Lortzings Musik kämpft gegen ein schwaches Libretto

CD-Rezension:

Albert Lortzing
Zum Groß-Admiral

Münchner Rundfunkorchester

Ulf Schirmer

Cpo 555 133-2

von Peter Sommeregger

Der Berliner Komponist Albert Lortzing, 1801 geboren und 1851 in seiner Heimatstadt gestorben, steht allgemein für heitere Spielopern der Biedermeierzeit. Lortzing, der auch Sänger und Schauspieler war, schrieb im Laufe seines Lebens annähernd 20 Bühnenwerke, die größtenteils auch erfolgreich waren. Trotzdem hatte er lebenslang materielle Sorgen, seiner Ehe entstammten sechs Kinder, die ernährt werden wollten. „CD-Rezension: Albert Lortzing, Zum Groß-Admiral, Münchner Rundfunkorchester, Ulf Schirmer“ weiterlesen

Janáčeks Jenůfa verliert ihre Heimat

Blu-ray-Rezension:

Chor und Orchester der Royal Opera agieren auf gewohnt hohem Niveau, Henrik Nánási ist ein souveräner Beherrscher der Partitur und sensibler Begleiter der Sänger. Von einigen unnötigen Verfremdungen der Regie abgesehen eine gelungene Gesamtleistung.

Leoš Janáček   Jenůfa

Royal Opera House
Henrik Nánási   Dirigent
Claus Guth   Regie

Opus Arte OABD 7302D

von Peter Sommeregger

Man hat sich zähneknirschend schon fast daran gewöhnt, praktisch jede Oper heutzutage nur in verfremdeter Optik vorgesetzt zu bekommen. Mit Riesenschritten entfernt sich die aktuelle Theaterästhetik von Wünschen und Erwartungen des zahlenden Publikums, wie lange das noch gutgeht, ist die bange Frage.

Janáčeks erfolgreichste Oper Jenůfa spielt in der Mährischen Bauernwelt, ist also vom Libretto her klar und eindeutig verortet, der Komponist spielt mit scheinbar folkloristischen Elementen, das ist seine besondere kompositorische Eigenheit. Nimmt man aber seinen Figuren die Erdung durch das ländliche, dörfliche Ambiente, so macht man sie heimatlos und degradiert sie zu abstrakten Charakteren. Genau das geschieht in der Regie von Claus Guth für das Royal Opera House Covent Garden in London. „Blu-ray-Rezension: Leoš Janáček, Jenůfa
klassik-begeistert.de 26. August 2022“
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Riccardo Muti dirigiert eine verinnerlichte „Missa Solemnis“

Blu-ray-Rezension:

Ludwig van Beethoven   Missa Solemnis

Riccardo Muti
Wiener Philharmoniker
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor

Rosa Feola
Alisa Kolosova
Dmitry Korchak
Ildar Abdrazakov

Unitel 806604

 von Peter Sommeregger

Beethovens großes geistliches Chorwerk, die „Missa solemnis“, hat der Komponist selbst als sein Opus Magnum betrachtet und man ist geneigt, ihm zuzustimmen.

Die über 80 Minuten dauernde Komposition des lateinischen Messtextes, interpretiert durch vier Gesangsolisten und einen umfangreichen gemischten Chor sowie ein Orchester in großer Besetzung, ist eine enorme Herausforderung für alle Beteiligten, vor allem aber für den Dirigenten. Fast alle große Dirigenten haben sich im Laufe ihrer Karriere an dem Werk versucht, nicht alle mit überzeugendem Erfolg. „Blu-ray-Rezension: Ludwig van Beethoven, Missa Solemnis, Riccardo Muti, Wiener Philharmoniker
klassik-begeistert.de“
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So selten wie ein weißes Einhorn – A Star is born: Jonathan Tetelman

Man wünscht Jonathan Tetelman einen klugen Umgang mit seinem großen künstlerischen Potential, er hätte das Zeug, in die großen Fußstapfen Plácido Domingos zu treten- und sie auszufüllen!

CD-Rezension:

A Star is born
Jonathan Tetelman

Arias

Deutsche Grammophon  486 2927

 von Peter Sommeregger

Tenöre sind eine rare Spezies, gute Tenöre noch mehr, brillante und gut aussehende sind etwa so selten wie weiße Einhörner. Aber auf einmal gibt es da einen, der sich in Riesenschritten in die erste Reihe katapultiert hat: Jonathan Tetelman.

