Würdevoller als mit Brittens War Requiem kann man einen Karfreitag nicht gestalten

Benjamin Britten, War Requiem  Konzerthaus Berlin, 29. März 2024

Coventry Cathedral 2018, wikipedia.org

Ein tief berührtes Publikum im ausverkauften Konzerthaus feierte alle Interpreten am Ende gebührend. Würdevoller kann man einen Karfreitag nicht gestalten.

Benjamin Britten
War Requiem

Ludmyla Monastyrska
Bogdan Volkov
Samuel Hasselhorn

Rundfunkchor Berlin
Staats- und Domchor Berlin

Konzerthausorchester Berlin
Joana Mallwitz   Dirigentin

Konzerthaus Berlin, 29. März 2024

von Peter Sommeregger

Nur wenige Werke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben einen so festen Platz im Konzertrepertoire gefunden, wie Benjamin Brittens für die Einweihung der nach Kriegszerstörung  wieder aufgebauten Kathedrale im britischen Coventry 1962 geschaffenes War Requiem. Die Idee, den traditionellen Messtexten Lyrik des im ersten Weltkrieg gefallenen Wilfried Owen entgegenzusetzen, die von einem Tenor und einem Bariton gesungen werden, sprengt die ursprüngliche Form, erweitert aber den Sinngehalt des Werkes ungemein.

In der aktuellen, sehr passend auf den Karfreitag gelegten Aufführung im Berliner Konzerthaus erlebte das Werk eine bestechend dichte und konzentrierte Interpretation durch die neue Chefdirigentin des Konzerthausorchesters, Joana Mallwitz.

Joana Mallwitz (Foto: Simon Pauly)

Mit weit ausgreifenden, bildhaften Gesten gebietet sie souverän über den gewaltigen Apparat, den dieses Werk erfordert. Neben dem blendend disponierten Orchester in großer Besetzung kommt dem Chor, in diesem Fall dem Rundfunkchor Berlin und den Knaben des Berliner Staats-und Domchores, erhebliche Bedeutung zu. Ihnen sind die Messtexte anvertraut, aus den Frauenstimmen stechen die Soli der Sopranistin Ludmyla Monastyrska ein wenig scharf und schartig hervor. Dagegen sind die Gedichte Owens vokal bei dem Tenor Bogdan Volkov und dem Bariton Samuel Hasselhorn bestens aufgehoben. Beide Sänger singen äußerst textverständlich, dazu mit starker Emotion, die diesen Stücken gemäß ist.

In der Verbindung des Traditionellen mit dem Modernen liegt die eigentliche Stärke des Werkes, bei dem sich Britten durchaus von den Traditionen eines Mozart, Verdi und Brahms inspirieren ließ, aber ganz klar zu einer eigenständigen Form findet.

Ein tief berührtes Publikum im ausverkauften Konzerthaus feierte alle Interpreten am Ende gebührend. Würdevoller kann man einen Karfreitag nicht gestalten.

Peter Sommeregger, 30. März 2024, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Benjamin Britten, War Requiem Philharmonie Berlin, 10. September 2021

Daniels Anti – Klassiker 39: Benjamin Britten – War Requiem (1962), klassik-begeistert.de

Annelies Van Parys – A War Requiem, Gustav Mahler – Symphonie Nr. 5, Brügge, Concertgebouw, 9. November 2018

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert