Kit Armstrong © Michael Staat
Ein prall gefüllter Bonntag: Erst die traumwandlerisch schöne Klaviermatinee mit einem jungen Meister im alten Plenarsaal, anschließend vier Kurzkonzerte in Fabian Müllers alter „Hood“ – und Schumanns Sterbeort – Endenich.
Bonn, 10. September 2023
Konzert 1 (Plenarsaal):
Johann Sebastian Bach (1685-1750) – Präludien und Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier, Band 2 (Auswahl)
Ludwig van Beethoven (1770-1827) – Sonaten Nr. 17 d-Moll, op. 31/2; Nr. 19 g-Moll op. 49/1; Nr. 30 E-Dur op. 109
Kit Armstrong, Klavier
Konzerte 2-5 (verschiedene Spielstätten):
Stadtteilfest Endenich. Fabian Müller & Friends. Werke u.a. von Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy und Ludwig van Beethoven
von Brian Cooper, Bonn
Ein Hauch von Heimbach weht durch Endenich. Der Pianist und Dirgent Lars Vogt ist seit einem Jahr nicht mehr unter uns. Er fehlt. Die ungezwungen-familiäre Atmosphäre, wie man sie von seinem Kammermusikfest „Spannungen“ in Heimbach kennt, wird an diesem Sonntag in Bonn-Endenich ähnlich sein.
Doch gehen wir chronologisch vor, denn es ist ein sehr ereignisreicher Sonntag in Bonn. Zunächst spielt Kit Armstrong um 11 Uhr im Plenarsaal, und erst anschließend geht es nach Endenich zu den sogenannten Stadtteilkonzerten. Und diese Idee der Stadtteilkonzerte bestätigt das, was ich vor einem Jahr als „frischen Wind“ bezeichnet habe, der durch Bonn wehe – dank des unter seinem jungen Intendanten Steven Walter völlig frisch aufgestellten Beethovenfests, das es ja immerhin schon seit 1845 gibt.
10:15 h
Ankunft am Max-Planck-Institut, meiner Arbeitsstätte in der Kurt-Schumacher-Straße, einen Steinwurf vom Plenarsaal entfernt. Ich möchte noch kurz im General-Anzeiger nachlesen, was da genau am Eröffnungswochenende passiert ist. Ein Baby habe wohl bei Beethovens Neunter geschrien – „O Freunde, nicht diese Töne!“ Ich kann’s irgendwie verstehen, aber es wurde halt ziemlich lange nicht aus dem Saal entfernt, was verständlicherweise den Hörgenuss aller Anderen getrübt hat. Es gibt inzwischen angeblich einen Häschtäck, #babygate. Mist, das Wort hatte ich notiert, bevor ich merkte, dass es schon vergeben ist. Ansonsten interessieren mich unsoziale Medien nicht die Bohne.
10:50 h
Eine Klaviermatinee mit dem multibegabten Feingeist Kit Armstrong steht bevor. Doch lassen wir zunächst die Homepage des Beethovenfests sprechen:
Was erwartet mich?
Ein Klavierabend in der außergewöhnlichen Spielstätte Plenarsaal, in dem zwei Giganten der Klaviermusik einander gegenübergestellt werden: Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven.
Es ist bald elf Uhr morgens, ein Abend ist es also nicht, aber wer wird denn hier pedantisch sein. Das Programm bietet eine interessante Zusammenstellung. In der Schlange vor dem nahezu ausverkauften Saal schwärmt hinter mir der Gatte, offenbar ein Connaisseur, seiner Frau vor: „Ein ganz raffiniertes Programm hat er da zusammengestellt!“
Was ist das Besondere an dem Konzert?
Kit Armstrong hat einen Abend kreiert, an dem Beethovens Inspirationsmomente beim Studium von Bachs »Bibel« für Pianisten, dem »Wohltemperierten Klavier«, nacherlebt werden können.
