Lynsey-Docherty-Steve-Watts-Kelli-Ann-Masterson-Robert-Forrest (c) copyright Phil Tragen 2023
Der „Mikado“ ist, noch vor den „Pirates of Penzance“, zweifellos das populärste Werk des genialen englischen Komponisten- und Autorenduos Gilbert & Sullivan – in Wien schrieb der Kritiker-Papst Eduard Hanslick von einem „beispiellosen Erfolg“ dank Libretto und Musik.
Arthur Sullivan, W.S. Gilbert, The Mikado
Musikalische Leitung: Michael Waldron
Regie: Jeff Clarke
Bühnenbild: Gabriella Csanyi-Wills
Choreographie: Jenny Arnold
Licht: Matthew Cater Kostüme: Kirsty Rowe
Wilton’s Music Hall, London, 3. Juni 2025
von Dr. Charles E. Ritterband
G & S schufen die unverwechselbare englische Operette, die in ungebrochener Popularität landauf, landab vor stets ausverkauften Häusern von kleinen und großen Opernensembles wie namentlich der English National Opera aufgeführt wird: die englische Antwort – reichlich mit typisch skurril-surrealem englischem Humor gewürzt – auf Offenbach in Paris und Johann Strauss in Wien.
Wie bei den französischen und Wiener Pendants geht es bei G & S stets um messerscharfe Gesellschaftskritik unter geschickter Umgehung der Zensur im viktorianischen England. Mit ungehemmter Bosheit werden Karikaturen von selbstherrlichen Politikern und hemmungslos korrupten Beamten wie etwa der vom gewöhnlichen Schneider glanzvoll zum „Lord High Executioner“ aufgestiegene Scharfrichter und der versatile „Lord High Everything Else“ (der oberste Für-Alles-Andere) auf die Bühne gebracht – hier im Rahmen eines fiktiven Japan (das ja damals unter der in Paris und London grassierenden Mode des „Japonismus“ hohe Popularität genoss).

Zu den Merkwürdigkeiten des „Mikado“ gehört das Gesetz, das jegliches Flirten mit der Todesstrafe durch Enthaupten bedroht…

Die 1994 gegründete englische Operntruppe „Opera della Luna“ leitet ihren Namen von der entzückenden Haydn-Oper „Il mondo della luna“ (inspiriert von einem Theaterstück Goldonis) ab. Sie tourt mit einem beachtlichen Operetten-Repertoire (von Hoffmanns Erzählungen bis Csárdásfürstin) einem ausgezeichneten Ensemble bescheidenen szenischen Mitteln und einem winzigen, aber tapfer-musikalischen Orchester durch England.

Im „Mikado“ glänzten sämtliche Darsteller mit köstlicher Komik, exzellenten Stimmen und beachtlichen tänzerischen Fähigkeiten. Fulminant die Musik des kleinen Orchesters, wild, bunt und ziemlich selbstgebastelt das Bühnenbild, üppig die fantasievollen Kostüme, die nur noch entfernt an „Japan“ erinnerten.

Sängerisch herausragend: Die britischen Tenöre Scott Clark als Ko-Ko sowie Robert Forrest als Nanki-Poo und die brillante irische Sopranistin Kelli-Ann Masterson in der Rolle der heiß begehrten Yum-Yum.
Dr. Charles E. Ritterband, 5. Juni 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Besetzung:
Der Mikado: Steve Watts
Nanki-Poo: Robert Forrest
Ko-Ko Lord High Executioner: Matthew Scott Clark
Pooh-Bah, Lord High Everything Else: Carl Sanderson
Yum Yum: Kelli Ann Masterson
Pitty Sing: Lynsey Docherty
Peep Bo /Katisha: Louise Crane
Gilbert & Sullivan, The Pirates of Penzance English National Opera, ENO 8. Februar 2025
Schammis Klassikwelt 30: Von Räubern und Piraten klassik-begeistert.de, 29. September 2024