Leicht hat es sich der inzwischen 33-jährige chilenisch-US-amerikanische Sänger mit seiner Karriere nicht gemacht. Solide ausgebildet wurde Tetelman an der Manhattan School of Music – als Bariton. Nach seinem erfolgreichen Abschluss zweifelte der junge Sänger so sehr an sich selbst, dass er für drei Jahre als DJ arbeitete, und nicht mehr sang. Danach wurde die Sehnsucht nach der Musik aber wieder so groß, dass er sehr schnell auf Tenor umschulte, und so seine Karriere begann. „CD-Rezension: A Star is born, Jonathan Tetelman
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Barrie Koskys geniale Reduktion des „Goldenen Hahns“ überzeugt

Eine Produktion, die man uneingeschränkt empfehlen kann!

Blu-ray Rezension:

Nikolay Rimsky-Korsakov
The Golden Cockerel

Opéra National de Lyon

NAXOS NBDO 150 V

von Peter Sommeregger

Beinahe ist schon wieder vergessen, wie stark die Corona-Pandemie neben allen anderen Lebensbereichen auch den Kulturbetrieb, insbesondere die Theater und Opernhäuser, in ihrer Arbeit beeinträchtigt hatte.

In der hier vorliegenden Aufzeichnung von Rimsky-Korsakovs populärer Oper „Der goldene Hahn“ in einer Produktion der Opéra de Lyon vom Mai 2021 wird dies durch die Masken deutlich, die Dirigent und Chorsänger tragen. Wie weit die strengen Hygiene-Regeln den Regisseur Barrie Kosky zu dieser szenisch extrem reduzierten Regiearbeit veranlassten wird sein Geheimnis bleiben, das Ergebnis jedenfalls fiel sensationell gut aus. „Blu-ray-Rezension: Nikolay Rimsky-Korsakov, The Golden Cockerel
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Florian Klaus Rumpf führt musikalisch durch die Hansestadt

Foto: Ars Produktion Hi-Res-Diskografie Qobuz

CD-Rezension:

Florian Klaus Rumpf
„A Mandolins’s Guide to Hamburg“

von Dr. Andreas Ströbl

Ein völlig in sich ruhender Florian Klaus Rumpf sitzt auf dem Coverphoto seiner CD an einem Kai des Hamburger Hafens, die Mandoline liebevoll in den starken Armen haltend. Auf seiner bunten Hose schwimmen weiße und blaue Fische auf rotem Grund, im Hintergrund ist ein rotes Fährschiff zu erahnen.

Wer nun aber auf dieser CD Shanties oder Hans-Albers-Reminiszenzen erwartet, sitzt auf dem falschen Dampfer, denn hamburgisch oder hanseatisch ist diese Musik tatsächlich nicht. Auch bezieht er sich nicht auf die Komponisten, die in Hamburg gewirkt haben wie Hasse, Telemann,
CPE Bach, Mendelssohn, Brahms oder Mahler. Der Musiker fängt vielmehr Eindrücke und Stimmungen auf und möchte mit seiner Musik Geschichten erzählen. So nimmt er sein Publikum an die Hand, um die feinen atmosphärischen Zwischentöne wahrzunehmen und frei mit verschiedenen Stationen in seiner Wahlheimat zu assoziieren. „CD-Rezension: „A Mandolins’s Guide to Hamburg“
klassik-begeistert.de“
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Der altersweise Herbert Blomstedt mit Honegger und Brahms bei den Salzburger Festspielen

Blu-ray Rezension:

Honegger
Symphony No.3 „Liturgique“

Brahms
Symphony No.4

Herbert Blomstedt
Wiener Philharmoniker

Unitel  806204

von Peter Sommeregger

Auftritte des inzwischen 95-jährigen Dirigenten Herbert Blomstedt sind nicht nur des hohen Alters des unermüdlichen Musikers wegen immer besondere Ereignisse. Blomstedts Charisma, das gleichermaßen auf Orchester wie Publikum ausstrahlt, beglückt durch sein verinnerlichtes Musizieren.

Die Wiener Philharmoniker entdeckten diesen besonderen Dirigenten erst relativ spät für sich, aber inzwischen wollen sie ihn gar nicht mehr loslassen. Im August 2021 fand das Konzert während der Salzburger Festspiele statt, das nun als Blu-ray veröffentlicht wurde. „Blu-ray Rezension: Herbert Blomstedt, Wiener Philharmoniker, Honegger und Brahms
klassik-begeistert.de“
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Warum Mariss Jansons – auch – ein begnadeter Strauss-Dirigent war

Ein Streifzug durch eine Handvoll CDs aus der bei BR Klassik erschienenen Jansons-Edition.