11 h
Das Drumherum ist anders geworden, und das tut dem Beethovenfest so gut. Eine Klaviermatinee also im Plenarsaal, das ist außergewöhnlich, und der Flügel hört sich dort auch außergewöhnlich gut an in diesem Ort der Demokratie (machen Sie mal eine Führung mit, es lohnt sich!), hell und transparent, trotz vieler Glasfronten. Überhaupt werden wir an diesem Tag etliche neue Spielstätten erleben, die überraschend gut klingen – auch das ein Merkmal des neuen Beethovenfests unter dem neuen Intendanten.
Der spricht charmant vor dem Konzert, freut sich über das große Publikum, man sei „sozusagen beschlussfähig“. Kit Armstrong, übrigens in perfektem Deutsch sprechend, erwähnt nach der Pause die zahlreichen Mikros im Saal, mit dem weißen Knopf, man dürfe durchaus Einspruch erheben gegen seinen Vortrag.
Den gibt es nicht. Armstrongs Bach ist meditativ, tiefgründig, und, ich bin gedanklich gerade eher in Kanada als in den USA, es ist mehr Hewitt als Gould.
Ohne störenden Zwischenapplaus geht es über in Beethovens Sturmsonate. Was für ein Spannungsaufbau, erst diese leisen Arpeggien im ersten Satz, vom Publikum übrigens hier noch durch Stillsitzen und stilles Hören unterstützt, und im dritten Satz stürmt es dann im Flügel gewaltig, es wird sehr wild, da tost der Sturm mal so richtig. Mein Gott, denke ich, als Kit Armstrong geboren wurde (1992), hörte ich Alfred Brendel mit dem Stück in Köln. Denkwürdig. Und Brendels lobende Worte über Kit Armstrong, der ja sein Schüler wurde, las ich an irgendeinem zugigen Bahnhof vor etlichen Jahren in der Zeitschrift Piano auf der Rückfahrt von einem Konzert des Klavier-Festivals Ruhr.
Steven Walter hätte die Gelegenheit seiner Ansprache nutzen können, das Publikum zu bitten, die Handys ausgeschaltet zu lassen und weder zu filmen noch zu fotografieren. Und er, der sich zu Beginn des Konzerts zufällig genau vor mich setzte, hätte durchaus mit gutem Beispiel vorangehen und seine Finger vom eigenen Endgerät lassen können. Diskret war’s, ja, aber wenn der Intendant eines bedeutenden Festivals während des Vortrags eines Künstlers, den er selbst eingeladen hat, immer wieder am Handy ist, wird mir angst und bange vor der Zukunft des klassischen Konzertbetriebs. Er sollte Vorbild sein. Louwrens Langevoort sieht man auch mit Smartphone – aber nie, während musiziert wird. Mein eigenes Handy bleibt in Konzerten immer stumm- und vor allem ausgeschaltet.
Altersmäßig ist das Publikum hier, wie auch später in Endenich, gut durchmischt, vom Greis bis zum sehr kleinen Kind. Das ist erfreulich. Mutig das junge Elternpaar mit der etwa Dreijährigen, das sich in die erste Reihe setzt, keine drei Meter vom Künstler entfernt. Häschtäck #babygate. Aber es gibt keine Störung. Das Kind in mir möchte schon fast selbst die Legokiste auf dem blauen Teppichboden unterm Flügel auskippen…
Armstrong spielt wie ein Altmeister, auch daher denkt man an Brendel; alle Linien, die er zieht, haben ein Ziel, die Akkorde werden punktgenau getroffen. Und als er nach der Sturmsonate den Kopf hebt und Bachs cis-Moll-Präludium anstimmt (Bach und Beethoven spielt er im Wechsel), scheint die Sonne von oben auf sein Gesicht. Es entsteht ein magischer Moment, auch die anschließende Fuge wird grandios.
Nach der Pause spricht er von der „vermeintlich einfachen“ 19. Sonate Beethovens, sie ist kurz, er spielt sie wie einen Mozart, und es ist eine Kunst, sie als solcherlei Kunst erklingen zu lassen. Der zweite Satz: kindlich, leichtfüßig, es ist wie Fangen spielen.
