Hamburg: Ranas Beethoven fegt die Elphi-Konkurrenz von der Bühne

Beatrice Rana, Klavier / Riccardo Minasi, Dirigent  Elbphilharmonie Hamburg, 29. September 2025

Foto: Beatrice Rana © Marie Staggat

Letztes Jahr begeisterte Beatrice Rana bereits mit Ravel die Hamburger Elbphilharmonie, nun gastierte die Überflieger-Pianistin mit ihren schwungvollen Beethoven-Sound erneut in der Hansestadt. Auch die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ließ sich von diesem musikalischen Eifer in eine strudelhafte Brahms 4 mitreißen und sorgte für einen insgesamt umjubelten Konzertabend!   

Elbphilharmonie Hamburg, 29. September 2025

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Beatrice Rana, Klavier
Riccardo Minasi, Dirigent

Werk von Carl Maria von Weber, Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms

von Johannes Karl Fischer

Zwei Abende, zwei Solisten, gleiches Werk, gleicher Saal: Während Stephen Hough vor genau zwei Wochen Beethovens 3. Klavierkonzert dezent, angenehm aber „erstaunlich zurückhaltend“ spielte, zündete Beatrice Rana heute aus diesen Noten ein regelrechtes Klavierfeuerwerk!
Schon Riccardo Minasis schwungvoll dirigierte Einleitung sorgte für belebte Stimmung in den Rängen, doch dann stürzte sich die Solistin mit Eifer in ihre Läufe und ließ Beethovens Melodien grandios und glorreich durch den Saal fegen. Wie ein Sog zog sie den kraftvollen, doch stets edlen Klang ihres Instruments durch die Partie, man spürte die Saiten in der musikalischen Seele resonieren. Auch der zutiefst innige zweite Satz ließ einen die Melodien mitatmen und in den sonnigen Beethoven-Himmel emporschweben.

Beatrice Rana mischt ganz oben mit

Mit dieser energetischen Meisterleistung der ganz großen Klavierkunst versetzte Frau Rana das Elphi-Publikum in begeisterte Jubelstimmung und stand den Referenzaufnahmen der Liga Pollini, Barenboim oder Richter um nichts nach! In breiten Zügen perlten die Noten von den Tasten, selbst in den feurigsten Stellen schwang stets eine gute Prise Beethoven’scher Eleganz über die Bühne. Der altbekannte Nussknacker-Marsch als Zugabe war zwar saisonal ein wenig verfrüht, ließ aber die atemberaubende Virtuosität der Solistin nochmals in vollem Glanz erscheinen.

Die Deutsche Kammerphilharmonie unter Riccardo Minasi ließ sich enthusiastisch in diesen Beethoven-Strudel hineinreißen und begleitete die Solistin mit sicht- wie hörbarer Freude. Aus der fein klingenden Partitur schwebten luftige Bläserakkorde, die Pauken sprangen punktgenau  zwischen den Streichern hervor. Ihr spritziger Orchesterklang reichte der sensationellen Pianistin einen glanzvollen Klangteppich und bewies einmal mehr die erstklassige künstlerische Qualität dieses Klangkörpers!

Foto: Riccardo Minasi (c) Sophie Wolter

Auch Brahms fegt flott durch die Ränge

Nach der Pause gab’s dann noch Brahms’ 4. Symphonie. Nahezu stürmisch startete Herr Minasi auch in dieses leicht tragisch gefärbte Werk, nahm aber dennoch die innigen Emotionen dieser Musik vollständig mit und füllte den Saal mit wunderbar zauberhaften Streicherklängen. Gänzlich ohne Pult und Taktstock dirigierend tanzte er rasch durch die Partitur, insbesondere der dritte, sehr spielvolle Satz zog mit flottem Drive stimmig durch den Saal.

Freilich geriet Herrn Minasis Ansatz im zweiten Satz etwas an seine Grenzen, das Hornsolo starte etwas zu zielstrebig in die Eröffnungstakte des Adagios. In der Ruhe liegt die Kraft, ein wenig Ausgleich inmitten eines sehr bewegten Brahms-Zugs hätte auch dem Publikum nicht geschadet. Erstaunlich wacker schlugen sich die Musiker indessen gegen ein piependes Hörgerät, dessen hohe Pfeifton sich ungefragt gleich in mehreren Sätzen in die Brahms’schen Melodien einmischte…Während dies im Opernbetrieb mittlerweile häufiger vorkommt, blieben die Konzertsäle davon bislang erstaunlich oft verschont. Zeit, dagegen etwas zu unternehmen, nur was?

Auch das Orchester spielte eine Zugabe, Schuberts Ouvertüre im italienischen Stile gabs zu hören. Seinem klanglich äußerst spaßigen Dirigat fügte Herr Minasi nun ein paar komödiante Gecks hinzu…ein bisschen Spaßstimmung im Klassik-Konzert, gut so!

Mit dieser Beethoven-Sternstunde fegte Beatrice Rana die Konkurrenz regelrecht von der Bühne und erhob diesen leicht überspielten Klavierkonzert-Klassiker freudig in die wolkigen Beethoven-Höhen. Auch der Beethoven-Bewunderer Brahms wäre begeistert gewesen!

Johannes Karl Fischer, 30. Septmber 2025, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Beatrice Rana, Klavier Riccardo Minasi, Dirigent Elbphilharmonie Hamburg, 29. September 2025

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