Komponist doch ein wenig im Schatten seiner Zeitgenossen Franz Schubert und Felix Mendelssohn steht, hat diese mangelnde Präsenz in den Konzertprogrammen aber nicht verdient.

Im besuchten Konzert am 18. Oktober standen die dritte und vierte Symphonie auf dem Programm. Die dritte in Es-Dur ist Schumanns letzte Symphonie, die vierte wurde aber in einer revidierten Fassung erst nach dieser uraufgeführt, daher die nicht unumstrittene Zählung .Der Name „Rheinische“ lässt sich aus dem damaligen Wohnort der Schumanns, Düsseldorf herleiten. Der schwungvolle Beginn lässt an die viel zitierte rheinische Fröhlichkeit denken, Thielemann und sein Orchester stürzen sich temperamentvoll in den rhythmisch markanten Kopfsatz. Die folgenden drei Sätze sind eher langsam und in Liedform gehalten, besonders gefordert sind die Blechbläser, die in diesem Orchester eine Klasse für sich bilden. Das Werk entspricht keineswegs dem Klischee von Schumanns düsterem Naturell. Entsprechend animiert wird das Publikum in die Pause entlassen.

In der vierten (zweiten) Symphonie erfolgen die Übergänge zwischen den vier Sätzen ohne Pause, lediglich durch kurze Fermaten getrennt. Im ersten Satz wechselt ein langsamer mit einem schnelleren Teil, was sich nach dem ziemlich langsamen zweiten Satz im dritten und vierten wiederholt. Die D-Moll Tonart bildet zu der „Rheinischen“ doch einen deutlichen Kontrast. Im finalen vierten Satz kommen düstere Bläserklänge und Paukenwirbel zum Einsatz, er endet in einer sich zweifach steigernden Stretta.

Beide Symphonien geben diesem Spitzenorchester ausgiebig Gelegenheit, seine solistischen Qualitäten zu beweisen. Der Klang der „Wunderharfe“, wie Wagner einst das Orchester nannte, ist jedes Mal wieder ein Erlebnis!

Langer, herzlicher Beifall in der nicht komplett ausverkauften Semperoper.

Peter Sommeregger, Berlin 21. Oktober 2018 für
klassik-begeistert.de

 

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