In den Gängen draußen, um den runden Plenarsaal herum, wir sprachen von Glas, sieht man viel Trubel und Bewegung, offenbar wird ein Catering vorbereitet, die Servierwagen hören sich an wie die Rollkoffer auf dem Dach der Kölner Philharmonie, diesem denkmalgeschützten Schildbürgerstreich, dazu hört man immer wieder Rufe. Es ist ein neuer Spielort, aber gewisse Dinge könnte man im Vorhinein regeln. (Und keine Sorge, im Lauf des Tages werde ich entspannter.)
In Beethovens op. 109 nimmt Armstrong die Spielanweisung „mit innigster Empfindung“ so wörtlich, dass einem die Augen feucht werden.
Für manche ist das Konzert mit über zwei Stunden Dauer offenbar zu lang (es geht bis etwa 13h10), es wird fünf Takte vor Ende rausgegangen, eine junge Frau filmt und fotografiert nach Herzenslust, die knarzende Plastikflasche ihrer Begleiterin ist nicht notwendig, kein Mensch ist je im Konzert verdurstet, so lang sind Beethovens Sonaten nun auch wieder nicht, das kann man auch hinterher machen. Gleiches gilt für das Tuscheln des Paares neben mir.
Kit Armstrong spielt wie der sympathische Freigeist, der er ist, und schenkt uns noch eine Händel-Zugabe, „The Harmonious Blacksmith“, die fast zum Höhepunkt des Abends – Verzeihung, der Matinee – gerät. Fantastisch. Thank you, Sir.
13:45 h
Köstliche Piroggen im polnischen Restaurant in Endenich, das ich immer schon mal ausprobieren wollte. Die Chronistenpflicht gebietet es: Auch der Rezensent ist ein Mensch, auch er muss essen und trinken. Das Pärchen am Nebentisch vertilgt binnen acht Minuten zwei Riesenschnitzel. Das könnte ich nicht. Er setzt seine Schirmmütze am Tisch nicht ab. Das wiederum könnte ich sehr wohl. Ich denke an Joey Chestnut.
15 h
Endenich ist einer der sympathischeren Stadtteile Bonns. Was man in meinem Stadtteil Plittersdorf nicht sieht: in einem Fenster die EU-Postkarte „Wir dulden hier keinen Rassismus“ als Gruß nach draußen, ein Graffito mit „FCK AFD“ sowie etliche Regenbogenflaggen. Endenich ist überregional vor allem bekannt als Sterbeort Robert Schumanns sowie für seine Kulturmeile in der Frongasse, und genau dorthin geht das Beethovenfest. Spielstätten sind die Harmonie, das Theater im Ballsaal und die Trinitatiskirche umme Ecke, die ich zu meiner Schande noch nicht kannte. Die gleichnamige Kirche am Kölner Filzengraben ist ja berühmt für ihre hervorragende Akustik, und auch in der Bonner Kirche hört man gut.
Fabian Müller, Bonner Pianist und Artist in Residence beim diesjährigen Beethovenfest, hat man freie Hand gelassen, einen Kammermusik-Reigen mit befreundeten Musikerinnen und Musikern zu kuratieren. Die Konzerte finden größtenteils parallel statt; man muss sich also entscheiden, was man wann wo hören will.
15:20 h
Da das Streichquartett jene Musikform ist, mit der ich aufgewachsen bin, besuche ich zunächst das Theater im Ballsaal, in dem sonst beispielsweise das Tanzensemble CocoonDance auftritt. Heute spielt hier das junge Simply Quartet, ein chinesisch-österreichisch-norwegisches Ensemble, Robert Schumanns a-Moll-Quartett op. 41,1. Schumann in Endenich zu hören – das ist was Besonderes, da selten.
Das Simply Quartet beeindruckt mich. Natürlich spielen sie ihren Schumann nicht wie die reifen (und inzwischen aufgelösten) Auryns, die eine herausragende Aufnahme der drei Quartette bei Tacet hinterlassen haben. Die schnellen Sätze sind mir bei den Simplys bisweilen zu ungestüm, wenn auch makellos, vor allem der letzte. Es gehen aber für meinen Geschmack zu viele Details verloren, die dieses Ensemble durchaus auszukosten imstande wäre. Aber: Es ist eine gute Darbietung, und der langsame Satz ist anrührend. Um die Zukunft des Genres muss einem nicht bange werden, angesichts der Güte der nachwachsenden Quartettformationen.
Nach dem ersten Konzert geht es weiter, es ist ein wenig das, was man früher eine progressive party nannte, und die Eintrittskarte wurde zum Armbändchen, das man einfach an der Tür vorzeigt. Praktisch, auch wenn ich sofort an Dorfdisco denke und – schlimmer noch – an Wolfgang Petrys Freundschaftsbänder. Das junge Beethovenfest-Team ist freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend.
16:30 h
Das zweite Konzert findet in der Trinitatiskirche statt. Ein schöner, heller Raum, wunderbar für Kammermusik. Das Publikum deckt eine große Altersspanne ab, viele junge und sehr junge Menschen sind hier. Die Geigerin Liv Migdal erscheint, erzählt ein paar Worte zu Lera Auerbachs kurzen Werken für Solovioline – Tfilah op. 33, ein hebräisches Gebet, sowie vier Sätze aus der für Vadim Gluzman komponierten Lonely Suite op. 70 – und legt los. Einem Baby gefällt’s nicht besonders; die Mutter, die nah an der Tür sitzt, verlässt umgehend den Saal. Gleiches tut bald darauf eine Husterin, die einfach Pech hatte und sich – warum nur? – hinterher beim Saalpersonal entschuldigt. Beide Damen verdienen Lob für ihre Rücksicht.
Auerbachs Werke für Solovioline sind effektvoll komponiert, kurz und kompakt, und sie werden eindrucksvoll von Liv Migdal zelebriert. Ihr Geigenton, in der Tiefe an eine Bratsche erinnernd, füllt den gesamten Kirchenraum aufs Schönste aus. Tolle Musik. „Lucky Vadim“, geht mir durch den Kopf, als ich an den Widmungsträger denke.
Es folgt die vielleicht schönste der zehn Violinsonaten Beethovens, die Frühlingssonate op. 24. Die auswendig spielende Liv Migdal wird von Fabian Müller begleitet. Nein, das ist nicht ganz richtig: Beide begleiten und hören eindrucksvoll aufeinander, und daher werden die raffinierten Modulationen, die herrlichsten Kantilenen, zu einem großen kammermusikalischen Moment der Freude.
17:30 h
Die Freude geht weiter. Für das nächste Konzert bleibe ich in der Kirche. Tanja Tetzlaff stößt hinzu, und die drei legen in Mendelssohns Klaviertrio Nr. 1 in d-Moll op. 49 los wie die Feuerwehr. Sie spielen auf dem Niveau des Beaux Arts Trio. Und die Sonne scheint rein. Das ist der Moment, an dem ich an Lars Vogt denke. Es ist wie im Kraftwerk Heimbach. Wunderbares Musizieren unter Freunden, und das mit einer Lockerheit, die dem Dürener Pianisten ganz sicher gefallen hätte. Er hätte seine langjährige Kollegin Tanja Tetzlaff herzlich umarmt. Es ist der Höhepunkt des Nachmittags.
18:30 h
Das Finale mit allen Beteiligten findet in der Endenicher Harmonie statt, einem Musikclub, in dem sonst in erster Linie Coverbands, Jazzer und Singer-Songwriter auftreten. Und siehe da: Plötzlich steht Fabian Müller in kurzen Hosen und T-Shirt neben mir, auch alle Anderen tragen lässige bis elegante Straßenkleidung. Das ist ganz bewusst so gewollt, wie Fabian Müller erzählt, bevor er wieder einmal herrlichsten Schubert (das zweite der drei Klavierstücke D 946) spielen wird. Der Mann ist eben auch ein lockerer, entspannter Typ.