Richard Strauss (1864-1949):

Vier symphonische Zwischenspiele aus Intermezzo, op. 72

Don Juan, op. 20

Ein Heldenleben, op. 40

Also sprach Zarathustra, op. 30

Burleske, WoO, AV 85 (mit Daniil Trifonov, Klavier)

Eine Alpensinfonie, op.64

Tod und Verklärung, op. 24

„Rosenkavalier-Suite“, AV 145

Till Eulenspiegels lustige Streiche, op. 28 (plus Proben-CD)

Vier letzte Lieder, WoO, AV 150 (mit Anja Harteros, Sopran)

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Mariss Jansons, Dirigent

 von Brian Cooper, Bonn

Es ist kaum zu glauben: Schon in wenigen Monaten jährt sich der Todestag des großen lettischen Dirigenten Mariss Jansons (1943-2019) zum dritten Mal. Jenes Mannes also, der sich so sehr in den Dienst der Musik stellte, dass er nur Vorbild für jüngere Musikergenerationen sein konnte. Nur vielleicht nicht gerade hinsichtlich des Schonens der eigenen Gesundheit.

Für uns, die wir mehrmals jährlich zu seinen Konzerten pilgerten, ist es ein kleiner Trost, dass BR Klassik im vergangenen Jahr posthum eine sensationelle Jansons-Edition im Schallplattenformat – also mehr fürs Bücher- denn fürs CD-Regal – herausgebracht hat, die so ziemlich alles enthält, was Jansons mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO) für das hauseigene Label eingespielt hat, darunter auch bis dato Unveröffentlichtes. Unter den 70 Scheiben sind auch mehrere SACDs, zwei DVDs sowie drei CDs mit Ausschnitten aus Proben (Mariss Jansons – The Edition, BR Klassik 900 200). „CD-Rezension: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons, Dirigent
klassik-begeistert.de“
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Beethovens Klavierkonzerte und ihre wunderbare Vermehrung

CD-Rezension:

Beethoven Piano Concertos 0-7

Michael Korstick  Klavier
Constantin Trinks  Dirigent
ORF Vienna Radio Symphony Orchestra

cpo 555 447-2

von Peter Sommeregger

Der Titel dieser bemerkenswerten Box macht neugierig: man war sich doch sicher, Beethoven hätte „nur“ fünf Klavierkonzerte geschrieben. In diesem Punkt gibt es allerdings ein gewichtiges „aber“, wie einem das hervorragend gestaltete, informative Booklet schnell klar macht.

Das in dieser Veröffentlichung mit der Nummer 7 belegte Werk ist eine, von Beethoven selbst erstellte Transkription seines einzigen Violinkonzertes. Es gibt verschiedene Theorien, was den Komponisten dazu veranlasste. Gelungen ist der Austausch des Soloinstruments durchaus, und doch vermisst man in manchen Passagen den „Gesang“ der Violine, vielleicht ist man aber auch nur durch lieb gewordene Hörgewohnheiten voreingenommen. Im direkten Vergleich kann sich die Klavierversion durchaus behaupten. „CD-Rezension: Beethoven Piano Concertos 0-7, Michael Korstick  Klavier
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Jurowski entwickelt seinen ganz eigenen, analytischen Stil

CD-Rezension:

Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr.2

Brett Dean
Testament

Vladimir Jurowski
Bayerisches Staatsorchester

BSOREC  0002

von Peter Sommeregger

Die Bayerische Staatsoper hat inzwischen ein eigenes Label für Ton-und Bildaufzeichnungen herausragender Produktionen gegründet, und folgt damit einem Trend, sich von dem Diktat der wenigen verbliebenen Konzerne unabhängig zu machen.

Als erste CD dieser Reihe erschien Kirill Petrenkos Aufnahme von Gustav Mahlers 5. Symphonie. Inzwischen gab es einen Wechsel an der Spitze der Bayerischen Staatsoper, und so ist es Vladimir Jurowski, der die zweite Veröffentlichung bestreitet. Gewählt wurde der Mitschnitt eines Konzerts vom Oktober 2020, der Beethovens ungewöhnliche 2. Symphonie mit der Komposition des australischen Komponisten Brett Dean „Testament“ kombiniert, einer Hommage an Beethovens legendäres „Heiligenstädter Testament“. Dieses erschütternde Dokument, in dem der Komponist auf sein Gehör-Leiden Bezug nimmt, das zu dieser Zeit begann, seine Tätigkeit zu beeinträchtigen, setzt Dean in eine expressive Tonsprache um. Ursprünglich war das Stück für ein kleineres Streichorchester gedacht, erst in seiner zweiten, hier aufgeführten Fassung wird es von einer vollen Orchesterbesetzung gespielt. Der Bezug zu Beethovens Musik wird durch die nachfolgende Aufführung von dessen 2. Symphonie unterstrichen. „CD-Rezension: Ludwig van Beethoven, Brett Dean, Vladimir Jurowski
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