Benjamin Herzl & Ingmar Lazar: Kammermusik von großer Anmut und Klarheit

Benjamin Herzl & Ingmar Lazar,  Lorely-Saal Wien, 22. Januar 2020

Foto: Benjamin Herzl & Ingmar Lazar © Shirley Suarez

Lorely-Saal, 22. Januar 2020
Benjamin Herzl,
Violine (Featured Artist der Jeunesse)
Ingmar Lazar, Klavier

von Jürgen Pathy

Benjamin Herzl – ein junger Geiger mit viel Herz. Nicht nur im Namen trägt es der gebürtige Salzburger, der in dieser Saison als „Featured Artist der Jeunesse“ durch Österreich tourt, auch auf seiner wertvollen Violine lässt es der feinfühlige Musiker sprechen. Dessen konnten sich die rund 200 Besucher, die den Weg in den kleinen, aber feinen Lorely-Saal in Wien Penzig gefunden hatten, Mittwochabend überzeugen. Unweit der Hietzinger Kennedybrücke gelegen konnten Herzl und sein Begleiter, der französische Pianist Ingmar Lazar, mehr als nur eine Talentprobe ablegen. Die beiden Jungmusiker, die auf ihrer Österreich-Tournee noch öfters gemeinsam auftreten werden, verwandeln den kleinen Prunksaal, der von fünf Kronleuchtern staffiert wird, in eine Oase der Stille, Ruhe und Besinnlichkeit.

Vor allem Herzl, der ein intensives Studium an der Wiener Musikuniversität bei Christian Altenburger sowie in der Solistenklasse bei Julian Rachlin genießen durfte, hat eine große Gabe: Kein Ton erweckt jemals den Anschein von Schärfe. Niemals breitet sich das Gefühl der Aufdringlichkeit aus. Mag der Beginn der Mozart’schen e-Moll-Sonate für Violine und Klavier, mit der dieser Abend eröffnet wurde, zwar noch etwas behäbig wirken, spätestens nach einigen Takten wird klar, wohin diese Reise führen wird: ins Land der Träume, der zarten und feinfühligen Klänge.  Egal ob Wiener Klassik wie bei Mozarts Sonate, Impressionismus wie bei der g-Moll-Sonate für Violine und Klavier von Debussy oder Romantik wie in Ravels Sonate in G-Dur, sein Geigenspiel ist stets gezeichnet von großer Anmut und Klarheit. Nichts als pure Musik und klare Linien.

Selbst die Zugabe, die Melodie aus Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“ in der Bearbeitung Fritz Kreislers trägt er ohne jeglichen Schwulst und überbordendes Vibrato vor, weiß aber dennoch zu berühren – wie bereits im E-Dur-Abschnitt der Mozart’schen e-Moll-Sonate, den Alfred Einstein als „kurz aufleuchtende Seligkeit“ bezeichnete, drückt dieser feinfühlige Zauber stark auf die Tränendrüsen. Nur bei Ravels Tzigane, einer Konzertrhapsodie, die zu den Paradestücken aller Violinvirtuosen zählt, könnte der junge Geiger etwas mehr Biss zeigen. Obwohl vom Publikum stürmisch beklatscht, wirkt diese Interpretation zu sauber und zahnlos.

In Summe ist Herzl jedoch ein Name, den man sich merken sollte! Die ein oder andere unerfüllte Liebe, ein gebrochenes Herz, und er wird seine Guarneri del Gesù „ex Guillet“ (1732), auf der bereits Größen wie David Oistrach und Joshua Bell gespielt haben, ab und zu auch kratzen und beißen.

Jürgen Pathy (klassikpunk.de), 25. Januar 2020, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

Wolfgang Amadeus Mozart
Sonate e-Moll KV 304 für Violine und Klavier (KV 300c)
Arvo Pärt
Fratres
Claude Debussy
Sonate g-Moll für Violine und Klavier
Edvard Grieg
Sonate Nr. 2 G-Dur op. 13 für Violine und Klavier
Maurice Ravel
Tzigane. Konzertrhapsodie für Violine und Klavier

Benjamin Herzl on Tour bei der Jeunesse:

04. März 2020 | Mittwoch | 19:30 Uhr | Zell am See | Pfarrsaal

13. Mai 2020 | Mittwoch | 19:30 Uhr | Zwettl | Stadtsaal Zwettl

14. Mai 2020 | Donnerstag | 19:30 Uhr | Ohlsdorf | Mezzo

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