Foto: © Joshua Bell
Dresden, Frauenkirche, 27. Mai 2019
Camerata Salzburg
Andrew Manze, Dirigent
Joshua Bell, Violine
Jean Sibelius,»Rakastava« (»Der Liebende«) op. 14. Suite für Streichorchester, Pauken und Triangel
Antonín Dvořák,Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53
Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36
von Pauline Lehmann
Nach der Mezzosopranistin Joyce DiDonato tritt in diesem Jahr der amerikanische Geigenvirtuose Joshua Bell in die Reihe der internationalen Preisträger in der sächsischen Hauptstadt. Während des Festkonzerts in der Dresdner Frauenkirche würdigen die Dresdner Musikfestspiele mit dem vom Uhrenunternehmen Glashütte Original gestifteten Preis Joshua Bells vielseitiges Engagement um Musikvermittlung und Nachwuchsförderung.
Mit seinem Glauben an die verbindende Kraft der Musik möchte Joshua Bell Menschen zusammenbringen und neue Perspektiven aufzeigen. In seinem Bestreben, junge Menschen an klassische Musik heranzuführen, unterstützt der Weltklassegeiger eine Vielzahl kultureller und sozialer Projekte. So möchte er das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro auf fünf Projekte aufteilen, darunter Education Through Music (ETM) und Turnaround Arts.
Joshua Bell konzertiert international als Solist und Kammermusiker. 2011 übernahm er als Musikalischer Leiter der Academy of St Martin in the Fields die Nachfolge von Sir Neville Marriner. Gemeinsam mit der Camerata Salzburg unter der Leitung von Andrew Manze schafft Joshua Bell innige und kraftvolle Festspielmomente.
Inspiriert von Natur und Mythologie, zeichnet der finnische Komponist Jean Sibelius in seiner Orchestersuite »Rakastava« (»Der Liebende«) ein farbenreiches Stimmungsbild. Getragen von Klangflächen, ist der erste Satz weitschweifig, sphärisch und entfaltet nordischen Glanz. Nach dem freundlich anmutenden zweiten Satz, dem »Weg der Geliebten«, erhebt sich im dritten Satz die wehmütige Melodie der Solovioline über die Streicher, die im verhaltenen Pizzicato und Tremolo agieren. Im Klang der Camerata Salzburg atmet eine Seele.
Festspielintendant Jan Vogler würdigt Joshua Bell als einen „der charismatischsten und erfolgreichsten Musiker weltweit“, der „mit seinem poetischen Violinspiel Klassikfans aller Generationen und Nationalitäten“ erreiche. Joshua Bell führt Antonín Dvořáks Konzert für Violine und Orchester in a-Moll in allen Facetten aus. Höchst expressiv und leidenschaftlich, voller Elan und Feuer, in gesanglichen Passagen lieblich – Joshua Bells Violinspiel vermag es, das Publikum mitzureißen.
Bereits nach vier Takten Orchesterexposition setzt die Solovioline mit einem vierstimmigen a-Moll-Dreiklang im Forte ein und steigert sich über alternierende Arpeggien in Dominante und Subdominante ins Fortissimo. Dvořáks Violinkonzert ist von böhmischer Klangfarbe durchzogen. So fasst auch das lyrisch-schwelgerische Adagio ma non troppo die schwere, slawische Seele. Der Finalsatz ist angelehnt an den Furiant, einen tschechischen Bauerntanz, und endet wild-virtuos.
Im zweiten Teil des Abends erklingt Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 2 in D-Dur. Hier entfaltet die Camerata Salzburg sinfonische Größe und beeindruckt mit der Brillanz der Bläser. Nach dem Kopfsatz voller Esprit entfaltet sich im zweiten Satz ein seichter, versöhnlicher Klangteppich in A-Dur. Die Konstruktion aus Vorder- und Nachsatz hat dialoghaften Charakter, da jeweils die Streicher beginnen und die Holzbläser übernehmen. Dann wird der Satz nach Moll abgetönt. Der dritte Satz – Beethoven wählt erstmals anstelle des Menuetts ein Scherzo – drängt voran. Im Finalsatz Allegro molto trumpft die Camerata Salzburg mit ihrem energetisch-präzisen Spiel auf.
Pauline Lehmann, 30. Mai 2019, für
klassik-begeistert.de
Tags darauf spielte Bell samt Camerata Salzburg im Großen Saal des Wiener Konzerthauses. Ich habe keine Ahnung, wie man es hinbekommt Musik auf „Befehl“, in einem dicht gedrängten Terminplan und zu einer fixen Uhrzeit zu produzieren, ohne dabei wie eine Maschine zu klingen, sondern große Kunst zu erschaffen.
Ich beneide diese Profimusiker auf gar keinen Fall. Für mich wäre das nix!
Jürgen Pathy