Leider verpasst man viel von seiner humorvollen Moderation, da er kein Mikro hat und viele einfach quatschen. Meine Highlights: Er freue sich, mit Liv Migdal Sarasates Carmen-Fantasie op. 25 zu spielen, „weil sie die ganze Arbeit hat“. Oder hier, als Tanja Tetzlaff erwähnt, sie habe Astor Piazzollas Grand Tango zuletzt mit vier Saxophonen gespielt: „Das kann ich nicht bieten.“
Es gibt viel zu wenig Sitzplätze in der Harmonie. Aber es ist ein netter Abschluss mit fein dargebotenen musikalischen Häppchen. Ich stehe in der Nähe der Bar, also dort, wo die Klarinettenlegende Paul Meyer, den ich bislang an diesem Nachmittag aufgrund von Terminkollisionen verpasst hatte, sich immer wieder kurz einspielt, während applaudiert wird. Dudeldudeldudel. Endlich werde ich ihn mal wieder hören, und zwar zusammen mit Tanja Tetzlaff in Guillaume Connessons Disco Toccata sowie beim Rausschmeißer, Klezmer Dance von Șerban Nichifor.
Wobei das mit dem Hören in der Harmonie so eine Sache ist. Es ist der einzige Raum, der nicht für klassische Musik geeignet ist. Aber das ungezwungene Ambiente tut gut nach solch einem Marathon. Die Harmonie sollte nur nicht zur Spielstätte für allzu viele Konzerte werden. Und ganz so ungezwungen, dass man zu viert über zwei Handys brütet und lautstark per Bahn-App die nächste Reise plant, während da oben auf der Bühne gespielt wird, sollte es auch nicht zugehen. Leute. Bitte. Kein Benehmen, echt.
Insgesamt ein lohnenswerter und bereichernder Konzertmarathon. Was schön war: Kit Armstrong, Fabian Müller und Liv Migdal haben vor Konzertbeginn kurz und charmant moderiert. Das gibt dem Format klassisches Konzert etwas sehr Nahbares. Erfreulich wäre es, wenn das öfter gemacht würde.
Dr. Brian Cooper, 11. September 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at
Kammerkonzert, Midori, Violine Beethoven-Haus, Bonn, 25. Mai 2023
Umberto Giordano, SIBERIA Theater Bonn, Opernhaus, 12. März 2023 PREMIERE
Ich hatte mich auch schon gefragt, wann #babygate hier thematisiert wird. Dass Säuglinge eine Veranstaltung so kaputt schreien und die Eltern sowie das Saalpersonal dann einfach gar nichts unternehmen, ist aber auch schon ein starkes, ja, eigentlich unglaubliches Stück.
Wenigstens hat die Intendanz ein Fehlerbewusstsein und verteilt nun Rabatt auf nicht ausverkaufte Konzerte. Wäre natürlich noch besser, wenn man beim nächsten Mal einfach reagieren würde!
Liebe Grüße,
Daniel Janz
Lieber Kollege, da pflichte ich Ihnen ganz und gar bei! Ich hatte auch schon diverse unschöne Erlebnisse mit Babys und kleinen Kindern. Schon vor Jahren hat mich das erzürnt, aber da waren solche Einwände noch stark tabuisiert, man wurde sofort als „kinderfeindlich“ eingestuft, wenn man etwas gesagt hat. Das ist natürlich totaler Unsinn, denn die Kritik gilt ja nicht den Babys, die gar nicht wissen können, was sie anrichten, sondern den egoistischen Eltern, die auf andere keine Rücksicht nehmen. Die Generationen meiner Eltern waren da noch anders, die hätten nicht im Traum daran gedacht, einen Schreihals mit in ein Konzert zu nehmen.
Und damals gab es noch nicht die zahlreichen Babykonzerte, die es heute gibt.
