Foto: © Matthias Creutziger
Semperoper Dresden, 26. Januar 2019
Symphoniekonzert der Staatskapelle Dresden
Christian Thielemann, Dirigent
Frank Peter Zimmermann, Violine
Sächsische Staatskapelle Dresden
Felix Mendelssohn Bartholdy: Violinkonzert e-Moll op. 64
Anton Bruckner: Symphonie Nr. 2 c-Moll WAB 102
von Pauline Lehmann
Mit viel Bravour und Beifall erklingt in der ersten Konzerthälfte das Violinkonzert in e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. Capell-Virtuose Frank Peter Zimmermann lässt das zweite Violinkonzert – das Mendelssohn für den Geiger und Freund Ferdinand David komponierte – mit einer bewundernswerten Eleganz erstrahlen. Lyrische Phrasen gelingen galant und leichtfüßig, das Pulsierende drängt und kleinste Details sind akzentuiert. Alles wirkt mühelos.
Christian Thielemann strafft die Musik und gibt Mendelssohns Violinkonzert einen ganz unverkennbar einen besonderen Klang. Thielemann fokussiert die musikalischen Bögen beinahe wie von einer Metaebene und fasst gleichzeitig jede Nuance. Ihm gelingt es, zu differenzieren und somit eine einzigartige Phrasierung herauszuarbeiten.
Bereits der weiche Einsatz der Solovioline schafft einen Gänsehautmoment. Schwelgerisch und sensibel gestaltet Zimmermann den Solopart. Thielemann hält die Sächsische Staatskapelle dynamisch zurück und gibt dem Solisten Raum. An den Tutti-Stellen entsteht eine Klangtiefe, durch die die symphonische Form des Werkes zum Ausdruck kommt.
Nach einem beseelten Allegretto ma non troppo brilliert Zimmermann im Rondo mit leicht forschen Einwürfen. Bei den Arpeggien wandert der Bogen mühelos über die Saiten. Nach einem fulminanten Schlusssatz gibt es für den Solisten des Abends Bravorufe und lange Ovationen.
Als Zugabe erklingt – elegisch und wie ein ferner Traum – die Melodia aus der Solosonate für Violine von Béla Bartók. Ein Spätwerk, das der ungarische Komponist 1944 für Yehudi Menuhin komponierte. Die Flageolett-Passagen verleihen dem Stück einen sphärischen Charakter. Eine einsame Melodie durchbricht die Stille in der Semperoper.
Nach der Pause widmen sich Thielemann und die Sächsische Staatskapelle Bruckners zweiter Symphonie und beschließen damit zugleich ihren Bruckner-Zyklus.
Zu den flirrenden Tonwiederholungen der hohen Streicher treten eindringlich die Celli mit dem Leidensmotiv – das Hauptthema des ersten Satzes, welches sich auch in den Folgesätzen verbirgt. Es entsteht ein Klangkosmos. Die Musik baut sich zu einem Klangturm auf, bevor sie jäh abbricht, kurz innehält und sich neu strukturiert.
Selig und beinahe weihevoll entwickeln die Streicher den zweiten Satz. Emphatisch zitieren die ersten Violinen das Benedictus aus Bruckners f-Moll-Messe. Entgegen dem Passus duriusculus erheben sich Solovioline und Flöte zu einem sphärischen Schluss.
Offensiv schildern die Streicher das Tanzmotiv des Scherzos. Nach erregten und unruhigen Klängen kommt im Finale das lyrische Thema in A-Dur von den zweiten Violinen wunderschön. Wieder bauen sich Klangtürme auf, die abrupt abbrechen. Mit dem Kyrie aus seiner f-Moll-Messe setzt Bruckner neu an. Jede Note und jede Phrase sind genau aufgespürt und durchdacht. Bruckners registerhaftes Denken tritt zu Tage und doch sind alle Stimmen miteinander verwoben. Thielemann differenziert die Themen und führt die Sächsische Staatskapelle zu einem leuchtenden C-Dur.
Pauline Lehmann, 29. Januar 2019, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Gestern das Glück gehabt, im Musikverein Wien dabei gewesen zu sein. Christian Thielemann, die Staatskapelle Dresden & Bruckners Zweite, eine Kombination, die sich mit einem einfachen Wort beschreiben lässt: Wow!
Jürgen Pathy
Warum nur wünschen sich so viele den Thielemann nach Berlin. Er ist hier in Dresden gut aufgehoben 😉 und darf gern so lange bleiben wie er möchte. Wenn er dirigiert, ob Konzert oder Oper, kann man sich darauf verlassen ein sinnliches Fest zu erleben und das Publikum dankt es.
Ich habe das Konzert am 27.01.2019 vormittags in der Semperoper gehört – 1. Rang, Reihe 1 für 67,-€ …
kein sinnloses Handygefuchtel wie bei der Fledermaus, kein Zwischenklatschen, einfach Genuss. Ende… Stille…dann Ovationen – Gänsehaut. Und nächstes Jahr zur Opernballzeit geht’s bestimmt wieder nach Wien und Hamburg, das muss doch reichen.
Ganz liebe Grüße aus Dresden.
Jens Ziegenbalg