Elena Zhidkova sorgt für kurze magische Momente in der Wiener Staatsoper

Antonín Dvořák, Rusalka,  Wiener Staatsoper, 2. Februar 2020

Wiener Staatsoper, 2. Februar 2020
Antonín Dvořák, Rusalka

Foto: Elena Zhidkova als Die fremde Fürstin
© Wiener Staatsoper GmbH / Michael Pöhn

von Anna-Maria Pudziow

Am Sonntag, den 02.02.2020 – ein Datum für Zahlenfanatiker– gelangte die Märchenoper „Rusalka“ von Antonín Dvořák zur Aufführung. In dieser Inszenierung war das Werk zum 21. Mal in der Wiener Staatsoper zu sehen.

Das Sujet der Oper kommt aus den Volksmärchen und nimmt das Publikum mit in die Welt der Elfen und Wassergeister. Eine junge Nixe namens Rusalka verliebt sich in einen menschlichen Prinzen und ist bereit, alles zu opfern, um bei ihm zu sein (dies könnte Hans-Christian-Andersen-Fans bekannt vorkommen, und auch Disney-Enthusiasten horchen jetzt wahrscheinlich auf). Gegen den Rat ihres Fürsprechers, dem Wassermann, bittet die Nixe die Hexe Ježibaba, mittels ihrer Zauberkraft ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen. Die Hexe, die im Grunde nur eigene Interessen verfolgt, erfüllt Rusalka ihren Wunsch, nimmt ihr aber die Fähigkeit, in Menschengestalt ihre Stimme zu verwenden.

Zwar verliebt sich der Prinz in die schöne stumme Rusalka, ist ihr aber nicht treu und dadurch nimmt das Märchen seinen Ausgang in Tod und Zerstörung.

Ein musikalischer Hochgenuss ist die Ouvertüre, und in dieser Inszenierung bekommt das Publikum die Möglichkeit, sich diesem Spektakel auf auditiver Ebene ganz hinzugeben, da dankenswerter Weise auf Videoprojektionen verzichtet wurde. Der Klang ist geradezu überwältigend und die Raffinesse der Instrumentation Dvořáks entfaltet sich durch die Interpretation des Staatsopernorchesters, angetrieben von den starken Ideen des Maestros Tomáš Hanus, trefflich.

Sobald die drei Elfen die Bühne betreten, ist das Zusammenspiel leider durch das Auseinanderdriften von Sängerinnen und Orchester gestört und die Lautstärke der Instrumentalisten verweist auch noch im Laufe der Aufführung manchmal die Stimmen auf den zweiten Platz.

Die Rusalka wird von Sofia Soloviy interpretiert. Sie Sängerin ist kurzfristig eingesprungen und bestreitet so sehr mutig ihr Debüt an der Wiener Staatsoper. Soloviys Stimme besitzt eine klangvolle Höhe. Besonders ihre Tiefe besticht die Zuhörer durch ihren weichen und raumgreifenden Klang. Hürden wie das Verheddern von Bühnenrequisiten, in diesem Fall eines langen schwarzen Schleiers, den die Ježibaba in weiser Voraussicht als eine Art Leichentuch für den unglücklichen Prinzen selbst gestrickt hat, meistert Soloviy souverän.

Die Intensität ihres Spiels ist allerdings nicht vergleichbar mit jenem Piotr Beczalas, der den Prinzen lebt und seine Partie mit darstellerischer Kraft verkörpert. In diesem Fall ist dies der Aufführung sehr zuträglich, da es die Divergenzen zwischen dem Verhalten der Zauberwesen und jenem der Menschen unterstreicht. Beczalas Interpretation besticht durch den gezielten Einsatz eines getragenen piano. Die Verständlichkeit der Sprache ist bemerkenswert, nur die Durchgangstöne sind teilweise nicht so intonationssicher, wie man es von dem Tenor gewohnt ist, aber man wird von seinem Spiel und seiner Bühnenpräsenz derart in den Bann gezogen, dass dieser Umstand zu vernachlässigen ist.

Die dämonischen Züge und die mystische Macht der Zauberin Ježibaba scheint es ihrer Interpretin Monika Bohinec angetan zu haben, und dies merkt auch das Publikum. Leider wirken ihre Zauberszenen recht eindimensional inszeniert.

Gabriel Bermúdez als Heger und Rachel Frenkel als Küchenjunge liefern außer eines eindrucksvollen Beineschlotterns aus Angst vor der Ježibaba auch noch klangliche Vielfalt ab. Die drei Elfen sangen Diana Nurmukhametova, Szilvia Vörös und Margaret Plummer. Als Jäger war Rafael Fingerlos zu hören. Seine Stimme ist sehr obertonreich, und durch präzise Aussprache weiß es der Sänger große Räume zu füllen ohne zu forcieren.

Elena Zhidkovas Darstellung der fremden Fürstin und ihre raumgreifende Stimme begeistern… und sorgen für leider viel zu kurze magische Momente im 2. Akt. Die Partie des Wassermanns, gesungen von Jongmin Park, lässt den Hörer in Ehrfurcht erstarren. Was für eine Stimme, was für ein Ausdruck!

Ein gelungener Abend an der Staatsoper. Dvořáks Rusalka fällt nicht nur durch die InterpretInnen auf der Bühne besonders auf, sondern auch durch die MusikerInnen im Orchestergraben: Man achte auf die Bläser, die sich hier besonders verdient machen. Die Oper arbeitet mit einer sehr reichen Instrumentation und vermittelt so dramaturgisch durch Leitmotive zwischen Klang und Bühnengeschehen.

Anna-Maria Pudziow, 5. Februar 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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