DVD-Rezension:
Olga Neuwirth Orlando
Catherine Filloux und Olga Neuwirth: Libretto
Unitel 760804
Mitschnitt der Uraufführung an der Wiener Staatsoper am 8. Dezember 2019
von Peter Sommeregger
Die ehrwürdige Wiener Staatsoper hat sich während der Direktion Dominique Meyers nicht unbedingt den Ruf einer besonders kreativen Bühne erworben. Aber wenige Monate vor dem Ende seiner Amtszeit, brachte Meyer die von ihm an Olga Neuwirth in Auftrag gegebene Oper Orlando zur Uraufführung. Das erforderte einen Kraftakt, der wohl sämtliche technischen und künstlerischen Ressourcen des Hauses an seine Grenzen stoßen ließ.
Aber der Reihe nach: Olga Neuwirth hat sich als literarische Vorlage Virginia Woolfs Kultroman Orlando gewählt, geradezu eine Ikone der Transgenderthematik, verwandelt sich doch der englische Edelmann Orlando im Laufe der Handlung in eine Frau. Neuwirth, die sich zusammen mit Catherine Filloux auch für das Libretto in englischer Sprache verantwortlich zeichnet, spinnt die Handlung aber noch weiter bis in die Gegenwart.
Der Apparat, der für diese auch optische Reise durch mehrere Jahrhunderte aufgeboten wird, ist gewaltig. Videoinstallationen, die in diesem Kontext endlich einmal sinnvoll eingesetzt sind, sowie flexible Versatzstücke ermöglichen schnelle Wechsel der Szenerie. Ein Ensemble von über dreißig Solisten, Chor, Kinderchor, Statisterie und Bühnenmusik wollen gut koordiniert sein. Das gelingt der Regisseurin Polly Graham durchaus, für eine erkennbare eigene dramaturgische Handschrift bleibt aber bei dieser von den Videos Will Dukes, den gelungenen Bühnenbildern von Roy Spahn, vor allem aber den prächtigen, höchst artifiziellen Kostümen des Labels „Comme des Garçons“ dominierten Szene wenig Raum. „DVD-Rezension: Olga Neuwirth, Orlando,
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