Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Regie: Benedikt von Peter, Premiere am 17. Juli 2025 Deutsche Oper Berlin © Thomas Aurin
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
Musik von Kurt Weill
Text von Bertolt Brecht
Uraufführung: 9. März 1930 in Leipzig
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Dirigent: Stefan Klingele
Chor der Deutschen Oper Berlin
Werktätigenchor
Inszenierung: Benedikt von Peter
Deutsche Oper Berlin, 17. Juli 2025 Premiere
von Peter Sommeregger
Der Regisseur Benedikt von Peter hat bereits verschiedene Versuche unternommen, traditionelle Abläufe im Musiktheater zu hinterfragen, und Dinge neu zu denken. Für dieses Projekt der Deutschen Oper, der letzten Premiere der Ära Dietmar Schwarz, entwickelte von Peter eine ganz besondere Idee: die Inszenierung von Weill/Brechts „Mahagonny“ sollte nicht auf die Bühne des Hauses an der Bismarckstraße beschränkt bleiben, das Ensemble sollte, von Video-Kameras begleitet, praktisch das ganze Haus bespielen, das Publikum an verschiedenen Punkten live oder auf Leinwänden dem Geschehen folgen können.
Die Umsetzung dieser unkonventionellen Idee verlangte allen Beteiligten große Anstrengungen ab, man merkte aber die Ernsthaftigkeit, mit der alle bei der Sache waren und sich für das Gelingen engagierten.

Problematisch wurde für die Zuschauer, deren Altersdurchschnitt relativ hoch lag, einen geeigneten Platz, möglichst einen Sitzplatz zu ergattern, da der Saal im ersten Teil des Abends geschlossen blieb. Choristen schwärmten kostümiert durch die Foyers und mehr und mehr machte sich Unübersichtlichkeit breit. Als dann der große Saal geöffnet wurde, standen darin nur relativ wenige Sitzplätze zur Verfügung. Man durfte auch auf der Bühne auf Matratzen Platz nehmen, was aber dazu führte, dass die szenischen Abläufe nicht mehr wirklich zu erkennen waren.

So viel zur szenischen Umsetzung, die nicht wirklich stattfand. Das provokante, sozialkritische Stück hätte man gerne etwas konventioneller präsentiert gesehen. Auch der musikalische Teil war in dieser Form schwer zu beurteilen. Stefan Klingele am Pult hielt Orchester, Chor und Solisten gut koordiniert zusammen, unter den gegebenen Umständen eine Leistung für sich.
Die Gesangspartien waren mit gestandenen Opernstimmen besetzt – Evelyn Herlitzius, die ihre großen Partien inzwischen abgegeben hat, gab der Witwe Begbick markantes Profil. Nikolai Schukoff konnte sich mit dem Jim Mahoney tenoral profilieren, und Annette Dasch gab eine handfeste Jenny Hill, die ihren Chansons opernhafte Attitüde verlieh.
Ihr Versuch, das Publikum zum Mitsingen zu animieren, scheiterte allerdings.

So sympathisch von Peters Idee auch klingt, in der Umsetzung hat sie nicht wirklich überzeugt. In dieser Form der Präsentation verschwindet das Stück praktisch hinter dem Aufwand der Realisierung, und auf konventionelles Theater eingestellte Bühnen bieten gar nicht die Vielfalt der Schauplätze, wie das hier angedacht war. Das Theater wurde also nicht neu erfunden, man freut sich um so mehr auf den nächsten Opernabend, der dann bitte komplett auf der Bühne gezeigt werden soll.
Peter Sommeregger, 18. Juli 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
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