Dieser Bildband erlaubt tiefe Einblicke in Alban Bergs Biographie

Buch-Rezension: Daniel Ender, Alban Berg im Bild

Buch-Rezension:

Daniel Ender
Alban Berg im Bild

Böhlau

von Peter Sommeregger

Dieser repräsentative, großformatige Band schließt tatsächlich eine Lücke in der biographischen Literatur über den bedeutenden Komponisten der Moderne. Möglich wurde dieses opulente Projekt erst durch die Digitalisierung des Bildbestandes der Alban-Berg-Stiftung, die systematisch das umfangreiche vorhandene Material erforscht und zugänglich macht.

Waren von dem Komponisten bisher nur einige Porträts vielfach in verschiedenen Publikationen abgedruckt, so blieb sein privates Umfeld aber davon ausgenommen. In dieser mit großer Liebe zum Detail zusammengestellten Publikation wird vor allem der Privatmann Alban Berg lebendig. Vom Foto des zweijährigen Kindes bis zu jener letzten Aufnahme des Fünfzigjährigen kurz vor seinem Tod spannt sich der optische Bogen dieses viel zu kurzen Lebens. Speziell das Eheleben Bergs und seiner Ehefrau Helene, die ihn um gut vierzig Jahre überlebte, ist gut dokumentiert. Helene Berg sind auch die zeitlichen und räumlichen Zuordnungen der Bilder zu danken, die sie handschriftlich vornahm.

Auch jene bereits bekannten Bilder werden hier in optimaler Qualität wiedergegeben, aber der Großteil wird überhaupt erstmalig zugänglich. Die Darstellung von Bergs privatem Umfeld dominiert, aber auch befreundete Künstler, allen voran der Lehrer Arnold Schönberg und Anton Webern sind zahlreich vertreten. Mehrfach ist Berg im Kreise von Opernensembles im Umfeld von Wozzeck-Aufführungen abgebildet, bedauerlich, dass solche Bilder von der legendären Berliner Uraufführung des Werkes 1925 fehlen.

Alban Berg ist in den letzten Jahrzehnten endgültig in den Olymp der großen Komponisten aufgestiegen, was sich auch in permanent steigenden Aufführungszahlen seiner Werke niederschlägt. Sein Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ zählt inzwischen zu den meistgespielten seiner Gattung.

Ein wenig fühlt man sich an das Erscheinen der großen Bild-Biographie Gustav Mahlers erinnert, die Kurt Blaukopf 1978 veröffentlichte. Zu dieser Zeit hatte der Komponist Mahler endgültig jenen Grad der Anerkennung erreicht, die heute als selbstverständlich gilt.

Das Buch, ein beeindruckendes work of love, verfügt auch über einen vorbildlich erstellten Anhang, der neben einem Personenregister, einem Bilder- und Quellenverzeichnis auch eine Auswahl weiterführender Literatur und eine Zeittafel enthält. Die große editorische Sorgfalt zeichnet das Buch aus, das mit Sicherheit zu einem Standardwerk der Alban-Berg-Literatur werden wird.

Peter Sommeregger, 10. August 2023, für
klassik-begeistert.de und klassik-begeistert.at

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