Abgesehen davon würde ich mir wünschen, dass Dirigenten das Konzert in einem solchen eklatanten Fall wie in Bonn oder Hamburg abbrechen und die egoistischen Eltern damit coram publicum beschämen. Von Kurt Masur und Riccardo Muti ist überliefert, dass sie schon mal getan haben, als zu viele Leute im Konzert zu laut gehustet haben. Das zeitigte wohl Wirkung.
Liebe Grüße, Kirsten Liese
Da pflichte ich Ihnen ganz und gar bei, lieber Kollege! Ich hatte auch schon unschöne Erlebnisse mit Babys und kleinen Kindern. Schon vor Jahren hat mich das erzürnt, aber da waren solche Einwände noch stark tabuisiert, man wurde sofort als „kinderfeindlich“ eingestuft, wenn man etwas gesagt hat. Das ist natürlich totaler Unsinn, denn die Kritik gilt ja nicht den Babys, die gar nicht wissen können, was sie anrichten, sondern den egoistischen Eltern, die auf andere keine Rücksicht nehmen. Die Generationen meiner Eltern waren da noch anders, die hätten nicht im Traum daran gedacht, einen Schreihals mit in ein Konzert zu nehmen.
Und damals gab es noch nicht die zahlreichen Babykonzerte, die es heute gibt.
Abgesehen davon würde ich mir wünschen, dass Dirigenten das Konzert in einem solchen eklatanten Fall wie in Bonn oder Hamburg abbrechen und die egoistischen Eltern damit coram publicum beschämen. Von Kurt Masur und Riccardo Muti ist überliefert, dass sie schon mal getan haben, als zu viele Leute im Konzert zu laut gehustet haben. Das zeitigte Wirkung.
Liebe Grüße, Kirsten Liese
Ich war zwar nicht bei diesem Konzert anwesend, aber muss mich meiner Vorrednerin, der von mir sehr geschätzten Frau Liese, wieder einmal sehr anschließen. Etwas gegen das Verhalten von Kindern zu sagen, kommt, egal in welchem Bereich, nie gut an. (Ich als Apothekerin darf mich auch nicht erdreisten, das direkt vor mir am HV stehende Kind zu ermahnen, wenn es mir direkt ins Gesicht hustet. Rücksicht ist heutzutage nicht mehr in Mode) Natürlich liegt der Hund bei den Eltern begraben. Ich frage mich dann immer, wer die Erziehung braucht. Die Kinder oder die Eltern. Wenn man seine Kinder, die noch nicht einem solchen Konzert gewachsen sind, unbedingt mitnehmen will, sollte man wenigstens eine andere Location wählen. Ein zwangloses Konzert im Freien incl. Picknick. Dort ist die Geräuschkulisse schon von Haus aus höher.
Aber selbst dort sollten die Erwachsenen ein Mindestmaß an Anstand und eigener Erziehung mitbringen.
Ja, Maestro Muti hätte das nicht
toleriert. Ich habe es selbst schon oft erlebt. Zuerst wedelt er energisch
mit der linken Hand hinter seinem
Rücken, um dem Störfaktor ein Ende zu setzen. Folgt man seiner Aufforderung nicht, dreht er sich zum Publikum und wirft einen zornigen Blick auf eben dieses, um sein Mißfallen deutlicher zu machen.
Er hat diese Courage. Und das hat nichts mit „alter Garde“ oder Pultdiktator, der auch das Publikum beherrschen will, zu tun, sondern mit Anstand und Respekt.
Den Ausführenden Künstlern und den Zuhörern gegenüber. Irgendjemand muss dann die Grenzen aufzeigen, wenn es sonst niemand tut. Sonst endet irgendwann alles im Chaos. Kinder brüllen, Klimaaktivisten stürmen die Bühne, Dirigenten setzen sich auf den Boden und was sonst noch alles. Das Konzert wird zur Nebensache. Wollen wir das so?
Viele Grüße,
Sabine Jesch